Herrscherin des Lichts
zog sie mit sichnach vorn und marschierte mit ihr den Gang in der Mitte entlang, an dessen Ende sich der leicht erhöhte Platz des Gildenmeisters befand.
Cedric war ein Elf, so alt, dass man sich erzählte, er sei dabei gewesen, als Amergin einst mithilfe menschlicher Zauberkraft Irland erobert hatte. Er hatte mit Lugh so manches Abenteuer bestanden und war vor langer Zeit einmal mit Bronwyn liiert gewesen, der Göttin der nördlichen Meere. Er behielt seine Position am Hof nur deshalb inne, um in der Nähe von Mabb sein zu können, seiner einzigen wahren Liebe, zumindest sagte man das. Ayla vermutete, dass sie jetzt in der Lage wäre, herauszufinden, was an all diesen Gerüchten dran war, vorausgesetzt, sie traute sich, Garret danach zu fragen.
„Garret!“ Auf Cedrics freundlichem Gesicht erschien ein breites Lächeln. Obgleich er uralt war, hatten die Züge des Gildenmeisters ihre Jugendlichkeit kein bisschen eingebüßt. Sein Haar, von sonnengeküsster goldener Farbe ungeachtet des Mangels an Sonnenlicht hier unten, war lang und gerade unordentlich genug, um ihn nicht majestätisch und unnahbar erscheinen zu lassen. Sein Gesicht war nicht so makellos wie das vieler anderer Elfen, der Kiefer war etwas zu markant und scharf geschnitten, die Nase nicht ganz gerade. Aber er war gut aussehend genug, um die Blicke der Königin auf sich zu lenken, sollte dieses Gerücht stimmen. Seine milden blauen Augen wanderten zu Ayla hinüber, und das Lächeln auf seinen Lippen erstarrte, wenn auch nur für den Buchteil einer Sekunde. Er war zweifellos überrascht. „Und Ayla. Unerwartet, aber erfreulich, dich zu sehen.“
„Du hast meine Schülerin sicherlich schon öfter in meiner Begleitung gesehen“, scherzte Garret lachend. Er schlang seinen Arm um Aylas Taille, bevor sie sich diese demonstrative Geste verbitten konnte, und in der Halle hinter ihnen brach die Menge augenblicklich in sensationslüsternes Gemurmel aus.
„Ich habe da etwas läuten hören“, sagte Cedric augenzwinkernd. „Meinen Glückwunsch, lieber Freund.“ Er nickte Ayla zu. „Du warst eine vielversprechende Gildenangehörige. Du wirst uns fehlen.“
„Das ist der Grund, weshalb wir gekommen sind.“ Garret ließ ihre Taille los und nahm sie stattdessen beim Arm, machte einen Schritt vorwärts und zog sie mit sich, als sei sie ein kleines Kind. „Sie ist hier, um ihren letzten Bericht zu erstatten.“
„Oh ja, natürlich.“ Cedric gab dem Schatzmeister zu seiner Linken ein Zeichen, dann dem Schriftführer zu seiner Rechten. „Die Kunde von deinem Sieg hat uns bereits erreicht. Nun schildere uns die Einzelheiten, Assassine.“
Ein beinahe schmerzhafter Anflug von Traurigkeit ergriff sie, und sie hatte das Gefühl, ihre Lungen würden in ihrer Brust zu Eis. Dies war das letzte Mal, dass sie hier stand. In spätestens einem Monat hätten ihre Assassinenmitstreiter sie vergessen. Sie räusperte sich und versuchte zu sprechen, ohne dass ihre Stimme dabei zitterte. „Ich war angewiesen, fünf Dämonen zu töten. Dies sollte ihrer Art eine Warnung sein, sich nicht im Gebiet der Lightworld auszubreiten.“
„Und hast du diesen Auftrag erfüllt?“ Cedric wartete kaum ihr „Ja“ ab, ehe er fortfuhr. Es war eine reine Formalität. „Und zu welcher Stunde hast du deine Mission beendet?“
Sie zögerte. Die Zeitspanne, die zwischen dem Abschluss ihrer Mission und ihrer Rückkehr verstrichen war, würde Fragen aufwerfen. Konnte sie überzeugend genug lügen? Garret hatte ihr geglaubt, aber er wiegte sich auch in der Sicherheit, dass sie niemals etwas tun würde, das ihm missfallen könnte. Sich plötzlich der erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen des Gildenmeisters bewusst werdend, antwortete sie wahrheitsgemäß: „Vor einem Tag und einer Nacht.“
Sein Blick schweifte kurz zu Garret, dann zurück zu ihr. „Und weshalb hast du nicht bereits gestern Bericht erstattet?“
Jeder der Anwesenden würde es ihr abnehmen, wenn sie sagte, dass die Besiegelung ihrer Bindung mit Garret Vorranggegenüber ihren Verpflichtungen als Assassine gehabt hatte. Wenn ihr Gefühl sie nicht täuschte, begannen einige der Höflinge, sich gespannt vorzubeugen, um zu lauschen, sich leise kichernd einen Reim auf die vagen Andeutungen zu machen und Garret mit einem wissenden Grinsen zu gratulieren, sobald er die Halle verließ.
Nichtsdestotrotz, Garret würde sie später fragen, warum sie gelogen hatte, vielleicht sogar von ihr verlangen, dass sie sich reumütig
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