Herz des Himmels (German Edition)
den Flur und schlug wütend mit der Hand gegen die vorbei fliegende Wand, wobei ein kleiner Spiegel zerschnellte. Glas schnitt ihm in die Finger.
„Verdammt!“, stieß er hervor. Er konnte sich nicht mehr beruhigen. Er hasste sich selber dafür, sich erinnert zu haben. Er hasste Kaithlyn noch mehr dafür, dass sie den Namen, der alles auslöste kannte. Er hasste diesen Moment so sehr, das aus Hass Verzweiflung wurde und ihm fast Tränen in die Augen schossen.
Hier konnte er keine Minute länger bleiben.
Kaithlyn starrte panisch auf den Riss, der das Holz durchzog, so heftig hatte Kaine die Tür zugeschlagen. Sie meinte den Boden noch immer unter ihren Füßen zittern zu spüren. Oder war das etwa ihr eigener Körper, der so heftig vor Zorn und Angst bebte, dass es kaum zum aushalten war? Eine endlos lange Sekunde dauerte es, bis sie sich entschied, Kaine nach zu stürmen. Ihn nicht so davon kommen zu lassen. Ihr wurde fast übel, als sie das Blut sah, das wie ein dicker Farbklecks an der Wand klebte. Die scharlachrote Tropfspur auf dem Teppich, der das Blut aufsog, wie jemand der besonders durstig war und einen Haufen gesprenkelte Scherben. Kaithlyns Beine beschleunigten, ohne das es ihr bewusst war und sie sprang über mehrere Stufen, um noch schneller zu werden. Noch zwanzig Meter. Zehn. Fünf. So fest sie konnte, griff sie nach Kaines Arm und zerrte daran, damit er anhielt.
„Kaine! Bleib stehen! Sofort!“, brüllte sie ihm angestrengt ins Ohr. Er war so viel stärker als sie. Kaine schleifte sie hinter sich her, so als wäre das ganze Gewicht, das sie gegen ihn aufbot, gar nicht vorhanden war. „Kaine, bitte!“ Er ignorierte sie, doch er wurde langsamer. Blut strömte über Kaithlyns steife Hände, doch Kaine zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Kaine!“ Sie schrie seinen Namen immer wieder, so oft es nötig sein würde. Kaithlyn spürte wie ihre Kehle immer trockener wurde und ihre Kraft nachließ. „Halt an, Kaine!“, krächzte sie. Ihr wurde schwindelig. Ein Pochen durchzog ihren Hals und dann kam ihr der Boden entgegen, doch bevor sie aufschlug, spürte sie wie jemand sie auffing. Es konnte nur Kaine sein.
„Bitte“, flehte sie fast. „Geh nicht!“
Kaithlyn stand keuchend und wackelig auf ihren Beinen. Kaines Augen taxierten sie so sehr, dass es schmerzte. Tränen quollen ihr übers Gesicht. Kaine kam bedrohlich näher und Kaithlyn ging unsicher weiter zurück, wie ein in die Enge getriebenes Tier, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß. Kaine schlug mit der Hand dicht neben ihr auf den Stein. Sie zuckte zusammen.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht einmischen! Reicht es dir nicht? Hast du es nicht satt angeschrien zu werden?“
Kaithlyn fühlte sich plötzlich ganz leer, fast so, als hätte dieser Satz ihr etwas genommen. Reicht es dir nicht? Doch. So war es schon eine ganze Weile, weil einfach alles zu viel wurde, aber da war trotzdem dieser eine starke Wunsch. Ein Wunsch alles zu schaffen. Durchzuhalten, egal, was kam.
„Manchmal“, sagte sie leise. „Aber reicht es dir nicht auch?“
Kaithlyn wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie nahm Kaines verletzte Hand und wie von selbst, so als hätte sie es immer gekonnt, als wäre nichts leichter auf dieser Welt, heilte sie seine Wunden mit dem Schein eines Zaubers. Sie lächelte traurig. „Vielleicht hast du Recht. Ich sollte mich nicht einmischen, aber ich kann nicht anders. Das mag dumm in deinen Ohren klingen, aber so ist es. So bin ich. Kaithlyn. Wahrscheinlich habe ich sogar angefangen einen Freund in dir zu sehen.“
Ihre Worte klangen ehrlich und direkt und sie brachten Kaine dazu sich furchtbar elend zu fühlen. „Es tut mir leid“, sagte sie und sah ihn schuldbewusst an.
Kaine ertrug es nicht mehr. Kaithlyns Nähe, wo auch immer sie war, war diese unerträgliche Wärme. Sie war so ehrlich. Ihre weichen und gütigen Worte. Ihr trauriges Lächeln. Einfach alles an ihr, brachte ihn dazu sich wie ein Verbrecher zu fühlen. Wärme. Nähe. Freundschaft. Einst hatte er all das besessen und dann hatte er alles verloren. Er wusste, dass er all das wieder wollte, es ihm aber unmöglich war. Die Vergangenheit würde ihn kein zweites Mal einholen, dafür sorgte er mit all seinem Widerstand.
Er stand stumm da und sah Kaithlyn an, sah sie einfach nur an. Und wurde ruhiger. „Was auch immer dir widerfahren ist“, flüsterte Kaithlyn. „Die Gegenwart ist es ebenfalls wert gelebt zu
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