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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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den du mit ihm hast, einen Schlussstrich ziehen.«
    Balten hielt es für angebracht, sich zu verneigen. »Danke, Herr. Möchtest du mir erklären, warum du meine Dienste wünschst? Wenn du nicht nach Reichtümern strebst, wem gilt dein Interesse? Der Macht?«
    Ohne dass es einer Geste des Zauberers bedurfte, fuhren sich Naggel und der überlebende Diener mit einem Mal an die Kehle. Vor Othars und Baltens Augen würgten sich die Männer, bis sie tot umfielen.
    Dann stieß Othar ein heiseres Auflachen aus. »Macht? Über Macht gebiete ich reichlich. Was ich will, ist die Möglichkeit, sie gegen diejenigen anzuwenden, die ich hasse. Das ist es, wobei du mir helfen sollst. Gnadenlose, blutige Rache, dahin geht mein Wunsch.«
     
    Die ältesten Teile des Familiensitzes der Yat-Sippe umfassten ein derartiges Labyrinth aus Hanmuthis, kleinen Räumlichkeiten
und verzweigten Fluren, dass Dar froh war, einen Führer zu haben.
    Endlich blieb der Sohn vor einer uralten Tür stehen und verbeugte sich. »Hier ist es, Muth Mauk.«
    Dar ging allein hinein und wurde von einer älteren Mutter empfangen, die höchst überrascht dreinschaute. Nach einem peinlichen Schweigen raffte sich die Mutter zum Handeln auf und verneigte sich. »Sei gegrüßt, Muth Mauk. Ich bin Metha-yat.«
    Weil sie unsicher war, wie eine Königin darauf antworten sollte, machte Dar es sich leicht und nickte ihr zu. »Ich möchte mit Meera-yat sprechen. Ist sie da?«
    »Hai. Ich geleite dich zu ihrer Kammer. Du musst laut reden, wenn sie dich verstehen soll.«
    Metha-yats Hanmuthi war dermaßen veraltet, dass es weder Fenster hatte noch einen Schornstein. Das einzige Tageslicht drang durch das Rauchabzugsloch überm Herd herein, und es wurde gegenwärtig schnell schwächer. Kleine Öllampen sorgten für karge Beleuchtung. In ihrem trüben Schein konnte Dar nicht erkennen, welche der angrenzenden Schlafzimmer bewohnt waren, aber Metha-yat nahm ein Öllämpchen zur Hand und ging in eine Schlafkammer voraus.
    Das Licht fiel auf eine greise Mutter, die dort im Dunkeln hockte.
    »Muthuri«, brüllte Metha-yat, »du hast Besuch!«
    »Was?«
    »Besuch! Du hast Besuch!«
    Mit gedämpfter Stimme wandte sich Dar an Metha-yat. »Mein Anliegen an deine Muthuri ist ausschließlich für ihre Ohren bestimmt.«
    Nachdem Metha-yat sich verbeugt und das Hanmuthi
verlassen hatte, betrat Dar das kleine Schlafzimmer. Meera-yat hatte nicht den Kopf gedreht, um sie anzuschauen, und nun erkannte Dar den Grund: Ein Schleier lag auf Meera-yats gelben Augen. Sie war blind.
    »Was ist das für ein sonderbarer Geruch?«, fragte Meera-yat.
    Dar hatte geglaubt, im Anschluss an ihre Wiedergeburt jedes Sippenmitglied kennengelernt zu haben, doch an Meera-yats einprägsames Gesicht entsann sie sich nicht. Ich hoffe, sie hat schon von mir gehört. »Ich bin Zor-yats neue Tochter«, sagte sie mit überlauter Stimme zu der steinalten Mutter. »Eine Wiedergeborene.«
    »Mir erzählt ja niemand was«, brummelte Meera-yat. Sie streckte die Hand aus. »Lass mich dein Gesicht betasten.«
    Dar legte Meera-yats zittrige Finger an ihr Kinn, damit sie zuerst die Tätowierung spürte. Meera-yats Fingerkuppen glitten über die erhabenen Umrisse hinweg. »Dein Kinn fühlt sich zu rund an«, grummelte sie. Ihre Finger strichen über Dars Lippen und verweilten auf der Nase. Die Art ihrer Berührungen ließ Meera-yats Überraschung und Befremden erkennen. Ihre Finger huschten wie die Beine einer erschrockenen Spinne aufwärts.
    »Was ist das? Was ist denn das?« Meera-yats Nachforschung endet an Dars Stirn. »Du bist ein Washavoki.«
    »Thwa!«, schrie Dar. »Ich bin eine Wiedergeborene. Ich bin eine Urkzimmuthi.«
    »Wiedergeborene?«, knurrte Meera-yat. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Was ist dein Name?«
    »Anfangs wurde ich Dargu genannt. Aber inzwischen …«
    Meera-yat grinste. »Wer gibt einer Tochter einen Tiernamen ?«
    »Zor-yat«, rief Dar.

    Meera-yat grinste nochmals. »Hai, dafür ist Zor-yat die Richtige.«
    »Dargu war mein früherer Name. Jetzt bin ich …«
    Ehe Dar den Satz beenden konnte, fasste Meera-yat an ihre Krone. »Was ist das?«
    »Du weißt es doch!«, schrie Dar. »Deine Schwester hat sie getragen.«
    »Muth Mauk? Du bist Muth Mauk? Wie ist es dazu gekommen ?«
    »Genauso wie bei Nir-yat.« Sanft ergriff Dar die Hände der Greisin, legte sie auf ihre Brust und wiederholte die Handlung, die sie zur Königin erhoben hatte. »Durch das Fathma.«
    Meera-yat beließ die Hände auf

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