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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Verwitterung.« 
       Katja versuchte ihr Glück aufs Neue. Diesmal achtete sie darauf, dass ihr Stand fester war. Den zweiten Tritt führte sie mit der Hacke aus. Und da sie auf das Zurückfedern vorbereitet war, fing sie es ab. Mehrere Male versuchte sie so ihr Glück. Doch der Erfolg blieb aus. Schließlich war der Schmerz in ihrem Fuß so groß, dass sie innehalten musste. Enttäuscht krabbelte sie vom Tisch.
       Nun war die Reihe an Janny. Sie probierte es mit einer anderen Taktik. Statt in die Mitte der Bretter, trat sie so weit wie möglich nach außen. Doch auch bei ihr löste sich kein einziges oder zerbrach. Frustriert stellte auch sie ihre Versuche bald ein.
       »Da sitzen wir ganz schön in der Falle«, knurrte sie, als sie vom Tisch wieder hinunterkletterte.
       »Wir brauchen mehr Kraft«, grübelte Katja vor sich hin. »Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Also brauchen wir was Schweres und Schnelles.«
       »Ich habe leider meine Kanone zu Hause gelassen«, sagte Janny.
       »Oder etwas, das das Holz zersetzt«, murmelte Katja, ohne darauf einzugehen.
       »Ich fürchte, selbst eine Armee Holzwürmer kann uns hier nicht rausfressen.«
       Katja horchte auf. »Was hast du gesagt?«
       »Ach, nichts«, wehrte Janny ab. »War nur destruktives Gebrabbel.«
       »Nein, du hast recht. Ich dachte an irgendeine Substanz, eine Säure, nicht an natürliche Zersetzung.« Katja sprang auf. Trotz ihres lädierten Gelenkes war sie plötzlich wieder voller Energie. Sie stampfte auf den Holzfußboden, ging einen Schritt, stampfte erneut.
       Janny verfolgte ihr Treiben skeptisch. »Was soll das werden?«, fragte sie.
       »Die Hütte ist alt, wahrscheinlich schon seit Jahren unbewohnt. Ein idealer Ort für Insekten, Ameisen und Käfer. Ganz abgesehen von den vielen Arten der Pilzfäule«, erklärte Katja. »Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn der Fußboden keine morsche Stelle hätte.« Sie klopfte sich Schritt für Schritt vorwärts. »Am wahrscheinlichsten sind solche Stellen dort, wo wenig Luft zirkuliert, wie zum Beispiel …« Katja packte den Bettkasten, aus dem ihr der muffige Geruch der Matratze entgegenschlug, zog daran und rückte ihn von der Wand weg. »Wie zum Beispiel hier drunter.« Sie stampfte auf den Fußboden und es gab ein sprödes Knacken. Katja trat noch einmal kräftig zu und spürte, wie das Holz nachgab. »Ha«, rief sie triumphierend. »Das ist unser Ausstieg.« 
       Janny kam zu ihr, starrte auf die kaum erkennbare Bruchstelle. »Bist du ein Genie oder ein Sonntagskind«, entfuhr es ihr.
       »Eigentlich weder noch«, lachte Katja, holte sich das Stuhlbein vom Tisch und rückte damit den Dielen des Holzfußbodens zu Leibe. Sie stocherte und hebelte so lange, bis sich das erste Brett löste. In der Zwischenzeit zerlegte Janny mit einigen gezielten Fußtritten den Bettkasten. Das herausgelöste Seitenbrett diente ihnen als Hebel, um das Loch zu vergrößern. 
       Auch als sie entdeckten, dass der Spalt zwischen Bodendielen und Waldboden viel zu schmal war, um ins Freie kriechen zu können, entmutigte sie das nicht. Mit den alten Kochtöpfen begannen sie, abwechselnd zu graben, und das von ihren Körpern in den Kreislauf ausgestoßene Adrenalin mobilisierte die notwendigen Energiereserven. Dass es Nacht wurde, merkten sie kaum, mittlerweile bewegten sie sich durch die Dunkelheit so sicher wie Maulwürfe. 
       Sie erreichten die Freiheit im Morgengrauen. Das war der Moment, in dem Katja sich mit einem Mal fühlte, als hätte jemand Blei in ihre Glieder gegossen. Völlig erschöpft saß sie neben Janny auf dem Waldboden. Die sah ebenfalls abgekämpft aus. 
       »Lass uns von der Hütte weg in den Wald gehen. Ein paar Hundert Meter. Nur zur Sicherheit«, schlug Janny mit matter Stimme vor.
       Sie schleppten sich in den Wald. Eine Grasmulde versprach, eine bequeme Schlafstätte zu sein. Sie verständigten sich mit einem Blick und sanken gleichzeitig nieder. Katja legte den Kopf auf ihren Arm und schloss die Augen. Sie dankte dem glücklichen Umstand, der sie nach der Kanufahrt Pullover und Jeans über die kurzen Sachen hatte ziehen lassen. So war sie besser gegen die nächtliche Kühle und den Waldboden gewappnet. Den Rest Unempfindlichkeit schenkte ihr die Müdigkeit. Dass sich Jannys Arm um sie schlang, bekam Katja nur noch vage mit.
     
     

14. Kapitel
     
     
     
    Ein Schrei ließ Katja hochfahren. Eigentlich war es ein Krächzen. Sie

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