Herz des Himmels (German Edition)
überrascht voraus. Kaithlyn hatte ein ungutes Gefühl. Sie wollte Kaine einholen und mit ihm sprechen. Fye hatte unbeabsichtigt einen Wunsch in ihr geweckt. Sie wollte wissen, was in Kaine vorging, was er dachte, warum er Fye hasste und sein Blick so voller Verzweifelung war. Sie schlitterte um die nächste Ecke und legte einen Zahn zu, eine schlechte Idee, denn im nächsten Moment stand Kaine vor ihr und sie musste heftig abbremsen. Er griff nach ihren Handgelenken, hielt sie fest und sein Gesicht war plötzlich sehr nahe, während seine Augen sie finster anstarrten. „Kaine!“, sagte sie erschrocken und Harlow sauste mit enormer Geschwindigkeit zurück zu ihnen.
„Was willst du?“, fuhr er sie an, doch es klang als würde seine Stimme weg brechen.
„Ich hab mir nur Sorgen gemacht und hatte plötzlich so ein merkwürdiges Gefühl. Bist du verletzt? Was war das für ein Training?“
„Kaithlyn!“
„Entschuldige“, sagte sie kleinlaut. „Jedenfalls siehst du gar nicht gut aus.“
Kaithlyn hatte Recht. Kaine sah fast genauso bleich aus wie Garu, seine Haut war farblos und glühte. Er ließ sie los. „Was interessiert es dich?“ Noch immer taxierte er sie, doch bevor sie etwas sagen konnte griff Kaine sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust und hustete gedrungen. Er schluckte schwer und fuhr sich mit der Hand übers Haar. Dann ging alles ganz schnell. Sein Atem ging rascher und er sank allmählich zusammen. Sein Schwert fiel scheppernd zu Boden, er schwankte und sein Kopf sank bis auf Kaithlyns Schulter, doch seine Last war zu groß für sie.
„Kaine?“, stieß sie besorgt hervor. „Harlow, schnell hol Hilfe!“ Kaithlyn dachte nach, Meister Razzu war in der Nähe. „Razzu!“
„Geht schon“, flüsterte Kaine schwach.
„Lügner!“
„Schon gut“, sagte er leise und stütze sich mit einer Hand an der Wand ab.
Kaithlyn spürte die pochende Hitze, die er ausströmte, sie spürte seinen heftigen unregelmäßigen Atem an ihrer Kehle und den fiebrigen Schweiß auf ihrer nackten Haut.
„Du bist krank! Sei vernünftig! Bestimmt hast du hohes Fieber!“, schimpfte sie. Kaine versuchte sich aufzurichten, doch es fiel im zu schwer sich auf den Beinen zu halten. Sie verharrten in dieser unbequemen Starre, bis Kaine sich aufrichtete und einen Schritt zurücktrat. Kaithlyns Beine hätten fast nachgegeben. „Du hast dich bestimmt überanstrengt!“, wisperte Kaithlyn. „Setz dich hin!“ Kaine leistete kaum Widerstand. „Wieso trainierst du in einem solchen Zustand? Wie kann der Alte dich so unterrichten!“
„Es geht schon wieder und –“
„Bleib sitzen!“
Selbst, wenn er krank war, wie konnte sich sein Zustand so schnell verschlechtern? Kaithlyn starrte Kaine an. Sein Hals! Kaithlyn schoss sofort ein Gedanke durch den Kopf. Das Messer! Sie sah auf die dünne Schnittwunde. Die Stelle hatte sich eisblau gefärbt, so als wäre Kaine das Blut in den Adern gefroren. Kaithlyn presste ihre Hand darauf, so als müsste sie eine Blutung stoppen und wie ein brennender Stich durchfuhr die Kälte auch ihre Hand. War das eine Vergiftung? Hatte Razzu Kaine vergiftet? „Kaithlyn…“ Kaine legte seine Hand auf ihre, doch sie bewegte ihre Finger keinen Zentimeter. Versuch es , flüsterte eine leise Stimme. Ihr Herz pochte wild unter ihren Rippen vor Aufregung. Wie hatte Fye dieses Gefühl einmal beschrieben? Sie schloss die Augen. Eine Welle aus Wärme durchfuhr Kaithlyns Körper. Kaine wurde ohnmächtig. Sie blinzelte. Hatte sie etwas bewirken können?
„Was ist passiert?“, sagte eine aufgebrachte Stimme hinter ihr. Meister Razzu starrte sie mit einem gierigen Blick an.
„Sie haben ihn vergiftet!“, schrie sie ihn an. „Es ist ihre Schuld!“
Der alte Mann wurde merklich blasser, bewahrte aber seine Aura aus kalter Präzision. „Wie ich bereits sagte, mein Unterricht ist etwas ganz besonderes.“
„Tun Sie etwas!“
„Es sieht so aus, als hätten Sie breites etwas getan. Ich werde ihnen jemanden schicken.“
Mit einem schmalen Lächeln setzte er seinen Weg fort. Kaithlyn starrte ihm wie gebannt nach. Sie kochte vor Wut. Wie konnte er es wagen zu lächeln?
„Erste Lektion“, sagte Harlow. „Hüte dich vor Meister Razzus Methoden, die Talente seiner Schüler zu prüfen.“
Harlow und Kaithlyn tauschten einen beunruhigten Blick.
Worte
Ein leises Klingen, dünn wie der Hauch des Windes und schmerzvoll schön ließ die Luft erzittern. Bis auf dieses wundersame Geräusch
Weitere Kostenlose Bücher