Herrin des Blutes - Thriller
Explosionen folgte.
Man konnte die AT-7 nicht nachladen. Die Männer ließen die nutzlos gewordenen Panzerfäuste auf den Boden fallen und machten den Weg für zwei weitere Männer mit identischer Ausrüstung frei. Wieder dasselbe Zischen. Und noch einmal. Gefolgt von weiteren Detonationen. Sie wollten den Feind schwächen und den Weg für den ersten Sturmlauf ebnen, der in wenigen Sekunden folgen würde. Chad rechnete fast damit, dass das zerbrechlich wirkende Haus unter der Wucht der Geschosse einstürzen würde, aber aus unerfindlichen Gründen kam es nicht dazu.
Dann tauchte Allyson vor ihm auf und näherte sich der Rückseite des Lastwagens. Ein Mann in Tarnkleidung warf ihr eine M16 zu. Wie alle anderen Bewohner des Camps war sie für den Einsatz an der Waffe ausgebildet worden. Sie nahm das Sturmgewehr entgegen und eilte zu Chad zurück. Dann tauchte Jim auf der Ladefläche auf. Sein Haar war zerzaust, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, und sein Blick wirkte trüb und gehetzt. Chad hatte den abgesetzten Anführer von Camp Whiskey seit der Nacht des Coups kaum zu Gesicht bekommen. Aber wie der Rest von ihnen war auch er bis an die Zähne bewaffnet. Er grüßte Chad mit einem kurzen Nicken. Dann drehte er sich um und eilte davon, um eine Position an vorderer Front einzunehmen.
Chad wollte ihm etwas hinterherrufen, aber es war zu spät.
Bais Anfeuerungsrufe nahm er durch das Dröhnen in seinen Ohren nur schwach wahr.
Dann stürmten alle gemeinsam voran.
Beide Seiten schossen aufeinander.
Chad hob seine Waffe, zielte blitzschnell und drückte ab. Es tat einen lauten Knall, und der Geruch von Blut waberte schwer in der Luft, als Chad mit der Frau, die er liebte, in die Schlacht stürmte.
Kapitel 25
Sie standen draußen auf dem langen Balkon mit Blick über Razor City, als sie das gedämpfte Tosen der ersten Explosionen hörten.
Dream runzelte die Stirn. »Da ist etwas passiert.«
Der Meister stützte sich mit den Unterarmen auf dem Balkongeländer ab. Er sah genauso aus wie bei ihrer letzten Begegnung. Sie wusste, dass es sich teilweise um eine Illusion handelte. Er verfügte über die Fähigkeit, seine Erscheinung wie ein Chamäleon nach Wunsch zu verändern – es war eine der charakteristischen Eigenschaften seiner Rasse – und er trat ihr bewusst so gegenüber, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Seine feinen Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt, sein muskulöser Körper tief gebräunt. Dieselbe starke, breite Schulter, die sie schon beim ersten Mal ungemein angetörnt hatte. Derselbe intensive und leidenschaftliche Blick. Auch seine immense Stärke, sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und die unglaubliche innere Ausgeglichenheit waren im selben Maße vorhanden, vielleicht sogar stärker als zuvor.
Irgendwo im Haus ging definitiv etwas sehr Ernstes vor sich, aber er schien deswegen nicht im Geringsten beunruhigt zu sein. Dream hörte weitere Explosionen und ein schnelles, knatterndes Geräusch, von dem sie annahm, dass es einer Automatikwaffe zuzuordnen war.
Er starrte noch immer auf den blutroten Himmel und die fremdartige Welt jenseits des Balkons, als er nachhakte: »Weißt du, was sie für ein Ort ist, Dream? Diese Welt da draußen?«
Sie legte die Stirn erneut in Falten. »Nein, aber …«
Er richtete sich auf, drehte sich zu ihr um und schloss sie sanft in die Arme. Sie zitterte und glitt mit einem Seufzen eng an ihn heran. Er streichelte ihre Haare und küsste sie auf den Kopf. »Diese Welt mit dem roten Himmel ist der Ort, von dem meinesgleichen stammt. Unsere Art lebte dort viele Äonen. Dann wurde sie von einer verheerenden Krankheit dahingerafft. Die Überlebenden sind in ihren silbernen Schiffen zu den Sternen geflohen.« Er blickte über die Schulter auf die karge Landschaft jenseits von Razor City. »Diese Welt ist noch immer tot, und alle anderen meiner Art sind schon seit langer Zeit verschwunden, aber aus irgendeinem Grund ereilt mich immer wieder ihr Ruf. Siehst du die Pyramide dort in der Ferne?«
Dream folgte seinem Blick. »Die ist neu, nicht wahr? Oder zumindest relativ neu. Und doch haben die Sklaven schon daran gearbeitet, bevor ich hergekommen bin.«
Der Meister nickte. »Neu, ja. Allerdings wird sie anhand antiker Konstruktionspläne erbaut. Wenn sie fertig ist, wird sie eine exakte Rekonstruktion der Pyramiden meiner Vorfahren sein, die als heilige Tempel genutzt wurden. Ich glaube, dass Evelyn die Absicht hatte, meine sterbliche Hülle eines Tages darin
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