Herrscherin des Lichts
Befehlsgewalt überlassen hätte, wie er es wollte, ihr warmherziger Lehrer und Vertrauter wäre dennoch nie mehr zu ihr zurückgekehrt. Die Güte und Freundlichkeit, die er ihr entgegengebracht hatte – alles nur aufgesetzt, und hinter dieser Maske hatte die ganze Zeit sein wahres Wesen gelauert, abgewartet, bis seine Falle endlich zuschnappte und er das bekam, worauf er all die Jahre im Verborgenen hingearbeitet hatte.
„Flidais, bitte entschuldige Cedric und mich“, bat Ayla, woraufhin die Elfe sich rasch verneigte und den Raum verließ. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wandte sich Ayla dem Gildenmeister zu. „Ich werde es tun. Ich kämpfe mit ihm.“
Er schüttelte bestimmt den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich kann nicht guten Gewissens zulassen, dass das Leben eines königlichen Thronfolgers in Gefahr gebracht wird.“
„Der Thronfolger ist ebenso wenig von adligem Blut wie Ihr oder ich.“ Sie sah ihm fest in die Augen, um ihm zu zeigen, dass sie sich der Herkunft ihres Kindes nicht schämte. „Ich muss Euch sicherlich nicht sagen, wer der Vater ist.“
Cedric brauchte lange, bis er wieder in der Lage war, zu sprechen. Das nervöse Zucken seiner Fühler verriet ihr, wie fieberhaft er überlegte, mit welchen Argumenten er sie nur von ihrem Vorhaben abbringen könnte. Versuchen würde er es. Wie sie wusste, verlangte das allein schon sein Ehrgefühl.
„Und habt Ihr bei Eurem Plan auch an ihn gedacht? Erwartet Ihr von ihm, dass er einfach tatenlos zusieht, während sein Kind vielleicht zu Tode kommt? Während Ihr vielleicht zu Tode kommt?“
Dies war der Moment, vor dem Ayla sich gefürchtet hatte, seit sie an diesem Morgen mit Malachi zusammen gewesen war. Etwas in ihr wurde kalt und hart, ohne ihr Zutun schien sich eine Art Mauer aufzubauen, als wüsste ihr Herz, dass es sich schützen musste, weil es ansonsten zerbrechen würde. „Ich schicke ihn fort.“
„Ihn fortschicken?“ Cedrics Stimme klang dumpf, unwirklich, wie aus weiter Ferne kommend.
Ayla bemühte sich nicht, ihre eigene gefasst und emotionslos klingen zu lassen. Es geschah ganz von selbst. „Er wird niemals erfahren müssen, was danach hier geschehen ist, und er hegt ohnehin den Wunsch, in seine Welt zurückzukehren. Es ist besser für ihn und für uns, wenn er geht.“
Cedrics Tonfall zeugte von Ungläubigkeit und Verärgerung. „Ihr habt Euer Leben riskiert, um ihn zu retten. In den Kerker habt Ihr Euch werfen lassen wegen Eurem … Verhältnis zu ihm. Und nun tut ihr so, als ob all das überhaupt nicht weiter von Belang wäre?“
„Weil es das nicht ist.“ Alles, worauf es jetzt ankam, war, dass dieses irrwitzige Spiel ein Ende fand, die Angst, dieses ständige Warten auf den Tod. Und das würde es, egal ob sie siegreich wäre oder nicht. „Außerdem schadet es unserer Sache, falls bekannt wird, dass sich ein Darkworlder im Palast befindet. Wenn ich mich nach dem richten müsste, was er will, könnte ich gleich unser beider Leben beenden.“
„Und was gedenkt Eure Hoheit also zu tun? Ihn zum Streifen bringen und dort auf die Straße werfen lassen? Nach wie vor verletzt und wehrlos?“ Zu hören, wie Cedric Malachi verteidigte, rührte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. „Und wenn er versuchen sollte, in die Lightworld zurückzukehren? Lasst Ihr ihn dann exekutieren?“
Die unvermittelt in ihr aufwallende Wut drohte, ihren Gleichmut ins Wanken zu bringen, und sie kämpfte sie schnell nieder. „Seine Verletzungen sind nicht mehr so gravierend, dass er völlig hilflos wäre. Ihr werdet ihn in seine Unterkunft in der Darkworld begleiten. Hin und wieder wird es mir vielleicht angemessen erscheinen, ihm ein paar Münzen als Tauschmittel zukommen zu lassen, aber er hat mir versichert, auch sehr gut allein überleben zu können. Sollte er zu einem späteren Zeitpunkt seine Meinung ändern und zurückkommen wollen, werde ich ihn nicht davon abhalten. Für den Augenblick aber, solange bis Garret keine Bedrohung mehr darstellt, ist es das Beste, wenn der Darkworlder sich nicht in der Nähe aufhält.“
„Und Ihr haltet ihn von seinem Kind fern.“ Cedric spuckte ihr die Worte regelrecht entgegen. Obwohl sie ihn meistens dazu ermunterte, mit ihr zu sprechen, als seien sie beide gleichrangig – diese offene Missachtung ihrer Stellung und sein vorwurfsvoller Tonfall trafen sie.
Ayla richtete sich in ihrem Stuhl auf. „Ich werde das tun, was ich als Königin für richtig und notwendig halte. Und Ihr werdet
Weitere Kostenlose Bücher