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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Gewänder in Auftrag geben. Dann Gar-yat, damit sie dir bei der Planung der gebührenden Feste hilft.«
    »Feste?«
    »Als neue Königin musst du jedes Hanmuthi, angefangen mit dem rangniedrigsten, zu einem Fest einladen.«
    »Woher weiß ich, welches das ist?«
    »Yev-yat ist Wissenshüterin. Sie kann es dir sagen.«
    Allmählich fühlte Dar sich überwältigt. »Es gibt so vieles, das ich nicht weiß. Warum hat mich niemand aufgeklärt?«
    »Es ist verboten worden.«

    »Von wem?«
    »Muth-yat. Als Grund hat sie genannt, es gälte deine Eignung zu prüfen.«
    Und sie will dafür sorgen, schlussfolgerte Dar, dass ich die Prüfung nicht bestehe.

10

    AM SPÄTNACHMITTAG kehrte Nir-yat, begleitet von zwei Söhnen, die ihre Sachen tragen sollten, ins Hanmuthi ihrer Muthuri zurück. Zu ihrer Bestürzung wartete Zor-yat schon auf sie.
    »Warum begleiten dich diese Söhne?«
    »Sie sollen meine Truhe und meine Schlafmatte tragen«, antwortete Nir-yat.
    »Wohin?«
    »In Muth Mauks Hanmuthi.«
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte Zor-yat. »Erst hält Dargu dich von der Arbeit ab, dann bereitet Jvar-yat plötzlich Talmauki zu. Ich nehme an, du hast Dargu davon erzählt.«
    »Hai, Muthuri.«
    »Also bist du mir ungehorsam. Ich habe dir verboten, Dargu irgendwelche Hilfe zu leisten.«
    Nir-yat schob die Haare zur Seite und zeigte das von Dar ihrem Nacken beigebrachte Bissmal vor. »Sie ist Muth Mauk, nicht Dargu, und mein Leben gehört jetzt ihr.«
    Zor-yat setzte eine finstere Miene auf. Sie ließ einen bösen Blick durchs Hanmuthi schweifen und vollführte eine
Geste, die sämtliche übrigen Anwesenden zum Gehen bewog. Sobald Zor-yat mit ihr allein war, musterte sie Nir-yat voller Grimm. »Deine Torheit bringt uns alle in Gefahr.«
    »Ich bin meinem Brustkorb gefolgt.«
    »Weil dein Kopf hohl ist. Du hast keine Ahnung, was du da getan hast.«
    »Ich habe meiner Schwester versprochen, ihr zu helfen.«
    »Frage deine Schwester nach Velasa-pah. Dann wirst du deine Voreiligkeit bereuen.« Zor-yat stieß ein Aufstöhnen der Erbitterung aus. »Aber ein Nackenbiss kann nicht rückgängig gemacht werden. Pack deine Sachen und geh. Für mich bist du tot.«
    »Muthuri …«
    Zor-yat wandte ihrer Tochter den Rücken zu. »Geh!«
     
    Es beunruhigte Dar, wie verstört Nir-yat bei ihrer Rückkunft aussah. »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    »Muthuri hat gesagt, ich bin für sie tot.«
    Diese Mitteilung machte Dar tief betroffen. »Das tut mir leid.«
    »Sie hat mich töricht genannt und mir nahegelegt, dich nach Velasa-pah zu fragen.«
    Bei der Erwähnung des Zauberers krampfte sich Dars Magen zusammen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Zor-yat über ihre Vision Bescheid wusste, doch sie konnte sich das nicht vorstellen. »Hat sie einen Grund angegeben?«
    »Thwa. Aber sie hat behauptet, ich würde meine Voreiligkeit bereuen.«
    »Mir ist völlig unklar, weshalb Muthuri solche Bemerkungen von sich gibt«, antwortete Dar. »Du weißt längst von meiner Begegnung mit Velasa-pah. Schon bei meiner Ankunft habe ich dir alles darüber erzählt.«

    »Ist er dir seither in neuen Visionen erschienen?«
    Nir-yats Frage kam der Wahrheit unangenehm nah. »Ich habe eine zweite Vision Velasa-pahs gehabt«, gestand Dar, »aber ihre Bedeutung bleibt mir gänzlich verschlossen. Alle meine Visionen deuteten auf Unglücke hin, doch es sind nicht alle wahr geworden. Manche dienten nur der Warnung. «
    »Bist du sicher?«, fragte Nir-yat.
    Dar war sich keineswegs sicher. Ihr fiel die grässliche Vision ein, die sie veranlasst hatte, Zna-yat zu retten. Die brennende Gestalt am Pfahl hätte jeder sein können. Ihre jüngste Vision rief ihr die Schrecken der vorherigen umso stärker in Erinnerung. Die brennende Gestalt kann ich gewesen sein. Doch sie verschwieg diese Gedanken.
    »Es wäre grausam von Muth’la«, lautete ihre Antwort, »Visionen von Ereignissen zu schicken, die sich nicht abwenden lassen.« Da fiel ihr die Vision von Tweas Tod und dem Hinterhalt im Tal der Kiefern ein. Beides konnte ich trotz all meiner Bemühungen nicht verhindern.
    Offenbar roch Nir-yat Furcht. »Ich hatte nicht die Absicht, dir Angst einzujagen, Schwester. Ich habe nur Rückhalt gesucht.« Sie seufzte. »Muthuris Worte haben mich aufgewühlt. Sie ist der Auffassung, dass ich uns allesamt in Gefahr bringe, wenn ich dir helfe.«
    »Bereust du meinen Nackenbiss?«
    »Ich verstehe Muthuris Denkweise nicht. Du bist Muth Mauk. Was dich bedroht, bedroht uns alle.«
    Dar

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