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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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erschöpft aussehende alte Frau, die in Lumpen gekleidet in der finsteren Bude vor sich hin fröstelte. »Bist du gesund, Mütterchen?«, fragte er.
    »Hab nix, das der Dunkle Pfad nicht repariern kann.«
    »Du solltest Feuer machen. Ist ’n kalter Morgen. Soll ich dir dabei helfen?«

    »Ich bräuchte ’n Sohn. Meinen hamse abgeholt. Kannste mir ’n anderen besorgen?«
    »Nein, aber …«
    »Feuer hilft mir auch nicht. Tagg is an allem Schuld. Naggel auch.«
    Sevren beschloss, den Dummkopf zu spielen. »Haben die deinen Sohn mitgenommen?«
    »Die Toten ausgeraubt hamse. Haben was aufgeweckt, das lieber weitergeschlafen hätte.«
    »Was haben sie aufgeweckt?«
    Die Alte schaute sich furchtsam um. »Weiß nicht. Wenn man’s gesehen hat, ist man weg.«
    »Wenn man was gesehen hat?«
    »Naggel hat’s mitgebracht. ’s hat meinen Thoom mitgenommen. «
    »Hat er’s aus der Leichengrube mitgebracht?«
    »Ja.«
    »Ist es noch hier?«
    »Nein, ’s ist weg. In der Stadt, hamse gesagt.«
    »Ist Naggel hier?«
    »Is tot. Mein Thoom auch. Man hält nicht lang durch, wenn’s einen geschnappt hat.«
    »Danke, Mütterchen. Ich komm zurück.«
    »Warum denn? Nützt doch nix.«
    Sevren ging hinaus. Er löste ein paar Bretter von einer unbewohnten Bruchbude, um bei der Frau Feuer zu machen. Die Sinnlosigkeit seines Tuns war ihm klar, doch er tat es trotzdem. Als er das Feuerchen zum Brennen gebracht hatte, stapelte er ein wenig Holz daneben auf, bedankte sich bei der Frau und ging. Sie gab zwar keine Antwort, wirkte aber glücklicher als in dem Moment, in dem er sie gefunden hatte.

    Sevren kehrte in die Stadt zurück und dachte über das nach, was er erfahren hatte.
    Der Zauberer war aus der Leichengrube entkommen und hatte sich kurz im Elendsviertel aufgehalten. Er hatte sich ein paar Bürger geistig untertan gemacht und war dann nach Taiben gezogen.
    Sevren wusste, dass die meisten Menschen das Gerede der alten Frau für dummes Zeug halten würden. Ich habe noch immer keinen Beweis. Er fragte sich, ob es überhaupt Beweise gab, an die man herankommen konnte. Offenbar bestand die Natur von Othars Macht darin, Augenzeugen zu beseitigen. Sevren malte sich kurz aus, was aus ihm geworden wäre, wenn er den Zauberer in einer Bruchbude gefunden hätte. Dabei lief es ihm kalt den Rücken hinab.
    Wohin konnte Othar gegangen sein? Der Palast war eine Möglichkeit, doch sein Tor wurde ständig bewacht. Dies erschwerte es ihm, unbemerkt aus und ein zu gehen. Es war wahrscheinlicher, dass Othar sich außerhalb des königlichen Gemäuers aufhielt. Sevren fiel ein, dass der Zauberer den Geist des Menschen, der ihm Obdach gewährte, sicher nicht versklavte, denn dies würde seinen Gastgeber binnen Kurzem töten. Das wiederum bedeutete, dass Othar irgendwo zu Gast war. Wer würde ihn aus welchem Grund bei sich aufnehmen? Jemand, der sich fürchtete? Wahrscheinlich. Vielleicht konnte Othar aber auch jemanden überreden. Mit der Beute, die seine Diebe machten, und seiner Macht, Gegner künftiger Komplizen auszuschalten, verfügte er sicher über gute Argumente.
    Sevren wurde klar, dass Othar höchstwahrscheinlich bei einem reichen und mächtigen Menschen untergekrochen war.
    Doch bei wem? Es gab einen Mann, der ihm vielleicht einen
Hinweis geben konnte. Sevren begab sich zum Quartier der Stadtwache. Der Leiter der Wache war ein leutseliger Mensch, der alle Reichen kannte, die ihn und die seinen unterstützten. Außerdem tratschte er gern und trank gern frühmorgens ein Bier. Sevren fand ihn im Aufenthaltsraum der Wache.
    »Was für ein Zufall, Furtag«, sagte er. »Du bist genau der Mann, den ich suche. Ich hab Probleme mit ’nem Weib. Vielleicht kannst du mir helfen.«
    Furtag kicherte. »Für Probleme dieser Art gibt’s immer ’ne Lösung: Lass dich kastrieren.«
    »Ich hoffe, du kennst ’ne sanftere Arznei. Komm, wir heben einen Humpen auf meine Kosten und sprechen kurz darüber. «
    Furtag war sofort einverstanden und ging mit Sevren in eine nicht weit entfernte Taverne. Sevren erzählte ihm, er hätte etwas mit einem Frauenzimmer, dessen Sohn gern Diener werden wollte. »Sie möchte, dass er einem Herrn dient, der auf dem aufsteigenden Ast ist«, sagte er und grinste schlüpfrig. »Außerdem hat sie gesagt, dass sie mir ’ne Freude macht, wenn ich ihr auch eine mache.«
    »Nun, Baltens Stern ist momentan tatsächlich im Steigen begriffen. Seit Maltus von der Mauer gesprungen ist, ist er Meister der Kaufmannsgilde.« Furtag sprach

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