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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Bankert genannt hat?«
    Lenz schloss die Augen und lehnte sich im Stuhl zurück. Auch das musste natürlich gerade jetzt zur Sprache kommen. »Weil sie einer ist.«
    »Luise? Aber ich dachte … Die Behnsche sagte, dass Luises Schwester Kinder hatte, die … Aber ihre Mutter war ja auch … Herrgott, ist das abscheulich. Was für ein Wirrwarr.«
    Lenz sah ihr in das fiebrig wirkende Gesicht und traf ihren angewiderten Blick. »Zählst du mich dazu, zu diesem abscheulichen Wirrwarr? Hat es damit zu tun, dass du so eine Abneigung gegen mich hast? Weil du mir vorwirfst, dass ich der Sohn meines Vaters bin?«
    Zu seinem völligen Unverständnis lachte sie bitter auf. »Wenn ich vermutete, dass du dem alten Grafen nacheiferst, dann hätte ich wohl Grund zur Abneigung, oder nicht? Ist es wirklich so schwer für einen Mann, sich zu beherrschen? Aber das wahrhaft Abscheuliche daran ist, wenn ein Mann sein Vergnügen mit dem Leid anderer bezahlt. Ich hoffe für deine Seele, dass du gegen deine Kinder nie so schuldig geworden bist wie er gegen seine.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ihm einfiel, woher sie von seinem Kind wusste: Er hatte ihr die Erlaubnis gegeben, sein hastig hingeworfenes Testament zu lesen. Stück für Stück kehrte die fehlende Erinnerung zurück. Er presste die Hand gegen seine schmerzende Stirn. »Ein Kind. Nur eines. Und ich habe es nie verleugnet. Meine Tochter weiß, wer ihr Vater ist, und ich hoffe, sie wird sich nie so für mich schämen, wie ich mich für meinen Vater schäme, der nicht nur Luise verleugnet hat.«
    »Kannst du so sicher sein, dass du nur eines hast? Ich hätte anderes angenommen. Oder werden die anderen erst noch erwartet? Was wirst du mit denen machen, die du hier hinterlässt?« Beißend wie Frost klang sie.
    »Die ich hier hinterlasse? Bist du von Sinnen? Oder … Mein Gott, du bist doch nicht in der Hoffnung?«
    Sie sank in sich zusammen und hielt sich an der Stuhllehne fest. »Grete«, sagte sie leise. »Ich spreche von Grete.«
    »Was? Ich habe nichts mit Grete zu schaffen. Wie kommst du darauf?«
    Sie war bleich geworden und setzte sich endlich. Das Licht fiel nun anders auf ihr Gesicht, und er sah, wie müde sie wirkte. Mit einem Finger fuhr sie langsam von unten zwischen Kragen und Hals entlang, als wolle sie sich mehr Luft verschaffen. Noch etwas, das er vorher nie bei ihr gesehen hatte. Sie schwieg, und sein Herz klopfte angstvoll. »Hat die Dirne dir etwas eingeflüstert? Ich sage dir, es ist nicht wahr. Sie ist eine Schlange.«
    »Ich bin müde. Und ich kenne dich nicht gut genug, um zu wissen, ob du lügst. Ich habe jemanden mit Grete gesehen und war überzeugt, dass du es warst.«
    Lenz atmete auf. »War es das, was dich gegen mich aufgebracht hat?«
    »Nicht nur.« Sie wurde immer stiller, und ihre Schultern sackten noch mehr herab; sie bot ein Bild der Erschöpfung.
    Am liebsten wollte er sie zu Bett bringen, nur um neben ihr zu sitzen und sie im Schlaf zu betrachten. »Selbst wenn ich ihr verfallen wäre, hätte ich dich nicht derart bloßgestellt. Mir ist bewusst, dass die Achtung der Leute vor dir auf wackligen Beinen steht. Ich schwöre, ich habe in diesen Dingen keine Ähnlichkeit mit meinem Vater. Mein Fehltritt damals war die Folge von jugendlicher Blödheit.«
    Sie sah ihm in die Augen, als wolle sie seine Gedanken dahinter lesen. »Es ist bitter für ein Kind, wenn es Fehltritt und das Ergebnis von Blödheit genannt wird. Hatte es nichts mit Verliebtheit zu tun?«
    »Verliebtheit ist nichts anderes als Blödheit. Damals habe ich beschlossen, dass solche Blödheit nie wieder mein Tun bestimmen wird. Jeder sollte Verliebtheit ertragen und überwinden können, ohne ihr nachzugeben.« Er gab sich die nächste innerliche Ohrfeige. Seine Ungeschicktheit ging auf keine Kuhhaut. Nun würde sie denken, er hielte Liebe für unwesentlich, dabei hatte er ihr nur vorsorglich versichern wollen, dass er eine Ablehnung von ihr aushalten konnte.
    »So.« Sie stemmte sich gegen die Last ihrer Müdigkeit hoch und schob bedachtsam den Stuhl zurück an den Tisch, bevor sie fortfuhr. »Du solltest wohl doch besser erfahren, dass auch du das Ergebnis von Blödheit bist.«
    Er schnaubte belustigt, obwohl er Verzweiflung fühlte. Sie sollte nicht gehen. »Kinder werden nicht nur aus Verliebtheit gezeugt. Die wenigsten werden es, vermute ich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist höchstwahrscheinlich auf der Welt, weil deine Mutter verliebt war.«
    »Ich kann mir nicht

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