Herrin des Blutes - Thriller
Gedanken mehr machte.
Dream beschloss, die Augen geschlossen zu halten, solange der geheimnisvolle Mann diese wunderbaren Dinge mit ihrem Körper anstellte. Sie genoss die Vorstellung einfach zu sehr, dass er absolut jeder sein konnte. Vielleicht sogar …
Das Bild, das vor ihrem inneren Auge auftauchte, erschien so abrupt und wirkte so schockierend lebendig, dass sie nach Luft schnappte. Ein Teil ihres Verstandes wehrte sich dagegen. Nein. Der Mann, an den sie sich erinnerte, war ein Monster. Er hatte schreckliche, entsetzliche Dinge getan. Und er war für den Tod ihrer Freunde verantwortlich. Aber die Dream, die sich um derartige Dinge sorgte, wohnte in jenem Teil ihrer Seele, den sie so verzweifelt unterdrückte. Diese Dream gab es nicht mehr. Der Mensch, zu dem sie geworden war, hatte sich mit der Düsternis arrangiert und begrüßte ihre Verderbtheit.
Anstatt die Vision beiseitezuschieben, ließ sie daher zu, dass sie sich in ihrem Geist noch deutlicher abzeichnete. Sie stellte sich vor, wie der Meister auf ihr lag und sein nackter Körper im flackernden Kerzenlicht schimmerte. Genau wie in der einzigen Nacht, die sie mit ihm verbracht hatte. Der Sex mit ihm war schlicht unglaublich gewesen – viel, viel besser als alles, was sie jemals zuvor erlebt hatte.
Ihr Körper wand sich auf dem Bett hin und her und genoss das Gefühl der rauen, maskulinen Hände, die ihr weiches, sehnsüchtiges Fleisch kneteten. Die Finger, die mit ihrer Vagina spielten, schoben sich unvermittelt in sie hinein, bogen und streckten sich und lösten ein erstes orgiastisches Zucken aus, das ihr einen zitternden Schrei der Ekstase entlockte. Sie drängte ihr Becken gegen die Finger, die sich weiter in ihr bewegten.
Sie wünschte sich sehnsüchtig, von etwas anderem penetriert zu werden, und sagte: »Nimm mich …« Ein Keuchen. Die Finger in ihr dehnten sich erneut. »Tu es. Bitte …«
Der Mund löste sich von ihrer Brust und eine Stimme erwiderte: »Ich fürchte, das bekomme ich nicht hin, Baby.«
Dream riss die Augen auf und starrte mit offenem Mund in das grinsende Gesicht von Alicia Jackson. »Tut mir ehrlich leid, aber dafür fehlt mir die nötige Ausrüstung.« Alicias Zunge schoss aus ihrem Mund und spielte mit Dreams noch immer steifem Nippel. »Aber das hier kann ich die ganze Nacht lang machen, wenn du willst …«
Dream verzog angewidert das Gesicht, als eine Made aus Alicias Mund auf ihre Brust glitt. »Lass mich in Ruhe!« Ihr Körper zuckte zurück, als die tote Freundin sie erneut berührte, und sie versank noch tiefer in der weichen Matratze. Die winzige Larve klammerte sich an ihrer Haut fest, und Dream versuchte instinktiv, sie wegzuwischen, konnte die Arme jedoch nicht bewegen – sie hingen straff hinter ihrem Kopf. Sie blickte hinter sich und bemerkte, dass sie an das Bett gefesselt war. Sie riss mit aller Kraft am Seil, aber das mehrfach um ihre Handgelenke geschlungene Material scheuerte dabei lediglich ihre Haut auf und gab nicht einen Zentimeter nach.
Inzwischen wieder bei vollem Bewusstsein, nahm Dream weitere Einzelheiten ihrer Umgebung wahr. Einen Ventilator an der Decke über sich. Lange Staubflusen an den reglosen Flügeln. Ein Bücherregal, wahllos mit alten Taschenbüchern vollgestopft. Einen alten Fernseher mit Zimmerantenne auf einer alten Kommode. Mehrere Haufen mit schmutziger Wäsche auf dem Boden. Kitschig-billige Vorhänge vor den beiden Fenstern. Ein zerknittertes Poster mit Knickspuren von Robert Smith an der geschlossenen Schlafzimmertür. Und dann war da noch ein schwacher Pissegeruch, den sie aus unerfindlichen Gründen mit Katzen assoziierte. Als sie die klebrige Nässe unter sich spürte, wurde ihr bewusst, dass sie im Schlaf ins Bett gepinkelt hatte.
Ekelhaft.
»Wo bin ich?«
Alicias Hand glitt aus Dreams Vagina. Die tote Frau lächelte sie an und leckte die Feuchtigkeit von ihren aufgedunsenen Fingern. »Mmm … Du bist nicht länger in Kansas, Süße.«
Dream verzog angewidert den Mund. »Du bist nicht Alicia.«
Die Erscheinung verdrehte ihre milchigen Augen. »Wie ermüdend. Das haben wir doch alles längst geklärt. Ich …«
»Ich weiß, dass du real bist«, schnitt Dream ihr das Wort ab. In ihrer Stimme brannte ein Feuer. »Aber du bist nicht meine tote Freundin. Sie hätte mir niemals etwas so Abscheuliches angetan.«
»Vor einer Minute hast du es alles andere als abscheulich gefunden.«
Dream errötete. »Vor einer Minute dachte ich auch noch, du wärst …« Sie
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