Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
auf einen Einfluss aus einem Kulturkreis schließen, bei dem die Metallverarbeitung hoch im Kurs steht. Von unserem Hochdorf-Fürsten wissen wir, dass er vorhatte, in der Anderen Welt Schnabelschuhe mit Goldbesatz zu tragen. Diese kamen zwar aus einheimischer Fabrikation. Das Design stammte jedoch aus Etrurien, wo sie über mehrere Jahrhunderte lang der letzte Schrei bei der Fußbekleidung der Reichen und Schönen waren. Ebenfalls von südlich der Alpen kommen zwei neue Accessoires der Kleidung. Bislang hat man lose Kleidungsstücke wie Umhänge, weite Mäntel, Kopf- und Schultertücher mit Gewandnadeln zusammengehalten. Diese werden jetzt durch deutlich aufwändiger herzustellende Fibeln (dem Vorläufer unserer Broschen und Sicherheitsnadeln) ersetzt. Darüber hinaus tauchenprächtig verzierte Gürtelbleche auf. Und neue Waffen, sogenannte Antennendolche.
Diese Fibeln, Gürtelbleche und Dolche sind nicht etruskisch, wenn auch von jenseits der Alpen, sondern stammen aus keltischen Werkstätten, nämlich denen der Region um den Comer See und den Lago Maggiore. Hier liegt das Siedlungsgebiet der »Golasecca-Kelten«, die die Alpenpässe in die Schweiz kontrollieren.
Ab Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. verstärken sich die Handelsbeziehungen mit dem Norden und Nordosten Italiens über die Alpenpässe spürbar. Ist diese Konkurrenz der Auslöser für das abrupte Ende des Handels der Kelten mit Massalia, der griechischen Koloniestadt an der Rhône, das für die Hallstattfürsten so fatale Folgen hat? Nein, es ist Massalia selbst, das plötzlich seine Geschäftstätigkeit einstellt. Aber was musste passieren, dass die Griechen eine ihrer wichtigsten Koloniestädte aufgeben?
Machtkämpfe im Mittelmeer – Teil II
Karthago schließt im Jahre 509 v. Chr. einen Vertrag mit der Macht, die 245 Jahre zuvor als kleines Dorf auf einer Ansammlung von Hügeln begonnen hat und inzwischen zu einem beachtlichen Staatswesen herangewachsen ist: Rom. Es hat just in diesem Jahr seinen letzten, im Übrigen etruskischen, König mit Namen Tarquinius Superbus vertrieben und die Staatsführung zu einer »Sache des Volkes«, einer res publica gemacht. Dieses Bündnis verschafft den Karthagern einen weiteren Sicherheitsfaktor an der Mittelmeerküste. Durch weitere außenpolitische Niederlagen kommt der ohnehin schon schwächelnde Handel der Griechen mit Südetrurien schließlich völlig zum Erliegen. Sie geraten im Mittelmeerraum immer mehr ins Hintertreffen und verlagern ihren Handel mehr und mehr zu ihren Faktoreien Adria und Spina an der nördlichen Adriaküste. Das für die Griechen über den Seeweg nur noch schwer zu erreichende Massalia versinkt von da an für viele Jahre buchstäblich in der Bedeutungslosigkeit.
Nun liefert der Niedergang von Massalia zwar die Gründe für den Machtverlust der westlichen hallstattzeitlichen Fürsten, die vom Handel mit der Koloniestadt abhängig waren, erklärt jedoch nicht das gleichzeitige Erstarken der keltischen Kriegeraristokratie. Die Suche nach den Quellen ihres neuen Wohlstands führt uns ein weiteres Mal über die Alpen, zu den Etruskern.
In der Zeit der Entstehung der alten hallstättischen Machtzentren ist bei diesen eine ganz ähnliche Entwicklung zu beobachten. Zwischen 720 und 620 v. Chr. bildet sich auf der Grundlage von Bergbau, Handel und einer hoch entwickelten Landwirtschaft eine wohlhabende Oberschicht heraus. Und diese Oberschicht weiß ihre Macht zu schützen, und zwar mit Hilfe schwer bewaffneter Fußkämpfer nach griechischem Vorbild, den Hopliten, die fortan einen der Pfeiler der Herrschaftsstrukturen bilden. Doch sind diese Hopliten nicht das Einzige, was die Etrusker von den Griechen übernehmen. Ihre gesamte Ornamentik, ihr Hausbaustil, ja, sogar die Grundrisse ihrer Städte spiegeln eine tiefe Verinnerlichung der griechischen Einflüsse wider. Ab dem 6. vorchristlichen Jahrhundert blüht der etruskische Norden als Zentrum der Metallverarbeitung auf. Auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten stoßen sie in den folgenden Jahrzehnten allmählich bis in die Poebene vor und gründen quasi an der Grenze des von den »Golasecca-Kelten« bewohnten Territoriums die Festung Felsina.
Ist das der Punkt, an dem der sporadische Handel mit etruskischen Produkten über die Alpenpässe nach Norden aufhört, sporadisch zu sein? Entsteht hier das Tor für einen steten Strom nicht nur an Waren, sondern auch für direkten nachbarschaftlichen Kontakt mit den Golasecca-Kelten für
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