Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
Vom Netzwerk:
komme!“
    „Du auch?“, fragte Rose.
    Melora nickte. „Deine Tante hat dir auch ein paar Zeilen mitgeschickt“, sagte sie und zog einen dünnen Streifen schmutziges Papier aus dem Umschlag. Kaithlyn betrachtete mit großem Missmut das kleine dreckige Pergament und starrte Melora ungläubig an. Nach ihrem langen und ausführlichen Brief an Relia Abadon hatte Kaithlyn viel mehr als das erwartet. „Danke“, sagte sie knapp und las die eilig dahin gekritzelten Worte:
     
    Kaithlyn, bleibe bei Karacord, egal was passiert, du musst mir vertrauen! Ich habe dich sehr lieb und wir sehen uns bald wieder. Relia
     
    Diese wenigen Worte ließen großen, sehr großen Interpretationsraum zu. „Dann ist also doch etwas vorgefallen!“, sagte sie und reichte den Brief Rose, die ebenfalls kurz las und dann zustimmte.
    „Das hört sich recht merkwürdig an“, meinte sie. Melora stand abrupt auf. Sie schmiss dabei eine Tasse um und Kaffee ergoss sich über die Tischdecke, die die Flüssigkeit gierig aufsaugte. „Ich muss los, packen!“, raunte sie und warf einen beiläufigen Blick auf Kaithlyn und Rose.
    „Jetzt? Sofort?“, fragte Kaithlyn.
    „Keine Zeit!“, rief Melora zurück und ihre Schritte erstarben. Kaithlyn und Rose tauschten Blicke miteinander und dann mussten beide lachen.
    „Ob sie glaubt Fye dort wieder zu treffen?“, sagte Rose amüsiert. Kaithlyn hielt inne. „Diese wenigen Stunden ohne ihn…unüberbrückbare, unerträgliche Zeit. Ach, komm schon Kaithlyn! Als hättest du nicht bemerkt, dass Fye der Mittelpunkt des Melora Universums ist.“
    „Ihr werdet wohl nie Freunde werden“, sagte Kaithlyn schließlich und unverständlicher Weise tat ihr Melora im Bezug auf Fye sehr leid.
    „Ach meinst du?“, erwiderte Rose sarkastisch. Kaithlyn hob die Brauen.
    „Du bist unmöglich, Rose.“
    Sie setzten sich und begannen zu essen. Kaithlyn nippte schweigend an einem Tee, der nach Himbeere schmeckte und starrte hin und wieder zum Fenster hinaus. „Sieht nach Regen aus“, murmelte sie den Mund voll Vollkornbrot. „Scheint so“, entgegnete Rose gleichgültig. Wenige Minuten später schlug der schwere Regen hart gegen die Scheiben und Wassertropfen traten ihren Weg zur Erde an. Es verdunkelte sich zunehmend, wurde nebelig und trübe.
    Kaithlyn presste die Lippen aufeinander. Sie machte sich Sorgen, um das was dort draußen vor sich ging und dachte an ihre Tante und ihren Großvater. Sie seufzte schwermütig und machte sich auf einen langen Tag gefasst. Relia hatte es nicht verdient, dass Kaithlyn sich um sie sorgte. Ihre Lügen taten noch immer weh, wie eine Narbe, die einen immer an den Tag eines Unfalls erinnerte. Ihr Brief, wenn man die unnützen Wortfetzen so nennen konnte, war eine sehr große Enttäuschung gewesen. Wieso hatte Kaithlyn ihr auch alles anvertraut, nur um dann wieder enttäuscht zu werden? Vielleicht hätte sie lieber ihrem Großvater schreiben sollen? Enttäuschung , dieses Wort konnte sie in letzter Zeit sehr groß schreiben.
     
    Bis zum späten Vormittag hin verbrachten Kaithlyn und Rose ihre Zeit in der Bibliothek. Die Geschichten, die es hier zu entdecken gab, vertrieben die endlos langweiligen Minuten. Es war so, als könnte man sich hier in eine andere, tintenschwarze und mystische Welt flüchten. Kaithlyn las alle möglichen Geschichten, welche über Bergtrolle, Feen und Elfen, über seltsame Begebenheiten der alten Zeit oder über geheimnisvolle Tore in andere Welten. Und übers zaubern. Diese waren die schönsten Geschichten. Wie sehr wünschte sie sich, es zu können. Sie lehnte sich weiter nach vorne und legte das Buch auf den massiven Eichenholztisch ab, direkt unter die flimmernd helle Lampe, um besser lesen zu können. Ihre Augen brannten bereits und wurden müde von den vielen Buchstaben. Es wurde immer dunkler und ungemütlicher draußen.
    Mittlerweile schnitt lautes Donnern durch die Luft und hin und wieder blitze es unheimlich grell unter einem tosenden Geräusch auf. Kaithlyn störte das nicht weiter, sie war völlig in ihr Buch versunken und verschlang neugierig jedes der Wörter. Zwischendurch sah sie kurz auf und bemerkte, dass Rose zwischen ein paar Stapeln Büchern eingenickt war. Mit geschlossenen Augen, eine Hand hielt noch immer das Buch umklammert, das sie gelesen hatte, atmete sie leise vor sich her, während ihr Kopf auf einem anderem, besonders großem Wälzer lag. Ob das bequem war?
    Kaithlyn schlug sanft ihr Buch zu und stellte es zurück. Sie ging

Weitere Kostenlose Bücher