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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Lippen sind ganz blau.«
    Außerdem hingen mir die Haare wirr ins Gesicht, meine Nase war mit Sicherheit rot und meine Augen vom Heulen geschwollen.
    »Komm!«, sagte David, legte mir den Arm um die Schultern und führte mich den Pfad weiter. Keine zwei Minuten später erreichten wir eine kleine Bucht mit feinem weißem Sandstrand. Ein Holzsteg führte ins Meer hinein und genau in seiner Mitte stand ein kleines Bootshaus, das bei dem inzwischen immer stärker werdenden Regen wie hinter einem Schleier verborgen lag.
    »Da drinnen ist es trocken.« David führte mich über den Steg und blieb vor der Tür des Bootshauses stehen. Ein Vorhängeschloss versperrte uns den Weg hinein.
    »Tja«, meinte ich heiser und wischte mir einen Tropfen von der Nase. »Sieht so aus, als war das ein Satz mit x.«
    »Geh ein Stück zurück!« David wartete, bis ich getan hatte, was er sagte, dann holte er aus und trat dicht neben dem Schloss gegen die Tür. Das Schloss riss aus, die Tür flog auf und krachte innen gegen die Wand.
    »Das ist Einbruch!«, protestierte ich lahm, aber insgeheim war ich nur froh, aus diesem elenden Regen zu kommen.
    David schüttelte den Kopf. »Das Bootshaus gehört meinem Vater. Ich werde ihm einfach das Schloss ersetzen.« Er schob mich ins Innere, das mir, obwohl es nicht geheizt war, warm und behaglich vorkam. Mein gesamter Körper schlotterte inzwischen vor Kälte. Während ich dastand und nicht wusste, was ich tun sollte, öffnete David eine der Kisten, die an einer Wand aufgereiht waren, und holte einen Stapel grauer Decken heraus. Zwei davon gab er mir. »Zieh die nassen Klamotten aus und trockne dich mit einer davon ab!«
    Ich nahm die Decken und zögerte. Da glitt ein leichtes Lächeln über sein Gesicht. »Ich schaue auch nicht hin!« Er drehte mir den Rücken zu und zerrte sich selbst Jacke, Pullover und T-Shirt vom Leib. Ich musste schlucken, als mein Blick auf das Tattoo auf seinen Rippen fiel. Über seine Schulter hinweg warf er mir einen Blick zu. »Mach schon!« Er hüllte sich in seine Decke, dann stellte er sich in die Tür und schaute in den strömenden Regen hinaus, während ich mich bis auf Höschen und BH aus meinen nassen Klamotten schälte. Rasch rubbelte ich mich trocken. »Fertig!«, sagte ich, als auch ich mich in die Decke gehüllt hatte.
    »Gut.« Er wandte sich um und breitete weitere Decken auf dem Boden aus. »Setzen wir uns und warten, bis es aufhört zu regnen, was meinst du?«
    »Gute Idee.«
    »Geht es dir ein bisschen besser?«, fragte David, als wir nebeneinander auf dem Boden saßen und uns mit dem Rücken gegen die Kiste gelehnt hatten.
    »Ja.« Ich überlegte, was ich sagen sollte. »Warum bist du auf einmal so freundlich zu mir?«
    Er blies die Wangen auf. Seine Haare hingen ihm wirr und noch immer patschnass ins Gesicht. Ich sah zu, wie sich ein Tropfen daraus löste und ihm über die Stirn rann. »Vielleicht, weil es offenbar nichts genützt hat, unfreundlich zu dir zu sein.«
    Was sollte das denn heißen? Fragend zog ich die Augenbrauen zusammen.
    Er lächelte. Es sah traurig aus. »Na, du hast mir gerade gesagt, dass du dich trotzdem in mich verliebt hast.«
    Ich vergrub meine Nase in der Decke. Der Stoff war überraschend weich und roch gut, nach Lavendel. »Du bist ja ganz schön von dir selbst überzeugt!«, grummelte ich, verzweifelt bemüht, einen Scherz zu machen. Ich hatte David eben tatsächlich gebeichtet, dass ich mich in ihn verknallt hatte, das wurde mir erst jetzt richtig klar.
    Himmel, Juli!
    »Wieso?«, fragte er.
    »Das bedeutet doch, dass du dir von Anfang an sicher warst, dass ich mich in dich verlieben würde!«
    Er zuckte die Achseln. »Mädchen wie du stehen eben auf kaputte Typen wie mich.«
    »Mädchen wie ich …«
    Er hielt meinem Blick einige Sekunden lang stand, doch dann senkte er die Lider, strich sich die nassen Haare aus der Stirn. Ich dachte daran, wie er im Pool gestanden und gelacht hatte. »Ich will einfach nicht schuld daran sein, dass du auch noch von den Klippen springst!«, sagte er.
    Ein Schauer rann mir über den Rücken, so heftig, dass es mich schüttelte. »Keine Sorge!«, behauptete ich. »Dazu wird es nicht kommen.« Im Stillen musste ich an den Blackout auf meinem Balkon denken, vor allem aber an Grace’ Warnungen. Trotzdem zwang ich mich zu einem möglichst unbeschwerten Tonfall. »Ich glaube nämlich nicht an Flüche und Geister. Mich fröstelt es zwar immer mal wieder in eurer Eingangshalle, aber das auch nur,

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