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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Stoff schimmerte leicht und saß perfekt, wie eine zweite Haut. Noch immer zweifelnd warf ich einen Blick in den Ganzkörperspiegel auf der Rückseite der Kabinentür.
    Und staunte.
    Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Das Blau des Badeanzugs harmonierte wunderbar mit der Farbe meiner Augen. Und meine Haut, die sonst eher blass und langweilig wirkte, schien auf einmal wie aus Porzellan zu sein.
    »Wow!«, machte ich. Und wünschte mir, genug Geld zu haben, um mir so ein Teil leisten zu können. Ich holte eine Haarspange aus der Tasche, drehte meine störrischen Locken zu einem dicken Strang und klammerte sie am Hinterkopf zusammen. Zwei Strähnen ringelten sich überaus vorteilhaft um meine Schläfen und Wangen. So gerüstet fühlte ich mich jetzt schon ein wenig mehr in der Lage, dem, was heute noch auf mich zukommen würde, die Stirn zu bieten.
    Von außen klopfte jemand an die Kabinentür. »Kommst du klar?«, fragte eine leicht undeutliche Mädchenstimme.
    »Komm ruhig rein!«, rief ich. »Ich bin gerade fertig.«
    Die Tür öffnete sich und herein kam ein zartgliedriges platinblondes Mädchen mit durchscheinendem Teint und Augen in der Farbe von Aquamarinen. Sie war eines der wenigen weiblichen Wesen auf dieser Party, das David keine schmachtenden Blicke zugeworfen hatte, darum war sie mir vorhin schon einmal kurz aufgefallen. Als sie mich sah, weiteten sich ihre Augen. »Hammer!«, entfuhr es ihr.
    Ich unterdrückte ein Lächeln und stellte mich ihr vor.
    In einer dieser freundlich überschwänglichen Gesten, die so typisch amerikanisch waren, gab sie mir die Hand. »Ich bin Crystal.« Der Name passte zu ihr. Sie wirkte, als würde ihr irgendetwas auf der Seele brennen.
    »Ist was?«, fragte ich.
    Sie sah mir nicht in die Augen. »Darf ich dich was fragen?«
    Etwas erstaunt nickte ich. »Klar.«
    »Die Leute sagen, dass Davids Vater dich auf die Insel geholt hat, als Gesellschaft für David. Stimmt das?«
    Ich nickte.
    »Warum das denn?«
    Was sollte ich darauf antworten? Weil sein Dad glaubt, dass David lieber heute als morgen von den Klippen springen würde?
    »Ich glaube, er will ihm helfen, über Charlie hinwegzukommen«, sagte ich vorsichtig.
    Bei der Erwähnung von Charlies Namen hatten sich auf Crystals makelloser Stirn kleine Falten gebildet. Sie schürzte die Lippen in einer Weise, die sehr grazil aussah. »Kanntest du Charlie?«
    »Woher? Ich bin erst seit zwei Tagen hier.«
    »Sie war ein wunderbares Mädchen!« In Crystals Stimme lag ein vielsagender Unterton, den ich schon zu oft gehört hatte, um auf ihn hereinzufallen. Er bedeutete: Ich sage dir das hier und tue dabei so, als seien wir allerbeste Freundinnen, aber ich meine damit genau das Gegenteil. In diesem Fall war es ziemlich leicht zu erraten, was der wahre Inhalt von Crystals vergifteten Worten war.
    Du kannst Charlie nicht im Geringsten das Wasser reichen!
    »Weiß ich längst«, sagte ich betont lässig, um ihr zu zeigen, dass ich sie genau verstanden hatte und ihre Spielchen mich kaltließen. Ich beherrschte diesen amerikanischen Cheerleaderkram inzwischen selbst ganz gut.
    »Ich meine ja nur!« Sie betrachtete ihre rosafarbenen Fingernägel. »Ich dachte, ich warne dich lieber, bevor er …« Sie unterbrach sich gezielt und hoffte wohl, dass ich nachhaken würde. Aber den Gefallen tat ich ihr nicht.
    Sie wirkte enttäuscht. »Er hat schon ganz anderen Mädchen als dir das Herz gebrochen«, stieß sie hervor. »Ich meine es nur gut mit dir, glaub mir!«
    Ganz anderen Mädchen als mir? Na, vielen Dank! Ich schaffte es nicht ganz, meinen Ärger über diese neue Spitze zu verbergen. »Danke für die Warnung«, sagte ich schmallippig.
    Bevor ich mir überlegt hatte, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte, wischte sie das Thema einfach fort. »Ist ja auch egal! Wollen wir zu den anderen gehen?«, fragte sie honigsüß. Sie hakte sich bei mir unter, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als meine Klamotten liegen zu lassen, wo ich sie ausgezogen hatte, und Crystal zu begleiten.
    »Hallo Crystal«, sagte David, als wir gemeinsam aus der Umkleidekabine kamen. Dann fiel sein Blick auf mich und auf seinem Gesicht erschien ein ungläubiges Staunen. Sonderbarerweise ärgerte ich mich auch darüber. Hatte er etwa nicht erwartet, dass ich in der Lage war, hübsch auszusehen?
    Ich machte mich aus Crystals Umarmung los. »Ich lasse euch am besten allein«, murmelte ich, aber insgeheim dachte ich: Glotz nicht so! Ich wollte mich gerade an ihm

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