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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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dann kam er zu mir, nahm das Armband aus der Vitrine und streifte es mir über. »Behalt es gleich an. Es steht dir wirklich gut.«

N achdem die Sache mit dem Armreif geklärt war, beendeten Henry und Heather ihre Verhandlungen. Sie einigten sich darauf, dass Heather probieren würde, die neuen Bilder zu verkaufen, dass dies aber ihr letzter Versuch sein würde. Wenn sie in drei Monaten noch immer keines davon losgeworden war, sollte Henry kommen und alle wieder abholen.
    Er willigte ein und schien mit diesem Deal sogar recht zufrieden zu sein. »Wollen wir?«, fragte er mich gut gelaunt, nachdem er die abgehängten Werke in das Packpapier eingeschlagen hatte, in dem er die neuen gebracht hatte.
    Ich nickte. David stand seit ein paar Minuten draußen vor dem Laden auf der Veranda und schien schon auf uns zu warten. Sein Gesicht war nicht mehr ganz so blass, aber er wirkte noch immer so ungehalten und missmutig, dass ich keine Lust hatte, ihm von Henrys teurem Geschenk zu erzählen. Also zog ich beim Hinausgehen die Ärmel von Jacke und Pullover bis zu den Fingerspitzen, um den Armreif zu verbergen.
    Henry sah es, aber er kommentierte es dankenswerterweise nicht, sondern verstaute stattdessen seine Bilder im Wagen. Als das erledigt war, schlug er vor, ein bisschen durch den Ort zu schlendern. »Es gibt hier ein paar hübsch abgefahrene Häuschen, die Touristen sich gern ansehen«, erklärte er. »Sie nennen sie die Gingerbread Houses . Dir als Deutsche müssten sie eigentlich gefallen.«
    Ich war schon längere Zeit nicht mehr als Deutsche bezeichnet worden, kommentierte es aber nicht weiter. Ohnehin hatte ich keine Chance, etwas zu erwidern, denn Henry schmiedete fröhlich weiter Pläne.
    »Und dann könnten wir das Karussell besuchen und eine Runde fahren.«
    Ich versuchte, Davids Blick einzufangen, um zu sehen, ob er Lust zu solchem Touristenkram hatte, aber er wich mir aus. Also zuckte ich leicht ärgerlich die Achseln. »Warum nicht?«, sagte ich. Und als er mich missmutig ansah, starrte ich nur finster zurück.
    Selbst schuld!, dachte ich grimmig. Rede halt mit mir!
    Die sogenannten Gingerbread Houses sahen tatsächlich aus wie Lebkuchenhäuschen, die man mit buntem Zuckerguss verziert hatte. Sie leuchteten in allen möglichen Farben, von Zitronengelb über Schlumpfblau und Türkis bis zu einer Farbe, die Henry als »Shrimpfarben« bezeichnete. Veranden, Fenster, Säulen, alles war verziert mit weiß lackierten Leisten, die wirkten, als seien sie aus Baiser.
    »Uff!«, machte ich, als ich vor dem berühmtesten dieser Häuschen stand, dem Pink House, das seinen Namen wirklich zu Recht trug. »Daran hätte Barbie ihre wahre Freude!« Das Häuschen war ein absoluter Albtraum in Rosa. Wände, Fensterrahmen, die gesamte Veranda – alles war in dieser schreienden Farbe gestrichen, als wollte es dem Betrachter zubrüllen: Wage es ja nicht, mich zu übersehen!
    »Ich glaube«, sagte ich, nachdem wir diese Grausamkeiten ausreichend betrachtet hatten, »jetzt brauche ich irgendwas Bitteres zu trinken.«
    Wir kehrten in ein Café ein, dessen Wände gegen das, was wir gerade gesehen hatten, geradezu blassrosa wirkten. Henry bestellte uns drei Bitter Lemon, und während wir tranken, unterhielten Henry und ich uns über die Häuschen, die offenbar von Generation zu Generation weitervererbt wurden.
    »Nur ab und an«, erklärte Henry mir, »wird eines davon verkauft. Wenn die Besitzer keine Nachkommen haben, zum Beispiel.« Er trank einen Schluck und stellte sein Glas wieder auf dem Tisch ab. »Da fällt mir ein, wusstest du, David, dass diese junge Schwangere, die vor zwanzig Jahren von den Klippen gesprungen sein soll, in einem der Lebkuchenhäuschen gewohnt hat?«
    Ich hätte mich fast an meinem Getränk verschluckt, so lässig und unerwartet kam das. »Henry!«, rügte ich. »Muss das sein?«
    Er schien überrascht von meinem Vorwurf. »Was denn?«
    David hatte sein Glas noch nicht angerührt. Seine Lippen waren trocken und rissig, aber trotzdem trank er nicht, sondern drehte sein Glas nur zwischen den flachen Händen hin und her. »Schon gut, Juli.« Sein Blick fiel auf meine Hände, aber der Armreif war unter meinem Pulloverärmel gut verborgen.
    Ich tat, als wollte ich Henry eine Kopfnuss verabreichen. Idiot!, formte ich lautlos mit den Lippen.
    Er zuckte nur die Achseln.
    Nachdem wir ausgetrunken hatten, setzten wir unseren Touristenausflug fort. Die nächste Attraktion, die auf dem Programm stand, war das angeblich

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