Herrscherin des Lichts
hatte diese einzigartige wilde, ursprüngliche Eleganz an sich. Ihre Art, sich zu bewegen, geschmeidig und zugleich kraftvoll, als schlummere tief in ihr eine geborene Tänzerin. Und wie ihre Haare dabei wippten, wie Hunderte flammend roter Bänder. Von niederer Geburt, ja, dafür jedoch nicht so verzärtelt wie seine adlige, nichtsnutzige Schwester. Ayla würde ihm Nachkommen gebären und damit Mabbs Plan, selbst für einen Thronfolger zu sorgen, endgültig zunichtemachen.
Doch es ging ihm nicht nur darum, seine Schwester zu quälen. Er empfand durchaus echte Zuneigung für Ayla. Außerdem kam es seinem Kampfgeist sehr gelegen, dass von all den Elfen am Hof, aus denen er sich seine Gefährtin wählen könnte, ausgerechnet die eine sein Interesse weckte, die ihm nicht zu Füßen lag. Doch das würde sie, und zwar bald. Er spürte, dass ihr Widerstand langsam begann zu bröckeln. Trotzdem, bis seine Beute endlich aufgab und sich reißen ließ, stand ihm noch eine lange, aufregende Jagd bevor.
Eine andere Zofe kam aus den Schlafgemächern der Königin und machte eine kleine Verbeugung vor ihm. „Sie ist nun bereit, Euch zu empfangen, Euer Gnaden.“
„Jetzt schon?“, knurrte er, obwohl ihm natürlich klar war, dass die zitternde Dienstmagd keine Schuld an der Verzögerung traf und sie sich auch nicht um die Spannungen zwischen ihm und Mabb scherte. Seinen Ärger hinunterschluckend setzte er sein liebenswürdigstes Lächeln auf und trat ein.
War der Salon schon extravagant, das Schlafzimmer übertraf ihn in Sachen Luxus bei Weitem. Der Boden bestand aus auf Hochglanz poliertem dunkelgrünen Marmor. Kein anderer Ortim gesamten Untergrund erstrahlte in solcher Pracht. Mabbs Bett stand auf einem Podest, die Vorhänge aus feinster Gaze waren zurückgeschlagen und gaben den Blick frei auf die Berge dicker, weicher Kissen und Polster, zwischen denen sie zu schlummern pflegte. Die hohen geschwungenen Pfosten reichten beinahe bis zur Decke, die, als besonders eindrucksvolles Beispiel des Erfindungsreichtums der Untergrundbewohner, eine naturgetreu gestaltete Nachbildung des Himmels zierte, welche die rissigen Fliesen und Rohre dahinter vollständig verdeckte. Mabb verabscheute alles, was mit Sterblichen zu tun hatte, doch sie ließ sich dazu herab, die Verwendung von Elektrizität zu gestatten. Damit tagsüber eine künstliche Sonne auf sie herabscheinen und des Nachts Tausende funkelnder Sterne über ihr glitzern konnten. Im Zentrum all dieser widerwärtigen Dekadenz stand Mabb vor einem riesigen Spiegel, der von einer ihrer Zofen gehalten wurde, während die übrigen eifrig an der perfekten Erscheinung ihrer Königin arbeiteten. Wie eine wunderschöne Statue wirkte sie, ihre Haltung aufrecht und stolz, die weiße Haut im Kontrast zu ihrem lavendelfarbenen Kleid noch blasser erscheinend. Ihre Flügel waren wie immer gebunden und verhüllt. Garret konnte sich nicht daran erinnern, jemals die Flügel seiner Schwester gesehen zu haben, nicht einmal in Kindertagen. Mabb war solch eine makellose Schönheit, es gäbe sicherlich kein Körperteil an ihr, das nicht ebenso entzückend wäre wie der Rest, und wahrscheinlich lag ihre Entscheidung, sie zu verstecken, genau hierin begründet.
Eins der Kammermädchen zupfte Mabbs Ärmel zurecht, und Garret erspähte ein aus kleinen Amethysten und Olivinen gesticktes Blumenmuster. Das leise Knistern, das durch die Bewegung entstand, klang beinahe wie ein Klagelied der empörten Steine, die sich darüber beschwerten, dass sie für einen derart profanen Zweck verschwendet wurden – um die Gewänder einer verhätschelten Königin zu schmücken.
Mabbs Augen begegneten im Spiegel denen ihres Bruders,und ihr frostiger Gesichtsausdruck erwärmte sich um einige wenige Grade. Sie scheuchte mit einer knappen Geste die Zofe fort, die gerade an ihrem Haar herumfummelte, so hellblond, dass es fast weiß aussah, und zog unwirsch ihren Ärmel aus den Händen der zweiten. Es bedurfte keiner mündlichen Aufforderung, um sie wissen zu lassen, was von ihnen erwartet wurde. Rasch huschten sie zur Tür und hatten, noch während Mabb sich zu ihrem Bruder umdrehte, bereits den Raum verlassen.
„Garret. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als ich heute Morgen hörte, dass du auf eine Audienz wartest.“
„Nein, das kann ich wohl nicht.“ Er hatte sich eigentlich vorgenommen, ihr bei diesem Treffen ein wenig zu schmeicheln, doch stattdessen gab er patzige Antworten wie ein
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