Herz dder Pflicht
Ritter in Diensten der Könige gestanden.
Sir Aymery de Compton, Kreuzritter und der angebliche Dunkle Rächer, war schnell gefunden. Falls die Statue ihn wahrheitsgetreu wiedergab, war er für die damalige Zeit ziemlich groß gewesen. Seine Füße lagen auf einem Tier, das wie ein Löwenjunges aussah.
„Die Löwen sind aus unserem Wappen verschwunden“, erklärte Pandora. „Und die Comptons waren seit den Rosenkriegen keine Soldaten mehr.“
„Ich will Soldat werden“, rief Jack von seinem Platz aus. „Wenn der Krieg gegen die Franzosen so lange dauert, würde ich gern mitkämpfen. Unser Cousin wurde bei Badajoz getötet.“
„Ich denke, dass Wellington kurzen Prozess mit den Franzosen macht, ehe du Soldat wirst, Jack“, sagte Richard. „Aber vielleicht gibt es ja noch andere Kriege.“
„Hoffentlich nicht. Nach so vielen Jahren des Kampfes haben wir Frieden verdient, meinen Sie nicht auch, Mr. Ritchie?“ Pandora war stets darauf bedacht, ihn in Jacks Anwesenheit mit seinem formellen Namen anzusprechen.
„Ja“, bestätigte er. Seine Gedanken weilten bei seinen toten Kameraden von Talavera, Badajoz und Salamanca, einer besonders blutigen Schlacht, an der er teilgenommen hatte, bevor er in Gefangenschaft geraten war und nach seiner Flucht zwischen Leben und Tod geschwebt hatte, gerettet nur durch Braggs festen Entschluss, ihn am Leben zu erhalten.
Der Anblick des kühnen Sir Aymery bestärkte ihn in seinem Vorhaben, in dieser Nacht als Dunkler Rächer in der Gegend unterwegs zu sein, und er wappnete sich für diese Aufgabe.
Bei der Ankunft in Compton Place war er so still und sein Gesichtsausdruck so ernst, dass Pandora fürchtete, es ginge ihm nicht gut. Daher fragte sie ihn während der wenigen Minuten, die sie allein waren, ängstlich: „Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Ritchie? Beunruhigt Sie etwas?“
„Oh nein“, wehrte er ab und versuchte, sich aus seinem fast tranceartigen Zustand zu lösen. „Ich überlegte lediglich, was Ihre Vorfahren, die in der Kirche liegen, wohl über uns dächten.“
„Vermutlich würden sie uns für ziemlich verwöhnte und alberne Menschen halten“, erwiderte Pandora. „Im Vergleich zu unserem Leben muss das ihre sehr hart gewesen sein.“
Was nur teilweise der Wahrheit entspricht, sagte sich Richard am Abend, als er im Kostüm des Dunklen Rächers unter dem wild wachsenden Gestrüpp lag und darauf wartete, dass Brodribb auf dem Weg zu seinem Treffen mit der Frau des Pförtners das Haus verließ. Es war schon erstaunlich, dass seine Mission im ländlichen Sussex ihn sowohl körperlich wie auch geistig in verdammt ungemütliche Situationen brachte.
Es hatte sanft zu regnen begonnen, als Brodribb durch die Hintertür ins Freie trat und rasch in Richtung Pförtnerhaus verschwand. Richard folgte ihm im Schutz der Bäume, die den Pfad zur Hauptauffahrt säumten.
Auf halber Strecke befand sich ein Dickicht, und Richard machte sich bereit, sein Opfer zu überraschen und es in dessen Schatten zu ziehen. Dort konnten sie von Vorübergehenden nicht gesehen werden, wobei ohnehin kaum jemand diesen Weg nach Anbruch der Dunkelheit benutzte.
Er hatte einen seiner schwarzen seidenen Strümpfe mitgebracht und ihn so lange gedreht, bis ein fester, kurzer Strang daraus wurde. Die Spanier benutzten solche Stricke, um Verbrecher zu erdrosseln. Richard hatte gesehen, wie Partisanen sie bei Verhören von gefangenen französischen Soldaten einsetzten.
Leise schlich er sich hinter den ahnungslosen Brodribb, warf ihm die Schlinge um den Hals und zog ihn gekonnt zwischen die Bäume. Dort stieß er ihn gegen einen kräftigen Stamm und flüsterte mit heiserer, verstellter Stimme: „Hör mir gut zu, Bursche. Ich will von dir wissen, warum du den Franzosen, den Feinden meines Landes, hilfst. Antworte, sonst wird dir Schlimmes zustoßen.“
„Nein“, kreischte Brodribb, „ich helfe den Franzosen nicht. Das würde ich nie tun.“
„Lügner“, erwiderte Richard, jetzt völlig in der Rolle des längst verstorbenen Sir Aymery. „Du schickst Gold nach Frankreich, mit dem die dortige Armee bezahlt wird. Gesteh deinen Verrat vor mir und dem Allerhöchsten. Sag mir, wann die nächsten Boote eintreffen, um es zu holen.“
„Getränke und Tabak ist alles, womit wir handeln“, stöhnte Brodribb. „Gott ist mein Zeuge.“
Ritchie zog die Garotte um seinen Hals enger. „Lüg mich nicht an, oder du triffst noch heute Nacht auf deinen Schöpfer und gestehst ihm deine Sünden. Du
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