Herz des Himmels (German Edition)
von ihm. Er wollte, dass ich ihren Streit sehe. Warum?
Das bloße Anschneiden eines Themas hatte ihr noch nie genügt. Sie hasste solch unklaren Gespräche, fühlte sich in gewisser Weise manipuliert. Doch woher sollte Fye wissen, was sie dachte und das diese Gedanken schon bald zu Taten wurden? Er konnte es nicht wissen. Nein. Kaithlyn war einfach viel zu misstrauisch. Nicht jedes gesagte Wort musste eine Bedeutung haben und nicht alle Dinge, die sie nicht verstand bedeuteten Unheil. Kaithlyn hatte auf drängende Weise das Gefühl, sich einmischen zu müssen .
Müde ließ sie sich ins warme und weiche Gras fallen. Sie starrte gebannt den vorbeiziehenden Wolken nach und schloss immer wieder die Augen. Es war so schön ruhig. Dieser Tag erinnerte sie an all die vergangenen Sommer, die sie auf Custocorward zusammen mit Rose verbracht hatte.
Es geschah etwas mit ihnen, ihre Freundschaft war nicht mehr so wie früher, irgendwas fühlte sich falsch an. Kaithlyn hatte Angst, dass all das ihre Schuld war, weil sie ständig verzweifelte und weinte, weil ihre bitteren Tränen von Schwäche zeugten. Rose hatte diese Probleme nicht. Ihre Leben waren nicht zu vergleichen. Rose hatte nie Probleme. Ihr war es immer gut ergangen. Vielleicht hatte Kaithlyn deshalb das Gefühl, dass Rose sie in letzter Zeit nicht verstand. Oder war es Neid?
Das ist feige und gemein von mir , dachte Kaithlyn traurig. Rose war immer für mich da, sie hat mich nie belogen oder im Stich gelassen. Ja, erst in Zeiten der Not erkennt man, wer die wahren, unentbehrlichen Freunde sind und Rose ist mit Sicherheit so jemand ganz besonderes. Zufrieden mit dieser Erkenntnis, nickte Kaithlyn bei der nächsten Brise ein.
Böses Gift
Kaithlyn wurde davon wach, dass jemand unheimlich laut ihren Namen rief. Der Himmel hatte sich orange und blutrot gefärbt, es dämmerte zum Morgengrauen. Die Luft war kalt und der Geruch von nassem Gras lag darin. Kaithlyn musste niesen. Verwundert fragte sie sich, ob es geregnet hatte oder ob nur der Morgentau, den Untergrund hatte so feucht werden lassen.
„Hast du etwa hier geschlafen?“, fragte Rose´ vertraute, helle Stimme. Rose reichte ihr eine Hand und zog sie hoch. „Wolltest du erfieren? Was machst du überhaupt hier?“, sagte sie anklagend. Kaithlyn umarmte sie herzhaft.
„Ich bin froh, dass es dich gibt, Rose!“, sagte Kaithlyn und musste lachen.
„Hast du irgendwas genommen?“
„Ich hab mich mit Fye unterhalten und bin dann später hier eingeschlafen“, sagte sie und streckte die müden Glieder.
„Hier draußen? Dann hast du dich nicht verabschieden können?“ fragte Rose.
„Verabschieden?“
„Fye und seine ganze Familie sind heute Morgen abgereist. Sie haben eine Nachricht von Mr Crossdale bekommen.“
„Was? Ist etwas passiert?“, wollte Kaithlyn wissen.
„Nein. Ich denke nicht, aber die Nachricht kam unerwartet. Sie sind sofort abgereist. Fye wollte seinen Vater unterstützen und irgendwann sollte dieser auch einmal erfahren, dass sein Sohn wohl auf ist, nicht wahr?“
Kaithlyn nickte. „Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass Mr Crossdale noch gar nicht weiß, dass Fye aufgewacht ist. Bald findet auf Diadem doch auch noch diese wichtige Versammlung statt. Tante Relia hatte mir davon geschrieben. Ist schon lange her, dass ich etwas von ihr gehört habe, vielleicht ist sie nach meinem letzten Brief tot umgefallen? Es muss sie ziemlich schockiert haben, das alles zu erfahren und das in einem Brief.“
„Geht es dir wirklich gut?“, vergewisserte sich Rose noch einmal.
„Ja“, versicherte ihr Kaithlyn. Bis auf den Hunger, der sich durch lautes Knurren plötzlich bemerkbar machte. „Ich habe das Gefühl vor Hunger sterben zu müssen!“, murrte Kaithlyn laut. Rose grinste. „Dann lass uns frühstücken gehen.“
Gemütlich schlenderten sie unter der schimmernd blauen, aufreißenden Wolkendecke zurück zum Anwesen, durch die allmählich vertrauten roten Gänge zum Esszimmer und trafen Melora dort an. Sie schlang gerade ein Toast herunter, verschluckte sich fast daran und während sie schnell kaute, wedelte sie wild mit der Hand Kaithlyn und Rose herbei. Sie legte einen braunen Umschlag auf den Tisch, trank einen Schluck Wasser und brachte mit halb vollem Mund ein paar Worte hervor. „Mrs Koirbet hat mir geschrieben!“
Sie hustete, Kaithlyn klopfte ihr auf den Rücken und sie sprach rasch weiter.
„Heute Morgen, Eilbrief, sie will das ich nach Diadem
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