Herrin des Blutes - Thriller
knarrenden Vordertür wartete das Innere eines riesigen Herrenhauses, das viel zu groß war, um in die Hülle des uralten Gemäuers zu passen. Und doch: Wenn man das Innere erst einmal betreten hatte, ließ sich seine offensichtliche Realität nicht mehr von der Hand weisen.
Und wenn sie es erst einmal betreten hatten, sinnierte Miss Wickman mit einem steifen Lächeln, konnte keiner von ihnen hoffen, ihm jemals lebend zu entkommen.
Sie hatte aus den Fehlern des Meisters gelernt. Ihr neues, eigenes Königreich war definitiv beeindruckend, aber es war nicht zu groß oder gar außer Kontrolle geraten. Es verursachte ihr keinerlei Mühe, es mit straffer Hand zu regieren. Die Sklaven, die sie hielt, durften nicht miteinander sprechen, wenn sie nicht wollten, dass sie ihnen die Zunge herausschnitt und sie damit fütterte. Diese Schweigeregel reduzierte die Chancen einer Revolte dramatisch.
Mittlerweile empfand sie ihre Situation als nahezu perfekt. Die letzte Herausforderung bestand in der nach wie vor andauernden Jagd auf die überlebenden Revolutionäre aus dem Haus des Blutes. Aber die Jagd machte große Fortschritte, und sie war sicher, schon bald alle eingefangen zu haben, auf dass sie vor ihr niederknieten und um Gnade winselten.
Miss Wickman trat in einen langen Korridor, der von flackernden Kerzen in Wandleuchtern erhellt wurde. Beide Seiten des Korridors wurden von Türen gesäumt, die zu Schlafzimmern führten, welche ihr als Folterkammern dienten. Sie warf einen Blick durch den Spalt einer offen stehenden Tür auf ein dünnes blondes Mädchen in einem hautengen schwarzen Lederanzug.
»Hallo, Gwendolyn. Genießt du deine Arbeit heute Abend?«
Das Mädchen lächelte sie an, während sie einem Mann im mittleren Alter, der an ein Himmelbett gefesselt war, einen Hieb mit einer Peitsche versetzte. »Ich liebe sie. Wie immer, Meisterin.«
Miss Wickman beobachtete, wie die Peitsche einen Fetzen seiner schwabbeligen Haut abtrennte, und erwiderte das Lächeln des Mädchens. Sie überließ Gwendolyn wieder ihren Aufgaben und setzte den Weg zum Ende des Korridors fort, wo eine Flügeltür zu ihren eigenen Gemächern führte. Als sie sich näherte, öffneten sich die Türflügel und schwangen nach hinten, als hätte sie einen elektrischen Sensor aktiviert. Sie schlossen sich wieder, als sie das Zimmer betrat. Der Raum war riesig und gut ausgestattet – eine würdige Heimstatt für eine Königin. An der hinteren Wand des Zimmers stand ein massives Himmelbett mit einem Himmel aus Samt, während eine Bibliothek und eine Bar eine andere Ecke des Raumes dominierten.
Vor einer scheinbar vollkommen ordinären, kahlen Stelle der Wand blieb sie stehen. Ihre Finger strichen über die Oberfläche der Wand, auf der die Umrisse einer Tür erschienen. Sie tippte einmal mit dem Zeigefinger dagegen und das Mauerwerk öffnete sich. Die Tür, eine riesige Steinplatte, gab ein schabendes Krächzen von sich, als sie mit der Unterseite über den Felsboden der verborgenen Kammer glitt. Dahinter erstreckte sich tiefe, stickige Finsternis, eine so undurchdringliche, überwältigende Schwärze, dass viele, die in sie hineinblickten, Angst hatten, für immer von ihr verschlungen zu werden. Eine Angst, die nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt lag.
Miss Wickman trat jedoch ohne Zögern in die klammernde Dunkelheit. Die steinerne Tür schwang langsam hinter ihr zu und die völlige Abwesenheit von Licht hüllte sie vollständig ein. Einen Augenblick lang fühlte sie sich wie eine umherwandelnde Seele, die in einer Art Niemandsland zwischen den Welten schwebte. Aber das Gefühl verflüchtigte sich schnell wieder, denn dies war ihr Königreich. Ihre Dunkelheit. Sie herrschte über die Geister und Elemente dieses Ortes. Sie war das Einzige, wovor man sich hier fürchten musste. Dieses Wissen erregte sie, und ihre Nippel wurden steif und schoben sich gegen den Stoff ihres eleganten Kleides.
Ein gedämpftes Wimmern durchschnitt die Stille.
Miss Wickman schnippte mit den Fingern und auf den entzündeten Dochten mehrerer Kerzen loderten dünne Flammensäulen auf.
Ein weiteres, lauteres Wimmern, das beinahe wie ein Stöhnen klang.
Miss Wickmans Nasenlöcher blähten sich. Sie sehnte sich danach, an sich herumzustreicheln. Stattdessen legte sie jedoch die Hände an die Hüften und näherte sich dem Käfig, der an einer robusten Kette von der Decke baumelte. Das dunkelhaarige Mädchen winselte und rutschte in die hintere Ecke ihres
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