Herrscherin des Lichts
die Lightworld einschleichen konnte, weil er als einer ihrer Boten verkleidet war. Würden sie sich keine Menschen als Diener halten, hätte das nie passieren können. Dafür sind sie uns ein wenig Entgegenkommen schuldig.“
„Also hat Garret seine Söldner in die Darkworld ausgesandt?“ Cedric ging neben dem langen Tisch im Versammlungsraum auf und ab und sprach dabei mit sich selbst, als wären die beiden anderen Elfen, die an jenem Tisch saßen, überhaupt nicht anwesend.
„Er muss sich darüber im Klaren gewesen sein, dass dies als kriegerischer Akt gewertet werden könnte.“ Flidais war ebenfalls in ihre Gedanken versunken, und Ayla fand es zunehmend schwierig, den Überlegungen der beiden, die nahtlos aneinander anknüpften, gleichzeitig zu folgen.
Cedrics ruheloses Umherwandern lenkte sie zusätzlich ab. Nur zu gern wäre sie aufgestanden und hätte es ihm gleichgetan, aber sie zwang sich dazu, ruhig sitzen zu bleiben. Drei Köpfe in einem Raum, die jeweils unabhängig von den anderen ihre eigenen Schlüsse zogen, waren weitaus weniger effektiv als drei, die zusammenarbeiteten. „Aber wer würde in diesem Fall einen Vergeltungsschlag gegen die Lightworld führen? Die Darkworld ist vollkommen unstrukturiert, und es gibt keine organisierte Regierung dort, nicht wahr?“ Sie sah Flidais nach Bestätigung suchend an und spürte einen Stich in ihrer Magengegend, als die Elfe den Kopf schüttelte.
„Verglichen mit unserer ist die Darkworld ausgesprochen strukturlos, das stimmt.“ Die Fühler an Flidais’ Stirn zuckten, als würde sie damit eine unsichtbare Wissensquelle anzapfen. „Während hier jede Rasse ihre eigene Obrigkeit hat, existieren in der Darkworld nur lose Verbände und Gruppen ohne wirkliche Regenten an deren Spitze. Die Zigeuner zum Beispiel haben zwar einige primitive Gesetze, nach denen sie sich richten, aber keinen echten Anführer, ebenso wenig wie die Menschen. Nur bei den Dämonen und den Calli herrschen mehr oder weniger geordnete Verhältnisse, aber die Nachtalben verfügen über eine Armee.“
„Würden sie uns angreifen?“ Ayla schaute zu Cedric hinüber. „Und wenn ja, hätten wir von ihnen etwas zu befürchten?“
Cedric blieb stehen. „Der Dämonenkönig interessiert sich nicht dafür, was wir tun. Ihm ist nur daran gelegen, dass die Sterblichen sich von seinem Territorium fernhalten und jeglicher Kontakt mit ihnen vermieden wird.“
„Und die Calli? Wie steht es mit ihrem König?“ Ayla wusste so gut wie nichts über diese Rasse und hoffte einfach, dass es einen Calli-König gäbe, denn sie wollte sich vor Flidais keine Blöße geben. Sie kannte die Elfe noch nicht lange genug, um ihr vorbehaltlos zu vertrauen.
„Er ist blind“, beantwortete Cedric ihre Frage und begann erneut im Raum auf und ab zu wandern. „Wie fast alle von ihnen. Nur einige wenige haben ihre Sehkraft zurückerlangt, seit sie im Untergrund leben. Ein blinder alter Knabe, der durch die Gefangenschaft hier unten langsam, aber sicher den Verstand verliert. Der Führer der Nachtalben hingegen hasst uns. Mittlerweile hat er seinem Sohn viele seiner Befugnisse übertragen, und der ist, wie es heißt, ein radikaler Revolutionär. Es ist nicht lange her, dass er Flugblätter in Umlauf gebracht hat, in denen er zum Kampf gegen die Lightworld aufforderte, aber der Kreis seiner Befürworter ist nicht besonders groß. Sollte sich allerdings die Grenzverletzung bis zu den Nachtalben herumsprechen, könnte das ihr Interesse an einem Krieg gefährlich steigern.“
„Die Zigeuner zumindest würden sich niemals daran beteiligen“, erklärte Flidais beruhigend, an Ayla gewandt. „Eher ergreifen sie die Flucht und verlassen den Untergrund, als sich in einen solchen Kampf zu stürzen, genau wie die meisten der Menschen.“
„Dann sind also alle, die eine ernste Bedrohung für uns werden könnten, die Nachtalben und ihre eventuellen Verbündeten.“ Ayla tippte mit den Zeigefingern gegen ihre Lippen. „Und natürlich Garret. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass er plant, die Drachen gegen mich aufzuwiegeln. Er soll angeblich bereits einen Gesandten zu ihnen geschickt haben.“
Flidais wurde blass und drehte sich zu Cedric um. „Wenn ihm das gelingt, ist alles verloren.“
Mit erhobener Hand bedeutete er ihr, still zu sein, und sagte ruhig: „Eure Majestät, wir sollten nicht vergessen, dass die Drachen um ein Vielfaches weiser sind als Garret. Sie werden in ihm genau den arroganten, unfähigen
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