Herz des Winters (German Edition)
willst.“
Abrupt und mit überraschender Heftigkeit fuhr Berekh herum. Selbst ohne sein früheres Glühen war die Wut in seinen Augen unverkennbar. „Es war Überwindung genug, ihnen den Verbleib meiner Knochen und damit die Ruhestätte meiner Familie zu verraten. Ich kann nur hoffen, dass ihre Überreste mittlerweile zu Staub zerfallen und von keinem Nutzen mehr für die Nekromanten sind. Aber keinesfalls werde ich zulassen, dass sie unseren Teleport verfolgen können und wie ein Schwarm hungriger Heuschrecken in der Magierstadt einfallen. Du hast keine Vorstellung davon, was sie mit den Ressourcen anstellen könnten, die dort lagern.“
Um ihn herum flimmerte die Luft, als würde er Hitze ausstrahlen wie ein Glutofen. Aber unter dem Zorn sah sie wieder seinen Schmerz und seine Angst, und statt zurückzuweichen, erwiderte sie seinen Blick so fest wie möglich.
„Die Nekromanten haben deine Familie nicht“, erklärte sie mit der sanften Stimme, mit der sie als Kind scheue Tiere besänftigt hatte. „Ihre Gräber waren leer, schon als ich das erste Mal in der Krypta war.“ Sie sah ihn erbleichen und fuhr rasch fort: „Wären es Schwarzmagier gewesen, hätten sie sich doch wohl vor allem für deine Überreste interessiert. Dein Grab aber war nur verwüstet. Was wahrscheinlich der Grund war, warum sie umgebettet wurden.“
Einen Moment schien es so, als würde er ihr eine Lüge unterstellen, und letzten Endes siegte wohl weniger sein Vertrauen in ihr Urteil als sein Wunsch, diese Version zu glauben. Sämtliche Energie wich aus ihm, auch das Flimmern war verschwunden. Mit hängenden Schultern wandte er sich wieder um und schlich als Bild des Elends den Weg entlang.
Daena wollte noch mehr sagen, ihm versichern, dass er keinen Verrat an seiner Frau und seinen Kindern begangen hatte, doch seine Haltung machte deutlich, dass er alleine seinen Gedanken nachhängen und Trübsal blasen wollte. Also verschwand sie wortlos wieder im Wald. Irgendwie war vieles leichter gewesen, als er noch ein einfacher Schädel gewesen war.
***
Die Flamme kroch über Berekhs Handrücken, seinen unbekleideten Arm hinauf und verschwand knapp unterhalb seiner Schulter, nur um gleich darauf an seinen Fingerspitzen wieder zu neuem Leben zu erwachen. Nachdem Daena dieses Schauspiel zum zigsten Mal beobachtet hatte, verlor sie ihre Geduld.
„Du hast es mir nie gesagt“, begann sie und unterstützte ihre Aufforderung mit einem Schubs, der zwar nur angedeutet war, aber dennoch seine Flamme zum Verlöschen brachte.
„Was denn nun schon wieder?“ Sein Knurren hatte eindeutig einen beleidigten Unterton, seine Feuerspiele hatten ihm wohl mehr bedeutet, als sie gedacht hatte.
„Da du angeblich kein Vermögen vor mir versteckt hältst und ich noch alle meine Knochen habe, stellt sich mir die Frage, welcher Art deine Preisverhandlungen waren.“
„Das ist keine Frage, deren Antwort du hören willst.“
Kurz flackerte das Bild in ihrem Kopf auf, wie Kraja ihre üppigen Rundungen an Berekh rieb, und der Gedanke selbst überraschte sie ebenso sehr wie die Wut, die er hervorrief. Sie schob das Gefühl auf die Stunden, die sie während der Verhandlungen in der Schädelkammer verbracht hatte, und verscheuchte es unwillig. Hängen blieb jedoch eine andere Erinnerung – Krajas undeutbarer Blick, als sie Daena danach noch einmal gesehen hatte. Mit einem Mal fror sie trotz des Feuers bis in ihr Innerstes.
„Berekh, was zur Hölle hast du ihr gegeben?“, entfuhr es ihr mit bestürzter Heftigkeit.
Endlich wandte er sich um und sah sie an. War es nur eine Spiegelung der Flammen oder sah sie wirklich ein rotes Glühen, das tief in seinen Augen aufleuchtete?
„Ein Versprechen“, antwortete er mit brüchiger Stimme. Ein wenig Schalk fand sich wieder darin ein, als er weiter sprach. „Es hat nichts mit dir zu tun, keine Sorge. Ich musste nur irgendwie erklären, warum ich dich unversehrt lassen wollte, wo du dich doch so gut für das Ritual geeignet hättest. Aus unerfindlichen Gründen behaupten die Schwarzmagier, Jungfrauenblut wäre besonders kraftvoll.“
Daena ignorierte seinen Seitenhieb. „Welches Versprechen?“, beharrte sie.
Als er sich nur auf die Lippen biss, die gerade erst an Pigmentierung gewannen, wiederholte sie die Frage mit mehr Nachdruck. Sie dachte schon, er würde sein Schweigen nicht brechen, doch schließlich kapitulierte er.
„Einen Moroch. Tot oder lebendig. Ich habe behauptet, du wüsstest, wo sie zu finden sind
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