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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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in der er so lange zugebracht hatte, dass ihm jetzt, beim Aufstehen, die Beine schmerzten. Den gesamten Nachmittag, als die Heiler sich endlich mit der Wirkungslosigkeit ihrer Gesänge und Rituale abgefunden und begriffen hatten, dass nichts die Königin wieder lebendig machen konnte, nachdem im Anschluss ihre Zofen mit Tränen in den Augen ihren vertrockneten schwarzen Korpus ein letztes Mal in neue Gewänder gehüllt hatten, war Garret nicht von der Seite seiner toten Schwester gewichen. Er hatte neben ihrer Bahre ausgeharrt, den Kopf auf die zusammengefalteten Hände gestützt, hin und wieder von einem heiserenSchluchzer geschüttelt, um seine tiefe Trauer vor den Höflingen und Gewöhnlichen zu demonstrieren, die sich in einem schier endlosen Strom in der großen Halle einfanden, um der Königin ihren Respekt zu zollen.
    Respekt. Hätten sie Mabb gekannt, wäre es mit ihrem Respekt nicht allzu weit her gewesen. Ihre Launen, die in Windeseile wechselten, ihre Weigerung, sich logischen und rationalen Wahrheiten zu stellen, wenn man sie damit konfrontierte. Ihre fanatische Überzeugung, eines Tages würde sie die Elfen zur Inbesitznahme der Oberfläche führen, obwohl ihr einziges Interesse hübschen Kleidern und rauschenden Festen galt und sie darauf all ihre Energie verwendete. Solch ein Verhalten verdiente wohl kaum Respekt.
    Früher einmal, da wäre sie der Ehrerbietung, die ihr jetzt zuteilwurde, vielleicht würdig gewesen. Aber diese Zeit war lange vorbei.
    Der Thronsaal war wie die meisten größeren Räume im Palast eines der feuchten, höhlenartigen Gewölbe, welche die Menschen in die Erde gegraben hatten, als sie noch ihnen allein gehört hatte. Doch Mabb war sehr darum bemüht gewesen, ihm eine gewisse erhabene Schönheit zu verleihen. Einer der wenigen „lobenswerten“ Verdienste, die sie Garrets Ansicht nach während ihrer Regentschaft zustande gebracht hatte. In den alten Tagen, als es zunächst noch so ausgesehen hatte, als könnten ihre Differenzen mit der Oberwelt beigelegt werden und ihre Händler sich noch frei zwischen beiden Welten bewegen, hatte Mabb die Wände dieses Raumes mit polierten Amethystplatten auskleiden und auf dem Boden blanke Quarzplatten verlegen lassen. Diese beiden Steinarten liebte sie ganz besonders, wegen der sanften Energie, die sie ausstrahlten, und natürlich, weil sie begehrte Statussymbole waren. Sie hatte geglaubt, indem man sich mit Amethyst umgab, demonstrierte dies dem Gegenüber, dass man Zugang zu den übersinnlichen Kräften hatte, die dem Stein innewohnten. „Niemand wird eswagen, mich zu belügen, wenn er denkt, ich durchschaue jeden Versuch sofort“, hatte sie ihn einmal selbstgefällig wissen lassen, und er konnte sich gerade noch davon abhalten, ihr unter die Nase zu reiben, mit wie vielen teilweise wirklich dreisten Schwindeleien er schon bei ihr durchgekommen war. Wahrscheinlich war das aber genau ihre Absicht gewesen, nämlich diese Reaktion zu provozieren, sodass sich ein Lügner selbst verriet.
    Der Thron selbst bestand ebenfalls aus Quarz, ein riesiger roher Klotz, zwar ausgemeißelt, geschliffen und poliert genug, um bequem zu sein, aber mit scharfen Ecken und Kanten an den Außenseiten und Armlehnen, wie bedrohliche Zacken, die jeden warnen sollten, der auf die Idee kam, sich zu nah heranzuwagen. Er war mit den Elfen zusammen aus den Astralwelten in diese hineingesaugt worden, und Mabb hatte sich nicht von ihm trennen wollen, als sie ihren unterirdischen Palast aufbaute. Auf der Rückseite zog sich ein langer Riss durch den Stein, dort, wo er vom Anführer der Menschen namens Madaku Jah während des Aufstiegs seiner Rasse beschädigt worden war. Dass es einem dieser sterblichen Wesen gelungen war, sich unbemerkt in den damals noch auf der Oberfläche stehenden Palast zu schleichen und die Königin um ein Haar zu vernichten, hatte den entscheidenden Wendepunkt in diesem Krieg bedeutet.
    Nun ließ sich Garret auf eben diesem Thron nieder, seine Körperhaltung aufrecht und beherrscht, sein Gesicht jedoch von Kummer und Erschöpfung gezeichnet, zweifellos das eines gebrochenen Mannes. „Wie niedergeschlagen er aussieht“, würden sie sich gegenseitig zuflüstern. „Und doch so entschlossen und stark.“
    Er unterdrückte ein Lächeln, das seine Lippen umspielte, nur eine Sekunde bevor die Flügeltüren sich öffneten.
    Zwei Wachen führten Ayla herein, jede von ihnen ein Ende des Strickes haltend, der um ihren Körper geschlungen war.
    Garret

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