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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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vorbeidrängen, da hielt er mich am Handgelenk fest.
    »Du siehst klasse aus«, sagte er leise und senkte den Blick auf seine Füße. Das Gleiche konnte man von ihm allerdings auch behaupten. Er hatte sich ebenfalls umgezogen und trug jetzt eine schwarze Badehose. Seine Rippen zeichneten sich sichtbar unter seiner Haut ab, doch an Schultern und Bauch waren noch Reste der Muskeln zu sehen, die er früher einmal gehabt haben musste. Das Auffälligste an ihm war jedoch ein Tattoo mit Sanskrit-Schriftzeichen, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Auf der linken Seite seines Brustkorbs lief es in einer Linie vom Bund seiner Badehose hinauf bis fast auf die Höhe seiner Brustwarze.
    »Danke«, sagte ich und deutete auf das Tattoo. »Das sieht cool aus. Was bedeutet es?«
    Er antwortete mir nicht. »Willst du schwimmen gehen?«, fragte er stattdessen. Ich war nicht sicher, ob er den wütenden Blick bemerkte, den Crystal mir zuwarf.
    »Warum nicht?« Der Anblick des Tattoos hatte mein Herz zum Flattern gebracht und ich musste mich anstrengen, um so leichthin wie möglich zu klingen.
    Während ich neben David her zum Pool ging, musterte ich ihn so unauffällig wie möglich. All die Dinge, die ich bisher über ihn erfahren hatte, tanzten durch meinen Kopf. Er hat nicht einmal geweint, seit Charlie gestorben ist, hörte ich meinen Vater sagen und Henrys Stimme fügte hinzu: Er spricht nie darüber, was auf den Klippen passiert ist.
    Er hat schon ganz anderen Mädchen als dir das Herz gebrochen, hatte Crystal behauptet. Wenn ich ihn mir jetzt so ansah, dann fiel es mir nicht allzu schwer, zumindest Letzteres zu glauben.
    Hatte er Charlies Herz auch gebrochen? War sie deswegen gesprungen? Aber sie waren doch verlobt gewesen …
    Am Rand des Pools angekommen, blieben wir stehen.
    »Was ist?«, fragte David, ohne den Blick von der Wasseroberfläche zu lassen, die ganz ruhig und spiegelglatt dalag. Alle anderen Partygäste hatten das Wasser verlassen und lungerten an der Bar herum, hinter der Henry Zac abgelöst hatte und gut gelaunt bunte Drinks mixte.
    Ich biss mir auf die Lippe. Warum nur hatte ich das Bedürfnis, David die ganze Zeit anzustarren? Schon bei Henry zu Hause war das so gewesen. »Nichts«, versicherte ich eilig.
    Da richtete er den Blick auf mich und ich war irgendwie froh, dass er nicht weiter auf die Wasseroberfläche starrte. »Was hat Crystal dir über mich erzählt?«, wollte er wissen.
    »Nichts!« Schon in dem Moment, als mir dies über die Lippen kam, wusste ich, dass er die Lüge erkennen würde. Ich täuschte mich nicht.
    Er legte nur den Kopf schief und wartete.
    Ich stieß einen Seufzer aus. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Sie hat mich vor dir gewarnt«, verriet ich.
    Da lachte er. Es war ein so unerwartetes Geräusch, dass ich zusammenzuckte. »Ja«, meinte er und klang dabei tatsächlich amüsiert. »Das dachte ich mir fast. Was hat sie behauptet?« Sein Blick schien mich zu durchleuchten und ich hatte Mühe, ihm standzuhalten.
    Plötzlich war ich unfähig zu atmen.
    »Was?«, hakte er nach. »Dass ich Charlie auf dem Gewissen habe?« Mit einem Mal war alle Leichtigkeit aus seiner Stimme verschwunden.
    Ich schnappte nach Luft. »Natürlich nicht!«, rief ich aus. Quer durch die Halle warf Henry uns einen stirnrunzelnden Blick zu, kümmerte sich dann aber weiter um seine Drinks. Gerade gab er dem Mädchen, das sich vorhin in den Streit zwischen Mike und David eingemischt hatte, ein schlankes Glas mit einer Flüssigkeit, die verblüffend gut zu dem Gold ihres Badeanzugs passte.
    »Sondern?« Davids Blick fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Auf einmal war da eine Härte in seinen Augen, die ich zuvor noch nicht bemerkt hatte.
    »Sie …« Ich musste Mut sammeln. »Sie sagte, du hättest schon eine Menge Mädchenherzen gebrochen.« Angespannt wartete ich darauf, wie er reagieren würde.
    Sein Kopf lag noch immer auf der Seite. Die Härte in seinem Blick verschwand wieder und mit etwas, das beinahe ein versonnenes Lächeln hätte sein können, schaute er in weite Ferne. »Ja«, meinte er endlich leise. »Das sieht ihr ähnlich.«
    Ich fühlte mich wie auf einer rasanten Schlittenfahrt, die direkt auf einen Abgrund zuführte. »Und?«, fragte ich, bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte.
    Er gab sich einen Ruck. »Was, und?« Sein Blick wanderte zu der regungslosen Wasseroberfläche zurück und feine Linien zeichneten sich um seine Mundwinkel ab. Ich rätselte,

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