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Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte heute einen interessanten Fall in der Klinik«, sagte Lee. »Eine Frau, die glaubt, in anderen Umständen zu sein. Aber ich halte es für eine Zyste. Ich habe sie für morgen noch einmal bestellt, weil ich möchte, daß du sie ebenfalls untersuchst.«
    »Oh, Lee, das kann ich nicht. Houston hat mich bei ihrer Schneiderin angemeldet, und anschließend bin ich mit Nina zum Lunch verabredet. Am Nachmittag muß ich wieder hier sein, um die Haushälterin zu beaufsichtigen. Wie du siehst, habe ich ein volles Programm.«
    »Oh, nun, ich glaube, der Fall ist nicht so dringend, daß ich die Diagnose nicht noch ein paar Tage aufschieben könnte. Du kommst also morgen wieder nicht mit in die Klinik?«
    »Ich sehe nicht, wie ich das schaffen soll.« Sie sah ihn mit einem von ihren Wimpern verschleierten Blick an. »Die Aufgaben einer Ehefrau verschlingen mehr Zeit, als ich ursprünglich geglaubt hatte. Es gibt offenbar so viele Dinge, die man als verheiratete Frau tun muß. Und da ich nun wieder zur Gesellschaft dieser Stadt gehöre, halte ich es auch für meine Pflicht, mich an den Wohltätigkeitsveranstaltungen von Chandler zu beteiligen. Ich werde also dem Lady-Hilfswerk beitreten, der Christlichen Mission und . . .«
    »Deine Tätigkeit in der Westfield-Frauenklinik«, unterbrach er sie, »scheint mir doch ein mehr als ausreichender Beitrag zu sein, den du für die Wohlfahrt dieser Stadt leistest.«
    »Natürlich«, sagte sie steif, »werde ich dich morgen früh zur Klinik begleiten, wenn du darauf bestehst. Ich werde meinen Termin bei der Schneiderin absagen, und ich bin überzeugt, daß die verheirateten Ladies der Stadt auch ohne mich ganz gut zurechtkommen. Sie werden eben begreifen müssen, daß du von mir verlangst, neben meinen Pflichten als Hausfrau noch einem Beruf nachzugehen. Ich bin sicher, sie werden einsehen, daß es auch Frauen gibt, die ihren Teil dazu beitragen müssen, damit immer ein Essen auf den Tisch kommt.«
    »Ihren Teil beitragen müssen?« fauchte Lee. »Seit wann verlange ich von dir, daß du zum Lebensunterhalt beitragen sollst? Habe ich etwa meine Unterhaltungspflicht vernachlässigt? Hast du für etwas in diesem Haus bezahlen müssen? Du brauchst nicht zu arbeiten — weder morgen noch überhaupt! Ich dachte, du warst es, die arbeiten wollte !«
    Blair schien wieder den Tränen nahe. »Ich wollte; ich will. Aber ich hatte ja keine Ahnung, daß das Dasein als Ehefrau so viel Zeit verschlingt. Heute habe ich den Menüplan aufstellen müssen, das neue Zimmermädchen stellt sich unglaublich ungeschickt an, und als die Bänder für meine neuen Kleider geliefert wurden, hatten sie alle die falsche Farbe! Ich möchte doch hübsch aussehen für dich, Lee. Ich möchte dir ein behagliches Zuhause schaffen und die beste, die schönste Ehefrau sein, die ein Mann jemals auf Erden hatte. Ich möchte, daß du stolz auf mich bist, und das kannst du kaum sein, wenn ich den ganzen Tag in der Klinik verbringe. Ich wußte ja nicht. . .«
    »Schön«, unterbrach Lee sie und warf seine Serviette auf den Tisch. »Ich wollte mich nicht ereifern. Wie ich sehe, habe ich dich mißverstanden. Du brauchst nicht in die Klinik zu gehen — weder morgen noch später.« Er faßte nach ihrer Hand und begann, ihre Fingerspitzen zu liebkosen.
    Sie entzog ihm die Hand wieder und faltete ihre Serviette zusammen. »Heute morgen hat ein John Silverman angerufen und mir aufgetragen, dir mitzuteilen, daß heute abend eine wichtige Versammlung in deinem Club stattfindet. Er hat mir nicht gesagt, worum es dabei geht, und ich habe ihn auch nicht danach gefragt.«
    »Ich weiß, worum es geht, und sie kommen auch ohne mich zurecht. Tatsächlich habe ich ein paar Fälle in der Klinik, die ich gern mit dir besprechen möchte. Ein Mann mit einer Infektion an der Hand, die du dir anschauen solltest. Ich würde gern deine Meinung dazu hören.«
    »Meine?« sagte Blair mit flatternden Wimpern. »Du schmeichelst mir, Lee. Ich habe doch noch gar keine abgeschlossene praktische Ausbildung. Was könnte ich dir schon sagen, was du mit deiner langjährigen praktischen Erfahrung nicht längst wüßtest?«
    »Aber früher . . .«
    »Früher war ich noch nicht verheiratet. Ich hatte noch keine Ahnung, was für Verantwortungen man als Ehefrau hat. Lee, ich bin der Meinung, du solltest zu dieser Versammlung in deinen Club gehen. Es wäre ein schreckliches Gefühl für mich, wenn ich mir vorwerfen müßte, daß ich dich deinen Freunden wegnehme.

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