Herrlich und in Freuden
Mundwasser, das war auch so.«
Ben Nevis nahm ein frisches Glas und schenkte sich einen Schluck ein, der im Glas fünf Finger hoch reichte. Dann hob er es auf und schüttete es hinunter, wie er sonst Whisky zu trinken pflegte.
Einen Augenblick sah er so überrascht aus wie ein Boxer, kurz bevor seine Augen glasig werden und er umkippt und ausgezählt wird.
»Noch nie hab’ ich etwas so Widerliches getrunken!« rief er und schüttelte sich. Dann packte er eine Flasche Whisky und goß sich einen kräftigen Schluck ein, in der Hoffnung, damit den Absinthgeschmack zu verwischen.
»Das ist schon besser«, sagte er. »Aber ich glaube, ich muß noch einen nehmen!«
Normalerweise konnten zwei große Whiskys dem Häuptling nicht mehr als zwei Tautropfen anhaben, aber als die beiden großen Whiskys auf etwa doppelt soviel reinen Absinth folgten, wie ihn ein Franzose in verdünntem Zustand im Laufe einer Stunde nippt, da stiegen ihm die Alkoholgeister rasch zu Kopf.
»Ich muß der Sache auf den Grund gehen, Hugh«, sagte er so vorsichtig wie ein Mann, der über jede Silbe zu stolpern fürchtet. »Ich wiederhole, daß ich der Sache auf den Grund gehen muß, verstehst du?«
»Ich glaube, du solltest dich lieber etwas hinlegen!«
Die Diener hatten das Zimmer verlassen, aber mit dem Instinkt des tadellosen Dieners, der um seines Herrn Wohl besorgt ist, trat Balu wieder ein.
»Master möchte gern etwas schlafen«, sagte er.
»Balu hat recht. Leg dich lieber etwas hin!« sagte auch Kilwhillie.
»Schlafen?« rief der Häuptling. »Hast du schlafen gesagt, Hugh? Noch nie in meinem Leben habe ich einen so lächerlichen Vorschlag gehört. Ich verspüre keinerlei Neigung, jetzt zu schlafen. Kei-ner-lei! Und wenn ich’s täte, würd’ ich’s nicht tun, falls du verstehst, was ich meine! Nein, nein! Ich bestelle mir eine Licksha, Mickscha, wollt’ ich sagen, und fahre zur Post! Jawohl. Und wenn ich in der Post bin, schicke ich ein Telegramm an Rose-Ross in Tal — in Tal -, na, du weißt schon, was ich meine. Und bitte ihn, daß er Hector etwas Urlaub gibt, damit er mal herkommen kann. Damit hab’ ich noch lange nicht gesagt, daß Angela ihn erhört. Nein, bei weitem nicht! Aber ich finde, man sollte ihm eine Gelegenheit bieten, daß sie ihm einen Korb geben kann.«
»Und wenn sie’s nicht tut und ja sagt?« fragte Kilwhillie im Tone eisigsten Widerwillens.
»Wenn sie ja sagt, dann heiße ich sie in Glenbogle als meine Tochterschwieger willkommen!«
»Falls du damit Schwiegertochter meinst«, sagte Kilwhillie und blickte ihn tadelnd an, »dann kann ich nur feststellen, daß dein Verstand unter dem indischen Klima gelitten hat.«
»Und obendrein... obendrein, Hugh«, fuhr der Häuptling fort, ohne sich im geringsten um das vorwurfsvolle Stirnrunzeln seines Freundes zu kümmern, »obendrein werde, ich Angus MacQuat sagen, daß er mir eine Dudelsack-Weise komponiert, und die soll heißen >Mac... Mac...<«, er strengte sich bei dem Namen wie ein Maschinengewehrschütze an, dessen Waffe eine Ladehemmung hat, »»MacDonalds nußbraune Braut!<«
»Ich will in deinem gegenwärtigen Zustand nicht mit dir streiten«, begann Kilwhillie, aber der Häuptling unterbrach ihn.
»Mein gegenwärtiger Zustand gilt bei der Lebensversicherung als 1a!« beteuerte er.
»Dein gegenwärtiger Zustand ist eine Schande«, sagte Kilwhillie. »Man kann dich weder für deine Taten noch für deine Worte verantwortlich machen. Es ist mir unangenehm, so etwas zu einem Mann sagen zu müssen, der älter als ich ist, aber ich wäre nicht dein Freund, Donald, wenn ich meiner Freundespflicht aus dem Wege ginge. Anstatt dich in einer Rikscha vor allen Leuten zum Gespött zu machen, solltest du dich jetzt ins Bett legen, das dir Balu schon zurechtgemacht hat.«
»Ich lehne es ab, mich hinzulegen. Ich muß mich körperlich betätigen!« behauptete Ben Nevis störrisch.
»In einer Rikscha kannst du dich nicht körperlich betätigen. Wenn du dich körperlich betätigen willst, geh in den Turnsaal, wo ein Trainingsfahrrad steht. Setz dich drauf und tritt eine halbe Stunde lang aus Leibeskräften auf die Pedale!«
»Aber wenn ich in solchem Zustand bin, wie du es behauptest, Hugh, dann kann ich das Fahrrad nicht richtig lenken.«
»Ein Trainingsfahrrad braucht man nicht zu lenken. Es bewegt sich nicht.«
»Aber wenn es sich nicht bewegt, wie soll ich dann zu der körperlichen Betätigung kommen, die ich jetzt brauche? Ich muß für die Pantherjagd gut in
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