Herz auf Umwegen
sich. Was war denn mit Janny los? Sie wirkte irgendwie abwesend.
»Du sagtest doch, man verdient da sehr gut«, ulkte Katja weiter, aber Janny schien gar nicht zu bemerken, dass sie sich einen Spaß machte.
»Äh, ja sicher«, meinte Janny und schüttelte sofort den Kopf. »Nein. Ich meine ja, aber das wäre nichts für dich.«
Angesichts von Jannys Verwirrung wurde auch Katja wieder ernst. Aus unerfindlichem Grund fiel ihr ein, dass sie an dem Abend, als sie Janny und ihren Begleiter fuhr, nur ihn auch wieder nach Hause chauffiert hatte. Schon damals hatte Katja sich gefragt, wie weit Jannys Service wohl ging. Es ging sie natürlich nichts an. Damals nicht und heute nicht. Dennoch, Katja konnte nicht anders. »Ist es wirklich nur Begleitung, was du da machst. Nicht mehr?«, fragte sie wie unter Zwang. »Neulich im Taxi wollte dein Begleiter, dass du irgendjemanden um den Finger wickelst. Es hörte sich an, als gingest du darauf ein.« Katja spürte, wie ihre Wangen glühten. Mit gesenktem Blick sagte sie: »Ich habe nur deinen Begleiter nach Hause gebracht.«
Janny neigte den Kopf leicht zur Seite. »Aber ich habe dir doch schon erzählt, dass ich früher nach Hause gefahren bin.«
Katja bereute ihre Frage bereits. »Es ist am Ende ja auch deine Sache«, murmelte sie.
Janny schwieg. Eine Minute, vielleicht auch zwei. Katja wagte ihrerseits nicht einmal, aufzusehen. Warum beschäftigt dich das eigentlich?, fragte sie sich ärgerlich.
»Katja, sieh mich an. Bitte«, sagte Janny jetzt.
Katja tat es. Jannys Augen drangen förmlich in sie ein. »Ich würde nie mit jemandem schlafen irgendeines Geschäftes wegen. Nie«, betonte Janny. »An dem Abend bei dieser Party fühlte ich mich deplatziert und bin beizeiten nach Hause gefahren.«
»Hm«, machte Katja.
»Glaubst du mir das?«
Katja wusste nicht, was sie glauben sollte, also schwieg sie.
»Katja!?«, mahnte Jannys Stimme. Dann, leiser. »Sag ruhig, wenn du es nicht tust.«
»Ich glaube dir schon.« Irgendwie , dachte Katja. Und das tat sie tatsächlich, einfach weil Janny es sagte. Warum sollte sie schließlich lügen? Es gab keinen Grund dafür. »Aber prinzipiell finde ich das Ganze alles mehr oder weniger … na, ja …«
Janny schmunzelte schwach. »Unmoralisch?«
»Ja.«
»Was genau?«, wollte Janny wissen.
»So ein Arrangement … lässt doch immer einen Verlierer zurück.«
»Nicht, wenn die Regeln klar definiert sind.«
»Kann man denn so etwas klar definieren?«
»Natürlich. Beide Beteiligten sind erwachsene Menschen. Selbst wenn es zu Sex kommen würde, solange er einvernehmlich ist, wäre doch nichts dabei.«
»Schon, aber so ganz ohne Liebe?«
»Es reicht doch, wenn eine gewisse Anziehung vorhanden ist. Es geht nicht immer gleich um das ganze Paket.«
Katja sah Janny skeptisch an.
»Jetzt glaubst du, ich habe gelogen, als ich versicherte, ich mache wirklich nur Begleitung«, las sie in Katjas Augen. »Wie könnte ich sonst so etwas sagen?« Janny stand aus ihrem Stuhl auf, ging zum Rand der Terrasse und schaute aufs Wasser, das im Licht der untergehenden Sonne ein Meer an Farben reflektierte. »Du wartest also immer auf die Liebe?«, fragte sie.
»Ja«, sagte Katja fest.
»Du bist eine Romantikerin.«
»Was ist schlecht daran?«
»Nichts. Aber was ist schlecht daran, es nicht so zu halten? Wenn Frau auf Frau trifft und beide einander attraktiv finden, warum sollen sie dann nicht eine unverbindliche Liebesnacht miteinander verbringen?«
»Ist das deine Einstellung? Privat, meine ich.«
Janny drehte sich um, sodass sie Katja ansehen konnte. »Ist das von irgendeiner Bedeutung für dich?« Ihr Blick ruhte auf Katja. Die wusste vor lauter Verlegenheit nicht, wo sie hinschauen sollte.
»Äh, ich … also, nein«, stotterte Katja. »Reine Neugier«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
Verdammt. Natürlich hatte es keinerlei Bedeutung für sie. Wieso auch? Dennoch interessierte sie die Antwort.
Kannst du dir doch denken, wie die lautet. Wenn Janny so wie du darüber dächte, würde sie wohl kaum für einen Begleitservice arbeiten. Selbst wenn es wirklich nur um Begleitung geht.
»Wie erkennst du, dass es Liebe ist?«, fragte Janny und überraschte Katja damit.
»Fragst du das ernsthaft? Warst du denn noch nie verliebt?«
»Natürlich
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