Herrscherin des Lichts
selbstsüchtige Natur. Ich will dich für mich allein behalten.“
„Du wirst mich niemals verlieren.“ Das war eine traurige Wahrheit. Egal, mit welchen Tricks er auch versuchte, ihremEinfluss zu entrinnen, nur der Tod würde ihn ein für alle Mal von seiner Schwester befreien. Er verfluchte innerlich die Unsterblichkeit der Elfen. „Ich werde immer für dich da sein.“
„Also schön. Meinetwegen sollst du deine kleine Halbblütlerin haben.“ Mabb setzte sich auf und rieb ihre verweinten Augen. „Aber nicht heute.“
„Warum nicht?“, begehrte Garret auf, dann jedoch zwang er sich dazu, einen neutraleren Ton anzuschlagen. Wenn er sie jetzt verärgerte, wären all seine mühevollen Anstrengungen von eben umsonst gewesen. „Du wirst sicher verstehen, dass ich es kaum erwarten kann, ihr die freudige Nachricht zu überbringen.“
Von einer Sekunde zur anderen wieder ganz die Alte, schritt Mabb hoch erhobenen Kopfes durch das Zimmer zu ihrem Schreibpult. Sie nahm ein Pergament von einem der Stapel, von ihr selbst persönlich versiegelt und an Ayla adressiert. „Sie hat einen Auftrag.“
„Dann werde ich ihn an sie weiterleiten.“ Garret wandte sich zum Gehen um, gespannt zu erfahren, was seine Schwester sich dieses Mal für eine Gemeinheit hatte einfallen lassen, um seine Schülerin – nein, dachte er mit einem Anflug von Triumphgefühl, meine Gefährtin – in Gefahr zu bringen, und wie er diese Gefahr von ihr abwenden könnte.
„Tu das und dann kommst du zu mir zurück.“ Mabb ließ sich auf ihrem Bett nieder, obwohl sie es doch gerade erst verlassen hatte. „Und schick nach meinen Heilern. Diese Auseinandersetzung hat mich furchtbar erschöpft. Wie sehr ich Familienstreitigkeiten verabscheue.“
„Ich werde zurückkommen“, versprach er matt. „Aber meine Vermählung mit Ayla findet noch heute statt. Ich habe lange genug gewartet.“
Mabb lachte, ein Laut wie das Klirren Tausender kleiner Kristalle. „Du glaubst also wirklich, dass sie einwilligt.“
„Das wird sie.“ Davon war er mehr als überzeugt. Er hattesie schließlich nicht die letzten fünf Jahre mit all seinem Charme umworben, nur damit sie ihn nun zurückwies.
Er schob das Pergament in seine Robe und überließ seine Schwester ihrem vorgetäuschten Leiden. Im Vorzimmer erteilte er schnell einige Anordnungen für Mabbs Heiler und Kammerzofen, dann entfloh er eilig der erdrückenden Enge des Palastes. Es gab im ganzen Untergrund keinen Ort, der im Moment weitläufig genug für ihn gewesen wäre, jetzt, da sein Herz vor Freude über den errungenen Sieg am liebsten aus seiner Brust springen wollte. Bis zum Morgen würde Ayla endlich seine Gefährtin sein, die Bindung offiziell dem Konzil bekannt gegeben und in seinem Bett besiegelt. Die Vorfreude ließ seine Schritte auf dem Weg zu den Räumen der Assassinengilde schneller und schneller werden.
6. KAPITEL
Z war hatte Ayla nicht viel Schlaf bekommen, doch das wenige war immerhin tief und erholsam gewesen, und sie fühlte sich ausgeruht genug, als sie von ihrer schmalen Pritsche aufstand. Es war viel zu spät am Tag für einen Abstecher zum Refugium. Wenn sie jetzt dorthin gehen würde, käme sie nicht mehr rechtzeitig dazu, dem Gildenmeister Bericht zu erstatten, und müsste dann für ihr Versäumnis die Konsequenzen tragen. Sie badete in der Zisterne und schrubbte die Blut- und Schmutzflecken von ihrer Hose und Weste. Das Refugium konnte warten, ihr Rapport nicht.
Oder die Unterhaltung mit Garret, der sie gestern aus dem Weg gegangen war. Sie hatte sich inzwischen entschieden, wie sie hinsichtlich ihres Versagens in der Darkworld vorgehen wollte, auch ohne die Hilfe eines Gebets. Sie würde ihm die Wahrheit sagen, oder zumindest den Teil davon, von dem sie glaubte, ihn am leichtesten glaubhaft verkaufen zu können. Sie war schwach gewesen und dumm, hatte nicht beabsichtigt, irgendeinen Schaden anzurichten. Er mochte vielleicht ein bisschen wütend reagieren, aber am Ende würde er ihr verzeihen und die Wogen für sie glätten, sowohl beim Gildenmeister als auch bei der Königin. Es war nicht der ehrenhafteste Weg, darauf zu hoffen, dass Garret großzügig über ihre Fehler hinwegblickte, Fehler, die sie ja eigentlich nicht gemacht hatte, aber wahrscheinlich war diese Lüge das Beste für alle. Es ermöglichte ihr einen neuen Anfang. Das jetzt gebrochene Versprechen, das sie einst der Gilde und sich selbst gegeben hatte, würde im Laufe der Zeit seine ursprüngliche Kraft
Weitere Kostenlose Bücher