Herrlich und in Freuden
aus dem Ballsaal dringenden Musik, daß der Tanz begonnen habe.
Angela fand, daß John Tucker ein ausgezeichneter Tänzer sei, während sie zusammen Walzer tanzten.
»Sie sollten häufiger tanzen, John«, meinte sie.
»Damit ich etwas abnehme, wie?«
»Sie sind gar nicht so dick. Nur ein bißchen rundlich.«
Es fiel ihr ein, daß sie das gleiche Beiwort benutzt hatte, als sie mit dem Maharadscha über John Tucker gesprochen hatte, und sie blickte sich schnell um, ob Seine Hoheit irgendwo zu sehen wäre. Einen Augenblick glaubte sie seine schwarze Goldbrokat-Jacke hinter einer Säule aus grünem Marmor zu erspähen, aber als sie dann an der Säule vorbeitanzten, war nichts von ihm zu sehen.
»Was wollen Sie machen, Angela, wenn Sie die Scheidungsgeschichte hinter sich haben?«
»Ich sagte Ihnen doch, daß ich dann nach England gehe.«
»Das haben Sie mir noch nicht gesagt«, erwiderte Tucker.
Da erinnerte sich Angela, daß sie es ja dem Maharadscha gesagt hatte.
»Glauben Sie, daß Sie in England glücklich sein werden?« fuhr John Tucker fort.
»Warum nicht?«
»Sie gehören nach Indien!« betonte er.
»Ja, aber leider gehört Indien nicht zu mir. Sie wissen ebensogut wie ich, was für ein Leben ich in Indien führen müßte, wenn ich von den Alimenten Herbert Winstanleys leben sollte.«
»In England wird’s Ihnen auch nicht so großartig gehen!«
»John, ich finde Ihre Fürsorge wirklich etwas langweilig«, murrte sie und zog die Brauen zusammen.
Ein Weilchen tanzten sie schweigend weiter.
»Der junge MacDonald wirft mir finstere Blicke zu«, sagte John Tucker schließlich. »Sie müssen ihm den nächsten Tanz versprechen, ja?«
Der Walzer brach ab, und gleich darauf erschien Hector und bat Angela, ob er mit ihr tanzen dürfe.
»O Hector«, lachte Angela, nachdem sie ein paar Runden getanzt hatten, »Sie sind gerade kein flotter Tänzer, wie?«
»Ach, ich bin eben mehr an Quadrillen und Kontertanz ge- W'öhnt!« — »Dann wollen wir uns lieber so lange setzen«, entschied sie.
Wieder meinte sie, hinter einer Marmorsäule einen flüchtigen Blick auf den Maharadscha erhascht zu haben. Dann fanden sie in der großen Loggia eine von Palmen gebildete Nische, die geheizt war. Angela sank in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an.
»Angela«, begann Hector, »ich habe meinem Vater gesagt, daß ich Sie heiraten möchte, und er hat nicht das geringste einzuwenden. Im Gegenteil, er freute sich riesig. Aber er bildet sich ein, Sie würden mir einen Korb geben.« »Leider hat er recht, Hector.«
»Aber was haben Sie denn an mir auszusetzen?«
»Auszusetzen habe ich eigentlich nichts«, erwiderte sie. »Es ist einfach so, daß ich Sie nicht so sehr liebe, wie man jemand lieben sollte, den man heiraten will. Ich habe Sie furchtbar gern, Hector, aber das ist nicht genug.«
»Zuerst haben Sie mir gesagt, es sei wegen des Dekret nisi, aber das scheint jetzt nicht der Grund zu sein?«
»Ich habe mich immer geweigert, mich mit Ihnen zu verloben, und daraus hätten Sie schließen können, daß ich Sie nicht heiraten wollte. Ich finde wirklich, daß Sie ein sehr lieber Mensch sind. Und gerade, weil Sie so lieb sind, will ich Sie nicht hintergehen und Sie ohne Liebe heiraten. Und wenn ich je eine Verlockung gespürt haben sollte, Sie zu heiraten, so war es damit aus und vorbei, sowie ich Ihren Vater kennenlernte.«
»Aber was hat das denn mit meinem Vater zu tun?« fragte Hector erstaunt.
»Ich möchte Ihren Vater um alles in der Welt nicht unglücklich machen! Ich weiß, daß er mich als Schwiegertochter willkommen heißen würde... und gerade deshalb darf ich keine Ehe eingehen, die Sie und mich unglücklich macht. Erzählen Sie mir lieber, wer das hübsche Mädchen ist, neben der Sie beim Essen saßen?«
»Ach, das ist Penelope Machell. Die Tochter des Generals. Ihre Schwester Enid ist auch hier.«
»Wie alt ist sie?«
»Das reinste Baby. Noch nicht zwanzig.«
»Es schmeichelte mir, als ich sah, daß Sie sich anscheinend für sie interessierten. So ähnlich sah ich aus, als ich in ihrem Alter war.«
Hector nahm die Zigarette aus dem Mund und starrte Angela verdutzt an.
»Ja, stimmt!« sagte er. »Erstaunlich!«
»Ich glaube, wir sollten jetzt in den Ballsaal gehen!« sagte Angela. »Ich möchte es Ihrem Vater sagen, daß ich Ihnen einen Korb geben mußte, Hector!«
»Also tatsächlich?« seufzte er schwer.
»Ja, leider, mein lieber Junge! Aber schon bald - ach, wie sehr bald - werden
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