Herrin des Blutes - Thriller
lärmenden Kakofonie.
Chad und Allyson gehörten zu den letzten Angreifern, die das Haus betraten. Sie hatten Mühe, nicht über die überall verstreut liegenden Körperteile und Trümmer zu stolpern. Die große Eingangshalle hatte sich in ein Schlachthaus der Hölle verwandelt. Blut und Leichenteile, wohin man schaute. Chad begegnete dem Tod beileibe nicht zum ersten Mal, aber diese Auswüchse schockierten sogar ihn. Nicht einmal während des scheinbar endlosen Feuergefechts im Tunnel, der zum Haus des Meisters führte, war er solchen Anblicken ausgesetzt gewesen.
Inmitten des Blutbads stieß er auf die Leiche einer dunkelhäutigen Frau. Er runzelte die Stirn und bewegte sich auf ihren leblosen Körper zu. »Das kann doch nicht sein!«
Die tote Frau glich Alicia Jackson, Dreams vor langer Zeit verstorbener bester Freundin, bis aufs i-Tüpfelchen. Es war nicht etwa so, dass sie ihr einfach nur ähnlich sah. Das hätte ihn nicht weiter aus der Bahn geworfen. Nein, sie war – in Ermangelung eines treffenderen Begriffs – eine exakte Kopie der Frau, die Chad kannte. Er wusste, dass Alicia keine Geschwister hatte, schon gar keinen eineiigen Zwilling, deshalb war ihm der Anblick unerklärlich. Er starrte auf Alicias schlaffes Gesicht und vergaß alles um sich herum. Die Ablenkung hätte ihn beinahe das Leben gekostet.
Aus dem Augenwinkel nahm er eine schemenhafte Bewegung wahr und bekam gerade noch rechtzeitig mit, wie Allyson zu seiner Rechten zielte und eine Maschinengewehrsalve auf den Treppenabsatz im ersten Stock schickte. Rote Punkte erblühten auf den schwarzen Hemden zweier bewaffneter Männer. Sie taumelten rückwärts auf weitere schwarz gekleidete Soldaten. Allyson rannte auf die Stufen zu und feuerte durchgehend Schüsse ab. Weitere Männer in Schwarz sackten tot zu Boden, bevor sie Allyson überhaupt ins Visier nehmen konnten. Kurz darauf war kein Feind mehr zu sehen. Die Überlebenden hatten sich auf eine vermeintlich sichere Position zurückgezogen.
Die Schüsse erklangen immer sporadischer und verstummten schließlich fast vollständig. Allyson packte Chad am Arm und versuchte, ihn zur Vordertür zu zerren. Sie beugte sich an sein Ohr und flüsterte: » Komm schon, gottverdammt noch mal, das ist die Chance, auf die wir gewartet haben. Lass uns von hier verschwinden. «
Chad fühlte sich wie gelähmt. Ein Grund war die rätselhafte Begegnung mit Alicia, der Anblick von übel verstümmelten Leichen, Blut und Eingeweide ein weiterer. Aber in erster Linie lag es daran, dass er aus nächster Nähe mitangesehen hatte, wie Allyson kaltblütig jeden tötete, der sich ihr und ihren Zielen in den Weg stellte. Eigentlich durfte ihn das nicht überraschen. Schon mit den Männern, die in sein Haus eingebrochen waren, und den Soldaten, die sie auf der Fahrt hierhin bewachten, hatte sie kurzen Prozess gemacht. Aber nun war er Zeuge geworden, wie sie mindestens vier weitere Männer niedermähte, mit äußerster Präzision und Entschlossenheit. Erst als sie sicher sein konnte, dass die Gefahr nicht länger bestand, ließ sie von ihrem mörderischen Treiben ab. Wie vom Blitz getroffen wurde Chad bewusst, dass er noch nie jemandem so viel bedeutet hatte wie Allyson. Niemand hatte sich je so bereitwillig für ihn in Gefahr begeben und wäre bereit gewesen, für ihn sein Leben zu opfern.
Also ließ er zu, dass sie ihn dem Ausgang entgegenschleifte. Er würde ihr überallhin folgen. Sie erreichten die Tür, die Freiheit bereits vor Augen, doch ein älterer Asiate und sein jüngerer Handlanger standen auf der Veranda und musterten sie mit starren, unergründlichen Mienen. Sie hielten identische silberne Schwerter in der Hand. Chad begriff sofort, dass sie auf dem Posten standen, um genau das zu verhindern, was er und Allyson planten.
»Scheiße. Das war’s dann wohl. Wir gehen nirgendwohin.«
Allyson hob ihre Waffe. »Gottverdammter Mist.«
Chad drückte den Lauf sanft nach unten. »Nein, lass es. Du wärst tot, noch bevor du abdrückst.«
Allyson stieß einen frustrierten Seufzer aus und wandte sich von ihm ab. »Na schön. Scheiß auf die Kerle. Bringen wir die Sache zu Ende.«
Ein paar der Soldaten von Camp Whiskey waren in das Foyer zurückgekehrt. Auch Jim befand sich unter ihnen. Auf seinem Hemd zeichnete sich ein gewaltiger Blutfleck ab, doch er schien selbst nicht verletzt zu sein. Chad nahm an, dass er einen Gegner im Nahkampf getötet hatte. Auch Bai tauchte auf, die Klinge ihres Schwertes dunkelrot
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