Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
wäre es unmöglich gewesen, sie zu erkennen, wenn man ihm nicht gesagt hätte, wer da vor ihm stand, denn sie trug ein befremdliches Menschengewand, das ihre Flügel vollständig verdeckte, und über ihren Kopf war eine Kapuze gezogen. In ihrem Gefolge strömte ein tobender Pulk aus Höflingen und Angehörigen des gewöhnlichen Volkes in den Saal. Einer der Wachleute zog mit einem kräftigen Ruck an seinem Teil des Strickes, worauf Ayla stolperte und auf die Knie stürzte. Die Zuschauer jubelten, doch Garret verspürte einen unerwarteten Stich des Mitleids in seiner Brust.
    „Genug!“ Er sprang auf und befahl dem anderen Wachmann: „Du! Hilf ihr wieder hoch und dann binde sie los. Und nimm ihr diese lächerliche Kapuze ab.“
    Ein Raunen ging durch die Menge. Entweder aus Entrüstung über seine ungerechtfertigte Milde oder weil er ihnen schlichtweg leidtat. Wahrscheinlich Letzteres.
    Der Wachmann tat, wie ihm geheißen. Als er zum Schluss die Kapuze entfernte, war Ayla noch immer kaum wiederzuerkennen. Ihre Nase war gebrochen und blutig, die Augen zu zwei dicken bläulich roten Wülsten zugeschwollen. Eingetrocknetes Blut klebte an ihrem Mund, und ihr Kopf schwankte von einer Seite zur anderen, während sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten.
    Das erschrockene Aufbegehren der Umstehenden bestätigte Garrets Vermutung. Sie bemitleideten ihn, weil seine Gefährtin so tief gesunken war und er zu allem Überfluss nun auch noch dieses Elend zu ertragen hatte.
    Mabbs – sein – Konzil stand etwas abseits in Wartestellung, sich klar von dem ganzen Spektakel distanzierend. Einer von ihnen, ein sogar für seine Rasse ausgesprochen kleiner und feister Kobold, dessen Namen Garret immer vergaß, räusperte sich und trat vor. „Als stellvertretender Regent ist es Eure Pflicht, ein Urteil über sie zu fällen, das Euch angemessen erscheint. Wenn das, was Ihr uns mitgeteilt habt, der Wahrheit entspricht,wenn sie einen Darkworlder weder daran gehindert hat, unsere Grenze zu überschreiten, noch sich mit ihr zu vereinen, wenn Eure Schwester, die Königin, durch ihre Hand starb, dann müsst Ihr sie dieser Vergehen anklagen und sie bestrafen.“
    „Die Königin …“ Ayla röchelte und hustete, griff an ihren wunden Hals und richtete sich so gerade wie möglich auf, bevor sie, in einem deutlich gefassteren Tonfall, der jeden der Anwesenden gespannt an ihren Lippen hängen ließ, sagte: „Ich habe die Königin nicht getötet.“
    „Lügnerin!“, schrie eine schrille Stimme über das Gewirr ähnlicher Bezichtigungen hinweg. Aber Ayla ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern zeigte sich betont unbeeindruckt. Auch sie konnte dieses Spiel spielen, vielleicht ebenso gut wie Garret.
    „Ayla.“ Er ließ seine Stimme absichtlich versagen, als er ihren Namen aussprach, und versuchte, deutlich erkennbar, aber nicht zu übertrieben, sich zusammenzunehmen. Zu was für einem grandiosen Theaterstück sich diese Begegnung hier entwickelt hatte! „Ayla, dir wird vorgeworfen, einen Mordanschlag auf die Königin des Elfensektors verübt zu haben. Darüber hinaus hast du einer Kreatur der Darkworld dabei geholfen, unsere Grenzen zu übertreten. Und …“ Er stieg langsam von der erhöhten Plattform hinab, auf der der Thron stand, sein Gesichtsausdruck voller Gram und tiefer Enttäuschung. „Und aus freien Stücken bei dieser Kreatur gelegen.“
    Ein erneuter empörter Aufschrei aus der Menge. Garret aber hörte ihn kaum, er war viel zu fixiert auf Ayla und den Hass in ihren Augen. Hass! Trotz dieser einmaligen Chance, die er ihr angeboten und die sie in ihrer Sturköpfigkeit einfach weggeworfen hatte.
    Er hob eine Hand, um Ruhe in den Saal zu bringen. „Dies sind schwerwiegende Anschuldigungen. Tatsächlich so gravierend, dass ich mich, angesichts meines – unser aller – schrecklichen Verlustes momentan nicht weitergehend damit auseinandersetzenkann. Genauso wenig aber darf ich ein Urteil verhängen, ohne vorherige gründliche Abwägung aller Fakten. Deshalb lautet meine vorläufige Entscheidung, dass du, Ayla, in Gefangenschaft bleiben wirst, bis zu einem Zeitpunkt, zu dem diese Angelegenheit vollständig aufgeklärt und deine Strafe so unbeeinflusst von persönlichen Gefühlen festgelegt werden kann, wie es mir unter diesen Umständen möglich ist.“
    Abermals schwoll ein missbilligendes Grollen unter den Anwesenden an, und Garret brüllte, um sich Gehör zu verschaffen: „Bitte! Ich bitte euch, versetzt euch

Weitere Kostenlose Bücher