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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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dich nicht kennen. Sie hat dir nichts getan, und du behandelst sie, als ob du sie verabscheust. Das hat sie nicht verdient. Sie ist eine liebenswerte, anziehende und anständige …«
    »Lass mich in Ruhe mit ihr.« Lenz stand mit einem Ruck auf. Christopher hatte früher nie Streit mit ihm gesucht, er hatte den großen Ziehbruder und dessen Ansichten bewundert. Lenz hatte geahnt, dass sich das jetzt ändern würde.
    »Das kann ich nicht«, sagte Christopher. »Ich kann mir dieses Spiel nicht länger mit ansehen. Ich dachte, wir würden Ada etwas Gutes tun, aber nun wünschte ich, dass ich dir die Sache nie vorgeschlagen hätte. Du hast gesagt, du willst Wenthe nicht haben, willst bloß, dass dein Onkel es nicht bekommt. Ich dachte, wir würden hier alles tun, damit Ada sich ein neues Leben aufbauen kann. Aber ich glaube nicht mehr, dass das richtig ist. Lenz, es ist hier zu gefährlich für sie. Das wird auch Vogt nicht ändern, wenn sie ihn einstellt. Im Gegenteil, er könnte sie in größte Schwierigkeiten bringen, falls er nicht vertrauenswürdig ist. Stell dir vor, er würde mit den Marodeuren gemeinsame Sache machen. Oder bloß gegen ihre Wünsche handeln … Sie hätte doch niemanden, der sich auf ihre Seite stellt.«
    Es besänftigte Lenz kein bisschen, dass Christopher ausgerechnet in jenem Moment die Bedenken aussprach, mit denen sein eigenes Gewissen sich seit Tagen herumschlug. Er schnaubte verächtlich. »Sie wird lernen, ihre Seite selbst zu vertreten. Was willst du tun – hier bei ihr bleiben und sie mit deinem Degen verteidigen?«
    »Das würde ich eher tun, als sie allein lassen. Ich verstehe nicht, wie du so gleichgültig sein kannst. Sie hat dir das Leben gerettet.«
    »Dafür schenke ich ihr immerhin ein Gut.«
    »Ein Gut, das sie vielleicht das Leben kosten wird. In Wahrheit bist du überzeugt davon, dass der Besitz wertlos ist, solange der Krieg hier dauert. Oder warum hast du ihr bis jetzt keinen Kredit angeboten? Warum tust du so, als müsse sie die Kühe zu Geld machen, um Brot für das Gesinde heranzuschaffen? Du könntest es dir leisten, diesen verdammten Besitz zu verkaufen und ihr in England einen zehnmal besseren zu beschaffen, wo sie sicherer wäre und man ihr helfen könnte.«
    »Wo, zum Teufel, glaubst du, werde ich einen Käufer für diesen Sandfleck finden, solange mein Onkel seine Krallen danach ausstreckt? Und du weißt, dass ich ältere Verpflichtungen habe. Du überschätzt mein Vermögen, wenn du denkst, ich könnte noch eine Frau aushalten.«
    Nun sprang Christopher auf und schleuderte sein Fingertuch auf den Tisch. »Das ist es eben. Mehr Respekt hast du nicht vor ihr. Noch eine Frau, die du aushalten müsstest! Ada hat Besseres verdient, Lenz. Mit etwas Unterstützung könnte sie für sich selbst sorgen.«
    »Dann kann sie es ja auch hier lernen. Gibt es eine bessere Möglichkeit für sie, sich zu beweisen? Hast du sie gefragt, ob sie mit gleicher Begeisterung nach England gehen würde? Mir scheint es doch eher so, dass sie froh wäre, uns endlich los zu sein.«
    »Ich werde sie fragen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich es anbiete.«
    »Dann werde ich es ihr anbieten.«
    »Vergiss nicht, dass sie mit mir verheiratet ist.«
    Darauf erwiderte Christopher nichts, sah ihn bloß mit eisiger Verbitterung an. Einen Augenblick später knallte die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Lenz schlug sich beide Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. Er kannte sich selbst nicht mehr. Wie konnte man sich derart verrennen und so viel sagen, was man nicht meinte? Aber was, zum Teufel, meinte er?
     
    Die Soldaten ließen sich den ganzen Tag nicht in der Nähe des Gutes sehen. Dennoch blieben alle Bewohner innerhalb der Mauern. Ada putzte gemeinsam mit den Bauersfrauen und Kindern die Vorratsräume im Keller und neben der Küche. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, was die leeren, sauberen Bretter im Laufe der kommenden Monate füllen sollte, und besprach ihre Pläne mit ihren Helferinnen.
    Die Frauen Flügge und Schwarke waren völlig ungebildet, doch wie man aus fast nichts ein wenig machte, das wussten sie. So rieten sie Ada, auch das wilde Kraut in ihre Rechnung mit einzubeziehen, das man im Wald finden konnte. Eicheln, Bucheckern und wilde Wurzeln waren zwar schwer zu genießen, schützten aber in der Not eine Weile vor dem Hungertod. Und kam die Not nicht, war die Arbeit nicht vergeudet, solange es noch ein Schwein gab, das diese Vorräte fressen konnte.
    »Wie ist es mit der

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