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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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anziehen?, fragte Pandora sich ratlos und ging in Gedanken ihre dürftige Garderobe durch. Sie besaß ein hübsches Nachmittagskleid aus blassblauem Musselin mit cremefarbenem Spitzenbesatz um den Halsausschnitt und kurzen Puffärmeln. Es war zwar schon ein paar Jahre alt, musste aber genügen. Mit ihren Stiefeletten aus hellem Leder und einem Strohhut war sie bereit zu einem Spaziergang, falls das der Wunsch Ihrer Ladyschaft sein sollte.
    Als sie den Salon betrat, hatte der Rest der Gesellschaft sich bereits dort versammelt. William war nach der neuesten Mode gekleidet, und sogar Jack trug einen für einen jungen Gentleman passenden Frackrock. Tante Em, die in Altrosa prächtig aussah, hatte ihren Fächer aufgeklappt und wedelte sich Kühlung zu, während sie mit Richard über Jacks Ausbildung sprach. Mr. Rice, der sich in seinem besten Sonntagsstaat offenbar unbehaglich fühlte, war ebenfalls anwesend.
    Richard wirkte trotz seines abgetragenen Gehrocks ruhig und gelassen, wobei seine Ruhe gespielt war. Er hatte Lady Leominster einmal flüchtig getroffen, als er noch ein Junge gewesen war, und hoffte, dass sie die Begegnung vergessen hatte.
    „Du kommst gerade rechtzeitig, Pandora“, sagte William. „Lady Leominster und ihre Gesellschafterin sind vorhin eingetroffen und haben als Erstes Sir John aufgesucht. Ihre Ladyschaft bestand darauf, Großvater allein sprechen zu dürfen, der Himmel weiß, warum. Ich habe Tee geordert und hoffe, dass er serviert wird, wenn ich danach läute.“
    „Ich wurde nicht früh genug informiert, dass die Dame kommt“, erwiderte Pandora in etwas scharfem Ton.
    „Ich auch nicht“, entgegnete William, der beunruhigt wirkte. „Der Bote, der uns mitteilte, dass sie auf dem Weg hierher sei, erreichte uns eine halbe Stunde vor ihrer Ankunft. Man sagt Lady Leominster nach, dass sie exzentrisch sei und sich nur nach ihren eigenen Regeln richtet, was zumindest in diesem Fall zutrifft.“
    Er hatte kaum ausgeredet, als die Doppeltüren aufflogen und Galpin meldete: „Ihre Ladyschaft Leominster und ihre Gesellschafterin, Miss Honoria Cheadle.“
    Alle Anwesenden sprangen auf und verbeugten sich vor Ihrer Magnifizenz, wie Richard sie später vor Pandora und Jack respektlos nannte.
    „Nehmen Sie Platz“, rief die Dame, während sie, gefolgt von ihrer Gesellschafterin, majestätisch durch den Raum schritt. „Mr. Compton, Sie dürfen mir die Anwesenden vorstellen“, setzte sie hinzu.
    Sie gab sich bei allem, was sie äußerte und tat, so selbstsicher, dass Pandora den dringenden Wunsch verspürte, etwas aus dem Rahmen Fallendes zu tun oder zu sagen, nur um ihre Reaktion darauf zu sehen.
    „Charmant“, bemerkte Lady Leominster, als sie durch ihre Lorgnette mit einem Schildpattgriff hindurch Pandora musterte. „Und das ist Ihr Bruder Jack – was für ein männlicher kleiner Bursche.“
    Jack betrachtete das nicht als Kompliment, da er ein Stück größer war als die Dame. Ohne etwas zu äußern, schob er aufrührerisch die Unterlippe vor.
    „Und hier haben wir deinen Hauslehrer, Mr. Ritchie. Natürlich erinnere ich mich an Sie, Sir, auch wenn wir uns nie begegnet sind. Aber als ich erfuhr, dass mein alter Freund Sir John Compton einen verlässlichen Hauslehrer für seinen Enkelsohn sucht, habe ich mich unter meinen Freunden umgehört, ob sie einen entsprechenden Mann kennen. Sie waren es, den mein Cousin Lomax mir empfahl. Ist er verlässlich?“,
    wollte sie von ihrem Gastgeber wissen.
    William räumte ein, dass Richard sehr verlässlich sei.
    „Großartig! Man hört gern, dass man für seine Freunde nützlich sein konnte. Doch nun müssen Sie mir Bericht erstatten. Mein Cousin Pollard in Lancings erklärte mir, dass die aufregendsten Neuigkeiten in Sussex mit den Heldentaten der Gentlemen zu tun haben – wie man angeblich die Schmuggler nennt. Sind Sie jemals einem dieser Leute begegnet?“, fragte sie, während sie durch ihre Lorgnette abwechselnd William, Richard und Jack betrachtete.
    Alle drei erklärten, dass das nicht der Fall wäre.
    „Wie langweilig“, rief sie. „Cheadle, ist das nicht schade? Dabei hätte ich gern einen Schmuggler getroffen. Außerdem hörte ich auch von einem Geist, der ‚Dunkler Rächer‘ genannt wird und in dieser Gegend umgehen soll. Angeblich wurde er kürzlich wieder gesehen.“ Lady Leominster wandte sich Richard zu. „Mr. Ritchie, Sie sind ein studierter Mann. Glauben Sie, dass ein solches Wesen existiert? Und falls ich es treffen würde –

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