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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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gesprochen habt. Dieses Buch …« Ich musste Mut fassen, bevor ich weiterreden konnte. Wenn ich ihm jetzt erzählte, dass ich das Buch hatte, würde er vielleicht so zornig auf mich werden, dass er mich nie mehr wiedersehen wollte. Andererseits: Hatte er nicht gesagt, dass er wahnsinnig werden würde, wenn er das Buch nicht fand? Half ich ihm nicht, wenn ich … Hinter meinen Augen entstand ein dumpfer Druck, der dem wattigen Nebel ähnelte, den ich nun schon ein paar Mal gespürt hatte. »Dieses Buch«, wiederholte ich. »Es könnte sein, dass ich es habe.«
    Er sah sehr skeptisch aus.
    »Es ist eine Ausgabe von Rebecca«, redete ich weiter. »Eine Taschenbuchausgabe mit einem brennenden Haus vorne drauf, nicht wahr? Und es hat Charlie gehört.«
    »Du … hast es.« Er stockte nach dem ersten Wort. »Du hast es wirklich? Wie …«
    »Ich habe es bei Rachel in der Buchhandlung gefunden.«
    »Sie hat es an Rachel verkauft?« Er schlug sich vor die Stirn. »Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.«
    »Ich habe gesehen, dass ihr Name drinsteht, und darum habe ich es gekauft. Es tut mir leid, ich hätte dir heute Mittag im Schwimmbad schon sagen müssen, dass … aber du warst so erschrocken, als ich den Namen de Winter erwähnt habe …«
    Ich kam nicht dazu weiterzusprechen, denn mit einem Satz war David auf den Beinen. »Wo ist es?«, erkundigte er sich so begierig, als sei er ein Junkie und ich hätte ihm versprochen, ihm Stoff zu besorgen.
    »In meinem Zimmer, in der Nachtschrankschublade.«
    Eine so wilde Hoffnung flog über sein Gesicht, dass ich Angst bekam. Was, wenn wir uns beide täuschten? Was, wenn er in dem Buch nicht das fand, auf das er hoffte?
    »Hast du es durchgesehen?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Gibt es irgendwelche Einträge darin, Markierungen, irgendwas?«
    Ich erzählte ihm von den fliederfarbenen Unterstreichungen.
    »Das ist es!« Er packte mich, wollte mich mit sich ziehen. »Wir müssen auf der Stelle …« Da wurde ihm bewusst, dass er mir wehtat. Eilig ließ er mich los. »Entschuldige.« Schlagartig schien alle Energie aus ihm herauszufließen. »Ich …« Sein Gesicht verfinsterte sich wieder, als ihm irgendein Gedanke kam. »Glaubst du mir, dass es nicht stimmt, was Ricky behauptet hat?« Er holte so tief Luft, dass es wie ein Schluchzen klang. »Glaubst du mir, dass ich sie nicht gestoßen habe?«
    Plötzlich hatte ich Tränen hinter den Lidern. »Ist es wichtig, dass ich dir glaube?«
    »Für mich ja.«
    Die Splitter in meinem Brustkorb, die mein Herz gewesen waren, hörten auf zu klirren. »Dann glaube ich dir«, flüsterte ich. Und das war die Wahrheit.
    David lieh sich irgendeinen Wagen und wir beide fuhren zurück nach Sorrow . Ich musste David mehrmals ermahnen, langsam zu fahren, aber er reagierte erst, als ich ihn am Arm packte und meine Fingernägel angstvoll hineingrub, weil er wie ein Wahnsinniger um eine Kurve schlidderte.
    »Entschuldige«, murmelte er und ging vom Gas.
    Dennoch spritzte der Kies unter unseren Reifen, als wir auf dem Parkplatz des Herrenhauses zum Stehen kamen. David sprang aus dem Wagen und gemeinsam eilten wir über den Plattenweg zum Gästehaus. Das heißt, ich stolperte ziemlich benommen hinter ihm her.
    Während ich in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel für mein Appartement kramte, stand David unruhig neben mir. Und kaum hatte ich die Tür aufgeschlossen, lief er in mein Schlafzimmer, ohne um Erlaubnis zu bitten.
    »Wo ist es, sagtest du?«
    »In der Schublade vom Nachtschrank.« Ich betrat mein Appartement und kam gerade hinzu, als David die Schublade aufzog. Sein Gesicht zerfiel in Scherben.
    »Was …«, flüsterte er. Dann drehte er sich langsam zu mir um. »Das ist ein echt schlechter Scherz, Juli!«
    Ich begriff nicht sofort, was er damit meinte.
    Seine Augen funkelten zornig. »Das Buch!«
    »Was ist damit?«, fragte ich ärgerlich.
    »Da ist kein Buch!«
    »Das ist unmög…« Ich eilte neben ihn und verstummte in dem Moment, in dem ich einen Blick in die Schublade werfen konnte.
    Er hatte recht.
    Das Buch war verschwunden.
    »Es war da!« Ich stand mit hängenden Schultern neben meinem Bett und konnte es nicht fassen. Dass David davon ausging, ich hätte mir mit ihm einen schlechten Scherz erlaubt, schmerzte so heftig, dass ich krampfhaft die Zähne aufeinanderbiss. »Ich hatte es in die Schublade gelegt, David, das musst du mir glauben!« Dann kam mir ein Gedanke. Was, wenn Grace es beim Saubermachen weggeräumt hatte? Ich war in

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