Herrin des Blutes - Thriller
aus ihren Beinen und sie sackte auf die Knie. Wandas Lächeln wurde breiter, als sie weiter auf Allyson zuging und den Lauf des Gewehrs gegen die Mitte ihrer Stirn presste.
Sie lachte, als sie die Tränen sah, die über Allysons Wangen rannen. »Armes kleines Ding. Hast du wirklich gedacht, ich bring dich hier raus, damit wir uns von Frau zu Frau unterhalten können und du mir dein Herz ausschütten kannst?«
Allyson zitterte unkontrolliert. Der Stahl, der sich in ihr Fleisch bohrte, fühlte sich an wie Gottes eiskalter Finger – als vollstrecke der Allmächtige sein Todesurteil an ihr. Sie hatte in der Vergangenheit eine Menge schlimmer Dinge getan und nun war offenbar die Zeit der Abrechnung gekommen.
Wanda presste die Waffe mit wachsendem Druck gegen Allysons Stirn und zwang sie, in ihr grinsendes Gesicht zu blicken. »Meine Meisterin hat mich zu deiner Henkerin auserkoren. Du hättest uns niemals hintergehen dürfen, du Schlampe.«
Allyson blinzelte sie verwirrt an. »Wa…?«
Wandas Zeigefinger übte ein wenig Druck auf den Abzug der 9-Millimeter aus. Allyson wusste, dass sie an der Schwelle zum Jenseits stand. Sie hätte zu Gott beten und ihn um Vergebung bitten sollen, in der Hoffnung, dass er sich ihr gegenüber als gnädig erwies, sobald sie die andere Seite erreichte. Aber ihr Verstand raste und versuchte instinktiv, einen Sinn in Wandas Worten zu finden.
Es schien beinahe so, als hätte …
PENG!
Allyson schrie auf, als der Schuss sich löste und der Knall auf der gesamten Lichtung widerhallte, während Wanda rückwärts taumelte und mit voller Wucht auf den Boden prallte. Allyson blieb einen Moment lang wie versteinert stehen und verstand zunächst nicht, dass sie noch lebte, während es ihre potenzielle Mörderin erwischt hatte. Sie schnappte nach Luft, als sie die schweren Schritte hörte, die an ihr vorbei auf die gestürzte Frau zueilten.
Der Soldat, den sie vor der Kantine gesehen hatte, kniete sich neben Wanda und fühlte ihren Puls. Er sah Allyson mit düsterer Miene an und verkündete: »Sie ist tot.«
Allyson nickte.
Dann verschwamm die Welt um sie herum. Eine gnädige Ohnmacht umfing sie.
Kapitel 13
Der Ausblick vom Balkon gefiel ihr von Tag zu Tag ein wenig besser. Draußen in der fremdartigen Wüste nahm eine bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft rasch Gestalt an. Es waren bereits zahlreiche primitive Hütten entstanden, die gemeinsam mit einer Handvoll Fertighäuser und Wohnwagen die Landschaft durchzogen. Die Hütten dienten als Wohnquartiere für die Sklaven. Die komfortableren Behausungen wurden von der Schwarzen Brigade als Unterkünfte in Anspruch genommen. Sie waren von einem Maschendrahtzaun mit Stacheldraht obendrauf umgeben. Zu den Plänen für die nähere Zukunft zählten die Errichtung eines großen Marktes unter freiem Himmel sowie Kneipen und Vergnügungslokale, in denen die Livesex- und Foltershows, die einst schon die Lehensherren von Unten unterhalten hatten, zu neuem Leben erweckt werden sollten.
Giselle hatte die Absicht, die Siedlung in ein lebendiges Zentrum des Schmutzes und der Dekadenz, der geschmacklosen Spektakel und der völligen Korruption zu verwandeln. Sie stellte sich vor, wie sie in einigen Monaten aussehen würde: eine komplett entwickelte Stadt der Verdammten. Verbrauchte Prostituierte, die in den Gassen verbluteten. Rasiermesser schwingende Psychopathen, die durch die dunklen Ecken zogen. Mörder und Kleinkriminelle, die nebeneinander öffentlich am Galgen baumelten. Kinder, die den Armen ihrer Eltern entrissen wurden und zusehen mussten, wie Soldaten der Schwarzen Brigade Mommy und Daddy auf offener Straße vergewaltigten und abschlachteten. Dazu nächtelange Fetisch- und Foltersessions in einer Lounge, die nur einer kleinen Elite aus den oberen Machtstrukturen der Brigade offenstand.
Die lebendige Vorstellung dieser Gräueltaten zauberte ein Lächeln auf Giselles Gesicht.
Jenseits der embryonischen Stadt arbeiteten noch immer Hunderte von Sklaven, die nichts weiter am Leib trugen als Lendenschurze und Sandalen. Sie schleppten riesige Steinklötze auf den stetig wachsenden Bau zu, der am Horizont gerade so zu erkennen war. Die Technologie und die Maschinen, die nötig gewesen wären, um die Bauarbeiten zu beschleunigen, standen zwar zur Disposition, aber Giselle zog es – genau wie bei so vielen anderen Angelegenheiten – vor, die Arbeit auf altmodische Art verrichten zu lassen. Es machte ihr Spaß, zuzusehen, wie die Sklaven sich
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