Herrin des Blutes - Thriller
auferstehen zu lassen.«
Dream runzelte verwirrt die Stirn. »Evelyn?«
»Du kanntest sie als Miss Wickman.«
Dreams Körper versteifte sich ein wenig. »Oh.«
»Natürlich konnte sie nicht wissen, wie dicht ich davorstand, dieses Ziel aus eigener Kraft zu erreichen.« Diesmal wirkte sein Lächeln reumütig. »Es ist nicht leicht, Informationen durch den Schleier zu schicken, der die sterbliche Welt von den verschiedenen Dimensionen des Jenseits trennt. Selbst jene, die in diesen Angelegenheiten bewandert sind, begehen häufig Fehler. Beispielsweise die bedauernswerte Giselle.«
Dream zitterte und lehnte ihren Kopf erneut an seine Brust. »Was wird mit ihr geschehen?«
»Diese Geräusche, die du hörst? Sie zeugen von der Ankunft der Eindringlinge. Sie sind gekommen, um sie zu holen.« Er drehte ihren Kopf zu sich herum. »Und sie werden sie auch bekommen.«
Dream fühlte eine neue Welle der Beunruhigung. Es war so einfach gewesen, sich vom Klang seiner Stimme hypnotisieren zu lassen und in diesen Kokon des Trosts zu schlüpfen, während sie sich in seinen Armen wiegte. Sie brachte sich mit einer entschlossenen Geste auf Distanz und fragte: »Sollten wir nicht irgendwas unternehmen? Früher oder später kommen sie auch zu uns.« Sie nickte in Richtung der Glastüren. »Giselle steckt in der Kammer auf der anderen Seite dieser Wand.«
Er lächelte und strich ihr erneut übers Haar. »Wir werden gar nichts tun.«
In ihren Augen flammte eine spontane Furcht auf. »Warum nicht?«
Sein Lächeln blieb unerschütterlich. »Wir schweben nicht in Gefahr. Wir könnten die Eindringlinge in die Flucht schlagen, wenn wir uns dazu entschließen sollten. Tatsächlich bist du sogar stark genug, es ganz allein zu schaffen. Aber warum sollten wir das tun? Sie werden Giselle mitnehmen, dieses Haus anschließend verlassen und uns nie wieder behelligen. So können wir in aller Ruhe dieses Königreich aufbauen und eventuell sogar bis auf das Territorium meiner Vorfahren ausdehnen. Und wir regieren die nächsten tausend Jahre als König und Königin.«
Dream lachte. » Tausend Jahre?«
»Ja. Das ist ein Teil der Abmachung, die ich mit den Todesgöttern getroffen habe.«
Dreams Lachen erstarb. »Du machst gar keine Witze, was?«
Der Meister schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine das ernst.«
Dream erschauderte. Es war seltsam, sich das vorzustellen. In der Pubertät hatte sie wiederholt der Gedanke an Selbstmord gequält, und nun blickte sie auf ein zukünftiges Leben, das sich womöglich über mehrere Jahrhunderte erstreckte. Zunächst empfand sie die Vorstellung als verstörend, doch je länger sie darüber nachdachte – und in die Augen ihres Geliebten schaute – desto richtiger fühlte es sich an.
Sie lächelte und streichelte seine Wange. »Okay.«
Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich liebe dich, Dream.«
Sie zog am Gürtel ihres Bademantels, öffnete ihn und entblößte ihren Körper. Die Brüste schimmerten blass im fremdartigen Sonnenlicht. Das Geräusch der Schüsse nahm an Intensität zu, als sie forderte: »Komm, fick mich!«
Der Meister lächelte noch einmal.
Und tat, wie seine Königin ihm befahl.
Kapitel 26
Marcy hielt sich mit ihrer Schwester im Bad auf. Ellen saß auf der Toilette, die Jeans bis zu den Knöcheln hinuntergeschoben. Marcy kniete vor ihr und drängte ihre Schwester mit Worten, die diese mit ziemlicher Sicherheit nicht verstand. Hygiene war ein großes Problem für Ellen. Es war schwer gewesen, ihr begreiflich zu machen, dass sie sich nicht einfach auf den Boden hocken und kacken konnte, wenn sie den Drang verspürte. Und es war auch nicht leicht gewesen, ihr die richtige Benutzung der Toilette zu erklären. Man musste immer nach Anzeichen dafür Ausschau halten, dass sie womöglich ein Geschäft verrichten musste. Kurz davor wurde sie unruhig, begann, im Zimmer auf und ab zu laufen und wie ein kleiner Hund, der Gassi gehen musste, zu keuchen und zu winseln. Es erinnerte Marcy an den Versuch, ein Haustier stubenrein zu bekommen.
Ellen wimmerte erneut. »Muhmuh … muh …«
Marcy seufzte. »Komm schon, Ellen. Pressen. Du schaffst das.«
»Muh … muh …« Tränen der Frustration bildeten sich in Ellens Augen. »Muh …«
»Oh, zur Hölle damit.«
Marcy erhob sich und streckte ihrer Schwester die Hand hin, die sie mit dumpfer Dankbarkeit entgegennahm, während sich ein Lächeln um ihre mit Spucke verschmierten Mundwinkel formte. Ellen stand auf, und Marcy half ihr, die Jeans
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