Herz des Winters (German Edition)
besten wissen, Bredanekh.“
Ohne sich zu ihr umzudrehen, erwiderte Berekh kalt: „Bei jemandem, der sich vollständig aus der realen Welt zurückgezogen hat, wundert es nicht, dass er nichts mehr hat, um das es zu kämpfen lohnt. Wenn du irgendwann ganz Liannon durchgevögelt hast, wirst du vielleicht einmal wieder von deinem hohen Ross steigen und sehen, was du in der Zwischenzeit verpasst hast.“
Gut, vergessen wir das mit der Höflichkeit. Daena hoffte nur, dass Berekh wirklich wusste, was er da gerade tat und nicht rein impulsiv handelte.
„Vorsicht, In‘Jaat. Du vergisst, wo du dich befindest!“, warnte der Bärtige. Doch hinter ihm erklang bereits das Gekicher einiger weiblicher Zauberer, die sich wohl Berekhs Urteil anschlossen.
„Nein Tosalar, ich vergesse nicht. Ich habe nicht vergessen, dass die Gilde sich nicht einmischt, um den Menschen nicht mehr Möglichkeiten zu geben, sich selbst zu zerstören, als sie bereits besitzen.“ Diesmal war Daena sicher, dass sie sich das Glimmen in seinen Augen nicht nur einbildete. Es war auch keine optische Täuschung – es war schwächer als zu seiner Zeit als Schädel, aber unverkennbar wieder da. „Genauso wenig habe ich vergessen, dass der Sinn dahinter derjenige war, unmäßige Metzeleien zu verhindern.“
„Und das ausgerechnet aus deinem Mund, Schlächter “, kam es bitter aus den Reihen der Magier. „Wie bezeichnest du dann deine eigenen Taten?“
Berekh sah sie an, einen nach dem anderen, rotes Glühen in den grünen Augen schwelend. Seine Stimme war rau aber fest, als er die Antwort gab. „Unmäßiges, grausames Gemetzel.“
Das Schweigen, das nun herrschte, war beinahe greifbar. Niemand hatte mit einer derartigen Offenheit gerechnet – auch Daena nicht. Sie benötigte ihre ganze Willenskraft, um das Zittern zu unterdrücken, das ihre Muskeln durchdringen wollte. Verdammt, sie war eine Kämpferin und hier, um Berekh zur Seite zu stehen. Wenn sie in seiner Gegenwart vor Angst schlotterte, konnte das kaum ihrer Sache dienlich sein.
Schließlich gelang es Tosalar, die Fassung wiederzuerlangen. Er räusperte sich, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Berekh fort.
„Der Rat hätte damals einschreiten können und hat es nicht getan. Ebenso wie diesmal, nur dass es jetzt noch nicht zu spät dafür geworden ist. Was dort unten tobt, ist kein Krieg unter Menschen.“ Dort unten? Was in aller Welt meinte er mit dort unten ? „Ich werde wieder in die Schlacht ziehen, und es ist nicht eure Erlaubnis, um derentwillen ich hier bin. Ich fordere euch auf, mir zu folgen.“
„Dir zu folgen ? Dir? Für wen hältst du dich, In‘Jaat?“ Tosalars Gesicht nahm die Farbe einer reifen Pflaume an, Berekh dagegen hatte in sein selbstgefälliges Gehabe zurückgefunden.
„Nun, ich würde sagen, für denjenigen mit der größten direkten Kriegserfahrung.“
Die Rothaarige spuckte sehr undamenhaft auf den teuren Steinfußboden. „Was interessiert uns dein dummer Krieg, Schlächter?“
Berekhs Grinsen hatte etwas Wölfisches an sich, als er sie fokussierte. „Mein Krieg? Teuerste, ich war mehr als zwei Jahrhunderte lang tot, mein Krieg ist das noch viel weniger als eurer. Ins Jenseits werden die Morochai kaum einfallen können. Aber was man so hört, sollen sie großartig sein, was das Fliegen anbelangt.“
Die Rote lachte, wurde jedoch sogleich von Tosalar mit einer harschen Geste zum Schweigen gebracht. „Du willst einen Krieg gegen das Echsenvolk anzetteln?“, fragte er mit einem Tonfall, der deutlich machte, was er von Berekhs Verstand hielt.
„Der Krieg ist längst im Gange. Ich habe mich nur entschlossen, diesmal auf der richtigen Seite zu stehen.“ Sein Blick zuckte kurz zu Daena, was nicht unentdeckt blieb. Mehrere Augenpaare richteten sich auf die Kämpferin, deren Narben jetzt eine unmissverständliche Botschaft ausdrückten.
„Selbst wenn sie wüssten, wo sie unsere Stadt suchen sollten, die Barrieren um Liannon …“
„Könnten sie nicht aufhalten“, unterbrach eine andere Magierin die Rothaarige giftig. „Lies dein Pandämonium, Marosa. Magie kann ihnen ebenso wenig anhaben wie physische Waffen.“
Marosa sah nun zum ersten Mal eingeschüchtert aus – ob durch die Zurechtweisung oder die Erinnerung daran, dass auch Magie nicht unbesiegbar war, konnte Daena nicht einschätzen.
„Zumindest nicht direkt“, ergänzte Berekh gelassen. Er hatte die Aufmerksamkeit, die er wollte, und war sich dessen sehr wohl bewusst.
„Was
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