Herz auf Umwegen
stand fest.
Katja wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als unsichtbar zu sein. Sie kam sich unheimlich dämlich vor, weil sie derart ihrer Fantasie aufgesessen war und sich damit in diese peinliche Situation gebracht hatte, Erklärungsnot inklusive. »Ich … äh, also«, druckste Katja.
»Sie hat gelauscht«, brummte »Brad«. »Keine Ahnung, was sie alles mitbekommen hat.«
Katjas Augen blickten hilflos von ihm zu Janny.
»Sie hat überhaupt nichts gehört«, sagte Janny. »Seht sie euch doch an, sie ist völlig verdattert.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Kennst du sie so gut?«
Zögern. »Ziemlich gut.«
»Wenn du dich irrst, fliegen wir auf.«
Katja verfolgte irritiert den Wortwechsel zwischen Janny und »Brad«. Was zum Teufel bedeutete das nun wieder? Sie kam sich ja vor wie in einer Gruppe Verschwörer. Verschwörer waren immer nervös, dass man sie entlarvte. Verschwörer und …
Ach du Schande!
Katja starrte Janny an. Das hier war Ocean‘s Three. Die drei planten einen Coup. Und sie war mitten in die strategische Beratung dazu geplatzt. Janny war … eine Ganovin.
Und scheinbar eine erfolgreiche, wenn man das Haus sah. Auch so einiges andere erklärte sich dadurch. Zum Beispiel Jannys Blicke, von denen Katja immer das Gefühl gehabt hatte, dass sie tief in sie hineinsahen, Jannys Ruhe in kritischen Situationen und selbstredend Jannys Zurückhaltung in den letzten Tagen. Denn kurz vor einem »Einsatz« hatte sie natürlich keinen Nerv für Plauderei oder Einladungen.
»Was machen wir jetzt mit ihr?«, fragte »Brad«.
»Am besten wir geben ihr eine, sagen wir mal abgelegene Unterkunft für die nächsten Tage. So lange, bis alles vorbei ist«, meinte der andere.
Katja riss vor Schreck die Augen auf. »Oh bitte, nicht schon wieder«, krächzte sie und hob schützend die Hände vor den Kopf.
»Was ist denn mit der los?« Brad schüttelte den Kopf.
»Jetzt macht mal halblang, ihr beiden«, griff Janny da endlich ein. »Katja ist keine Spionin.«
»Hast du ihr gesagt, wo du wohnst?«, wollte »Brad« wissen.
»Nein.«
»Also ist sie dir gefolgt.«
Janny runzelte die Stirn. Sie machte einen Schritt auf Katja zu, griff ihren Arm und zog sie mit sich, etwas von den beiden Männern weg. »Bist du mir hinterhergefahren?«, fragte sie leise.
Katja senkte betreten den Blick. »Ja«, gab sie zu.
»Wieso?«
»Weil … ich dachte … als ich sah, wie die beiden da in dein Auto stiegen … ich weiß auch nicht, ich habe es einfach getan, ohne weiter darüber nachzudenken.« Dann fiel ihr doch noch eine Art Erklärung ein. Sie sah Janny an. »Das letzte Mal, als ich dich mit dem da«, sie bewegte den Kopf in Richtung »Brad«, »in einem Auto sah, hat er dich quasi erpresst. Ich dachte … du bist vielleicht unfreiwillig in seiner Gesellschaft. Woher sollte ich wissen, dass ihr eine … hm … Interessenvereinigung der besonderen Art seid.«
»Was meinst du damit?«
»Ach komm. Ihr drei brütet ein Ding aus. Aber ich habe wirklich nichts gehört. Also kann ich auch niemandem was verraten.«
Janny sah sie immer noch mit gerunzelter Stirn an.
»Ich hoffe nur, ihr seid kein reiner Ganovenverein, sondern fallt etwas in die Kategorie Robin-Hood-Diebe.«
Janny blinzelte irritiert. Plötzlich lächelte sie, drehte sich um und sagte: »Sie glaubt, wir wollen eine Bank ausrauben oder so was in der Art.«
Die beiden Männer quittierten die Information mit skeptischen Blicken.
Janny seufzte. »Du erinnerst dich sicher, Volker, dass Katja uns im Taxi gefahren hat«, holte sie zu einer Erklärung aus. »Und, ich muss es leider sagen, sie hatte keinen guten Eindruck von dir.« Ihre Mundwinkel verzogen sich spöttisch. »Sie glaubte, du wolltest mich an einen Geschäftsfreund verschachern. Und Jens hielt sie für den nächsten Kunden, als sie euch beide in meinen Wagen steigen sah.« Janny machte eine Pause. Sie wartete wohl auf eine Reaktion der beiden. Da die ausblieb, fuhr Janny fort. »Aber nachdem Katja nun gesehen hat, wie friedlich wir hier zusammensitzen, hält sie dich, Volker, nicht mehr für meinen Zuhälter, sondern uns drei für eine Diebesbande. Aber keine Angst, sie wird uns nicht verraten.«
Die beiden Männer schienen sich bei Jannys letzten Worten endlich ein wenig zu entspannen. Der Mann, der Jens
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