Herz aus Eis
dass ich aufgebe. Genau das brauchte ich. Ich brauchte dich“, Kristian hielt inne. „Ich brauche dich noch immer.“
Sie schloss die Augen. Tränen brannten hinter ihren Lidern.
Er streckte den Arm aus und strich ihr sanft über die Wange. „Nicht weinen“, murmelte er. „Bitte, weine nicht.“
Sie schüttelte stumm den Kopf und schmiegte die Wange in seine Hand, versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten. „Wenn du mich gebraucht hast, warum hast du mich dann gehen lassen?“
„Weil ich deiner nicht wert war. Ich glaubte, nicht der Mann zu sein, der dich verdient.“
„Kristian …“
„Wenn ich in jener Nacht auf der Burg in Kithira hätte sehen können, hätte ich die Situation verstehen und somit besser handhaben können. So aber stand ich, im buchstäblichen Sinne, im Dunkeln. Ich fühlte mich hilflos. Die Blindheit verdammte mich zur Ignoranz, machte mich zögerlich. Ängstlich.“
„Du hast noch nie vor etwas Angst gehabt“, widersprach sie leise.
„Seit dem Unfall hatte ich vor allem Angst. Die Albträume verfolgten mich, bis ich glaubte, im Wahnsinn zu versinken. Doch dann kamst du, und mit einem Mal änderte sich alles. Ich fand wieder den Weg zurück zu mir.“
Sie sah ihn nur an, unendliche Zärtlichkeit für ihn in ihrem Herzen. In ihren Augen standen ungeweinte Tränen.
„Ich bin ein Mann, der sich um seine Frau kümmert“, fuhr er leise fort. „Ich hasste es, mich nicht um dich kümmern zu können. Denn vom ersten Augenblick, seit du mit diesem lächerlichen Eselskarren im Kloster ankamst, gehörtest du zu mir.“
Sie lächelte mit bebenden Lippen. „Das war die längste und anstrengendste Reise meines Lebens.“
„Elizabeth, latrea mou , ich liebe dich seit jenem ersten Tag. Du warst schrecklich und wunderbar, und dein Mut hat mich wachgerüttelt. Dein Mut und dein Mitgefühl, deine Güte und deine Stärke – die Eigenschaften, von denen du auf Kithira sprachst, als du sagtest, dass das Äußere keine Bedeutung hat, dass es Werte gibt, die viel wichtiger sind. Dem stimme ich zu. Und ja, du bist schön, doch erst heute kann ich deine äußere Schönheit sehen. Weder deine äußere Schönheit noch der Name Stiles oder dein Vermögen haben mich zu dir hingezogen. Ich brauche nur dich. An meiner Seite.“
„Kristian …“, mit tränenfeuchten Augen schaute sie sich in ihrem kleinen Wohnzimmer um. Normalweise war es ein schlichter Raum, doch heute Abend strahlte das Zimmer im goldenen Glanz der Kerzen, der hübsch gedeckte Tisch unddie sanfte griechische Musik verbreiteten eine warme Atmosphäre.
Der Restaurantbesitzer erschien in der Tür. „Das Dinner kann serviert werden“, verkündete er, um mahnend hinzuzusetzen, „aber heute Abend werden Sie beide essen.“
Elizabeth ließ sich von Kristian zum Tisch führen, und zum ersten Mal seit Wochen genoss sie das Essen. Wie hätte sie es nicht genießen sollen? Es war einfach köstlich, und während sie jeden Bissen auskostete, konnte sie den Blick nicht von Kristian wenden.
Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie ihn vermisst hatte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich wohl und zufrieden. Natürlich wusste sie, dass es viele Probleme und Schwierigkeiten gab, doch mit ihm zusammen war sie glücklich und mit sich und der Welt im Reinen. Er war es, der sie sich so fühlen ließ.
So sagte sie auch offen, was ihr gerade durch den Kopf schoss. „Weißt du, Cosima sagte …“, abrupt brach sie ab. Schon wieder Cosima. Wieso musste sie ständig diesen Namen erwähnen? „Ich weiß gar nicht, warum ich schon wieder von ihr rede.“
„Ich auch nicht. Aber wenn du schon damit angefangen hast, kannst du es mir auch erzählen. Offensichtlich beschäftigt es dich. Also, was hat sie gesagt?“
Elizabeth hätte sich die Zunge abbeißen mögen. Bis jetzt war alles so schön gewesen, und sie musste wieder den gleichen Fehler wie damals auf Kithira machen! „Es tut mir leid, Kristian.“
„Nun erzähl schon, was hat sie gesagt?“
„Dass du vor deinem Unfall ein ausgemachter Playboy warst.“ Unter halb gesenkten Wimpern hervor betrachtete sie ihn. „Dass jede Frau in deinen Händen zu Wachs wird. Ich musste eben daran denken, dass ich jetzt verstehe, was sie meinte.“
Kristian räusperte sich verlegen. „Ich war nie ein Playboy.“
„Aber anscheinend kann keine Frau dir widerstehen.“
Er sah sie durchdringend an. „Das ist nicht wahr.“
„Also hast du nie zwei Verabredungen auf zwei verschiedenen
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