Herz aus Eis
entgeht.“ Er deutete hinter sich in das Wohnzimmer. „Deshalb habe ich dir das Essen mitgebracht.“
„Was?“
„In deinem Zustand lasse ich nicht zu, dass du dich in ein Flugzeug setzt. Ich denke an das Baby.“
„Welches Baby?“ Anstelle von Blut hatte sie plötzlich Eiswasser in den Adern.
„Unser Baby“, antwortete er schlicht und ging ins Wohnzimmer, das sich in der Zeit, die sie in der Küche gestanden hatten, so verändert hatte, dass es nicht mehr wiederzuerkennen war.
Der Besitzer des Restaurants auf Kithira begrüßte sie freundlich, der Kellner, der sie an jenem Abend bedient hatte, war ebenfalls da. Sie hatten einen Tisch gedeckt und überall Kerzen aufgestellt. Von irgendwoher – Elizabeth konnte nicht sagen, woher – erklang Musik.
Ihr Wohnzimmer war in eine griechische Taverne verwandelt worden! Elizabeth blieb wie angewurzelt stehen. „Was ist das?“
Kristian zuckte mit den Schultern. „Das Dinner findet eben heute Abend statt. Jetzt, um genau zu sein.“ Er hielt ihr den Stuhl hin. „Ein griechisches Baby braucht griechisches Essen.“
„Kristian …“
„Es stimmt also“, seine Stimme wurde tiefer, seine Miene härter. „Du bist schwanger mit unserem Baby.“
„Meinem Baby.“
„Unser Baby“, widersprach er entschlossen. „Es ist doch unser Baby, nicht wahr?“
Mit den flackernden Kerzen auf dem weißen Tischtuch, dersanften Musik im Hintergrund und dem verboten attraktiven Kristian vor sich konnte Elizabeth die Tränen kaum zurückhalten. Zwei Monate. Zwei Monate ohne ein Wort von ihm, ohne eine Entschuldigung, nur quälendes Schweigen. Und jetzt diese umwerfende Vorstellung in ihrem Wohnzimmer!
„Ich weiß, dass du dich nicht wohlfühlst“, fuhr er leise fort. „Ich weiß es, weil ich in London war und über dich gewacht habe.“
Mit weichen Knien setzte sie sich – aber nicht auf den Stuhl am Tisch, sondern in einen der Sessel. „Du hältst mich für ein geldgieriges Biest.“
„Geldgierig? Grace Stiles? Eine Frau, reich wie Onassis?“
Elizabeth wrang die Hände in ihrem Schoß. „Über Grace Stiles will ich nicht reden.“
„Ich schon.“ Er nahm ihr gegenüber Platz. „Und über Nico und Cosima und all die anderen ruchbaren Charaktere in unserem ganz eigenen griechischen Schauspiel.“
Der Kellner und der Restaurantbesitzer waren wohl in die Küche verschwunden und bereiteten dort Essen zu, denn jetzt zog ein so köstlicher Duft durchs Haus, dass Elizabeth der Magen knurrte.
„Ich weiß, dass Nico dir die Ehe mit ihm zur Hölle gemacht hat“, fuhr Kristian fort. „Und ich weiß, dass die Scheidung von ihm noch schlimmer war. Er hat die Presse auf dich angesetzt und dich aus Griechenland vertrieben. Ich kann dir wahrlich nicht verübeln, dass du deinen Namen geändert und in England ein neues Leben angefangen hast.“
Elizabeth hielt den Atem an. Sie wusste, dass jetzt ein Aber kommen würde.
„Aber“, folgte es prompt von Kristian, „was ich nicht verkraftete, war, dass ich dich nicht sehen konnte. Es gelang mir nicht, diese Szene an jenem Abend in der Burg auf Kithira einzuschätzen.“
Sie verschränkte die zitternden Finger. „Der Abend war ein Albtraum. Ich will ihn nur vergessen. Und Grace auch.“
„Ich kann Grace nicht vergessen“, widersprach Kristian bestimmt.Sein Blick suchte ihr Gesicht. „Weil sie so schön ist. Und weil sie du ist.“
Der Kloß in ihrer Kehle schwoll an, verursachte ihr unendliche Pein. „Ich bin nicht schön.“
„Du warst als Debütantin in New York schön, und jetzt bist du noch schöner. Das hat nichts mit dem Namen Stiles zu tun und noch weniger mit deinem Vermögen. Auch nicht mit deiner Ehe oder deiner Scheidung oder der Arbeit, die du für deinen Pflegedienst leistest. Sondern allein mit dir. Grace Elizabeth.“
„Du kennst mich nicht“, flüsterte sie.
„Aber natürlich kenne ich dich. Zwei Wochen lang habe ich mit dir gelebt und gearbeitet. Jeden Abend haben wir zusammen verbracht. Du hast mich verändert. Du hast mein Leben gerettet.“
„Nein.“
„Elizabeth, nach dem Unfall wollte ich nicht mehr leben. Ich hatte so viel verloren, ich konnte den Schmerz nicht ertragen. Doch du hast mir wieder Hoffnung gegeben, du hast Licht in mein Dunkel gebracht. Du hast mich davon überzeugt, dass es anders werden kann. Besser.“
„So nett war ich nie.“
„Nein, nett warst du nicht. Aber du warst stark. Und unnachgiebig. Du hast mich nicht bemitleidet, und du hast nicht zugelassen,
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