Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
kauerte einfach um eine ausgehobene Feuergrube herum. Andere saßen auf Hockern oder Kisten in den Ecken. Spuki fand eine leere Kiste und setzte sich.
Dann schloss er die Augen und belauschte die Gespräche. Natürlich konnte er alles hören, was gesagt wurde, obwohl er sich Stöpsel in die Ohren gesteckt hatte. So viel zu der Aussage, bei einem Zinnauge gehe es nicht darum, was es hören kann, sondern was es unbeachtet lassen kann.
Schritte ertönten in seiner Nähe, und er öffnete die Augen. Ein Mann in einer Hose mit einem Dutzend verschiedener aufgenähter Schnallen und Ketten blieb vor Spuki stehen und stellte heftig eine Flasche vor ihm auf den Boden. »Hier trinkt jeder«, sagte der Mann. »Ich muss schließlich bezahlen, um diesen Platz warmzuhalten. Keiner darf kostenlos rumsitzen.«
»Was hast du denn anzubieten?«, fragte Spuki.
Der Wirt trat gegen die Flasche. »Haus Wager, Spezialabfüllung. Fünfzig Jahre alt. Hat früher sechshundert Kastlinge die Flasche gekostet.«
Spuki lächelte und fischte einen Pek hervor – eine vom Ersten Bürger geprägte Münze, die nur den Bruchteil eines Kupferklipsers wert war. Der wirtschaftliche Zusammenbruch einerseits und die Missbilligung des Luxus durch den Ersten Bürger andererseits hatten dazu geführt, dass eine Flasche Wein, die früher hunderte Kastlinge gekostet hatte, nun praktisch wertlos war.
»Drei für die Flasche«, sagte der Wirt und streckte die Hand aus.
Spuki holte zwei weitere Münzen hervor. Der Wirt ließ die Flasche auf dem Boden stehen, und Spuki hob sie auf. Man hatte ihm weder einen Korkenzieher noch einen Becher angeboten – vermutlich kostete beides extra. Der Korken dieser alten Flasche hatte sich ein wenig über den Hals erhoben. Spuki betrachtete ihn.
Ich frage mich …
Sein Weißblech brannte auf niedriger Flamme; es war nicht angefacht wie sein Zinn. Es reichte gerade aus, um seine Erschöpfung und die Schmerzen zu besänftigen. Tatsächlich half es so gut, dass er seine Wunde während des Marsches zur Taverne beinahe vergessen hatte. Er schürte das Weißblech ein wenig, und der Rest seines Wundschmerzes verschwand. Dann packte Spuki den Korken und riss ihn mit einem schnellen Ruck heraus. Fast ohne Widerstand zu leisten, löste er sich von der Flasche.
Spuki warf den Korken beiseite. Ich glaube, das gefällt mir, dachte er lächelnd.
Er trank den Wein aus der Flasche und hörte dabei interessanten Gesprächen zu. Er war nach Urteau geschickt worden, damit er Informationen sammelte, und er war für Elant und die anderen nichts wert, wenn er im Bett blieb. Dutzende gedämpfter Unterhaltungen liefen im Raum um, und die meisten waren grob. Das hier war nicht der Ort, an dem man Männer fand, die der örtlichen Regierung treu ergeben waren – und genau das war der Grund, warum Spuki in die Egge gegangen war.
»Es heißt, er will alle Münzen loswerden«, flüsterte ein Mann bei der Feuergrube. »Er hat vor, alle einzusammeln und sie in seiner Schatzkammer aufzubewahren.«
»Das ist doch dumm«, erwiderte eine andere Stimme. »Er hat seine eigenen Münzen geprägt. Warum sollte er sie jetzt wieder wegnehmen?«
»Es stimmt«, sagte die erste Stimme. »Ich habe selbst gehört, wie er darüber geredet hat. Er sagt, die Menschen sollen es nicht nötig haben, sich auf Münzen zu verlassen. Wir sollen alles gemeinsam haben und nichts mehr kaufen oder verkaufen müssen.«
»Der Oberste Herrscher hatte es den Skaa auch verboten, Münzen zu haben«, brummte eine weitere Stimme. »Je länger der alte Quellion das Sagen hat, desto mehr wirkt er wie diese Ratte, die der Überlebende getötet hat.«
Spuki hob eine Braue und nahm noch einen herzhaften Schluck Wein. Nicht Kelsier, sondern Vin war es gewesen, die den Obersten Herrscher umgebracht hatte. Aber Urteau lag weit von Luthadel entfernt. Vermutlich hatte man hier erst Wochen später vom Sturz des Obersten Herrschers erfahren. Spuki richtete seine Aufmerksamkeit auf andere Gespräche und hielt nach solchen Männern Ausschau, die sich nur verstohlen flüsternd unterhielten. Er fand genau das, wonach er gesucht hatte, bei einer Gruppe, die auf dem Boden in einer Ecke saß und sich eine Flasche erstklassigen Wein teilte.
»Er hat jetzt fast alle katalogisiert«, flüsterte der Mann. »Aber er ist noch nicht ganz fertig. Er hat seine Schreiber, seine Ahnenforscher. Sie stellen Fragen bei Nachbarn und Freunden und wollen auf der Suche nach adligem Blut bei jedem Bürger fünf
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