Herz des Winters (German Edition)
Wanne, die nicht aus Holz, sondern aus Metall bestand und auf Füßen ruhte, die wie Pranken geformt waren. Flauschige Tücher lagen bereit, ebenso wie verschiedene Bürsten, Schwämme und Seifen. Und diese prachtvolle Wanne war gefüllt.
Heiß gefüllt.
Dampfschwaden stiegen von der Oberfläche auf und schwebten durch den Raum, um am kühlen Fenster zu kondensieren und als klare Tropfen daran hinabzugleiten.
„Wir haben ein Badezimmer ...“, brachte sie noch erstaunt hervor.
Berekh lachte hinter ihr, doch sie schloss bereits ohne ein weiteres Wort die Tür. Es kümmerte sie nicht mehr, wer das vermaledeite Zimmer bezahlte oder auf welche Art das Wasser hereingeschafft und erhitzt worden war. So schnell sie konnte, schlüpfte sie aus den Kleidern und stieg in das dampfende Nass. Ein leises Stöhnen entrang sich ihr, als die Wärme in ihre Glieder kroch und sie daran erinnerte, dass sie zu lange schon gefroren hatte. Es war keine gute Zeit für Übernachtungen im Freien, wenn der Frühling noch auf sich warten ließ.
Sie schrak aus ihrer Entspannung hoch, als es an der Tür klopfte. Gedämpft konnte sie Berekhs Stimme hören, die ihr mitteilte, das Essen stehe bereits seit einer halben Stunde am Tisch und wenn sie noch etwas davon abhaben wolle, solle sie ihren Versuch, sich Schwimmhäute wachsen zu lassen, besser auf später verschieben.
Brummend stemmte sie sich aus dem Wasser und wickelte sich in eines der überdimensionalen Tücher. Immerhin war das Wasser noch warm, sie konnte also gar nicht so lange in der Wanne gelegen haben. Ein Blick auf das Fenster belehrte sie eines Besseren: Das Licht war eindeutig schwächer geworden und dessen Ursprung weiter nach unten gewandert.
Sie ließ Wams und die übrige Kleidung liegen und begnügte sich mit Tunika und Hosen. Ihre Füße waren wund, wo Schwielen sie nicht völlig verhärtet hatten, daher genoss sie den gewärmten Fußboden und die weichen Stoppel des Teppichs unter ihren Zehen.
Dann jedoch forderte der Tisch ihre Aufmerksamkeit. Die gesamte Länge war voll von Gerichten aller Arten. Gebratenes Fleisch, Suppen, Brot, Gemüse, sogar frisches Obst hatten die Magier auf irgendeine Weise beschafft. Sie staunte nur einen Moment lang, dann nahm sie hastig Berekh gegenüber Platz und fing an, ihren Teller mit allem zu füllen, das in ihrer Reichweite war. Akustisch untermalt wurde dieses Unterfangen von ihrem Magen, dem die Düfte ein lautes Knurren entlockten.
Daena wusste nicht, wann sie zuletzt solch eine Auswahl an Speisen gesehen hatte, geschweige denn davon hatte essen dürfen. Sie war nie die passende Kandidatin für Geschäfte mit dem Adel gewesen.
Amüsiert beobachtete Berekh, wie sie ihre etwas merkwürdige Menüzusammenstellung verschlang, während er selbst sich mit weit weniger Hast zu seinem Anteil verhalf.
„Eines wundert mich doch“, meinte er schließlich. „Hast du gar keine Fragen an mich? Gerade heute?“
„Erst essen“, antwortete Daena mit vollem Mund. „Dann reden.“
***
Als sich der Tisch zunehmend leerte, ließ allmählich auch die Eile nach, mit der sie sich die Köstlichkeiten einverleibten. Zumindest Daena wollte so viel wie möglich von dem unerwarteten Luxus unwiederbringlich genutzt wissen, bis man ihre Hochstapelei bemerkte und sie aus der Taverne warf. Vielleicht konnten sie sogar noch einiges davon einpacken und hinausschmuggeln …
„Nach deinem Badeanfall hatte ich einen Augenblick lang befürchtet, du könntest zimperlich werden. Aber deinen Tischmanieren nach zu urteilen, besteht da wohl keine Gefahr.“
Daena riss den letzten Fetzen Fleisch von ihrem Hühnerschlegel, ehe sie den Knochen zusammen mit einem giftigen Blick nach dem lachenden Magier warf. Der jedoch duckte sich gekonnt, sodass das Geschoss mit einem feuchten Plopp auf die Wand traf, wo es einen Fettfleck hinterließ. Sogleich bedauerte sie, ihrem Impuls nachgegeben zu haben, schließlich waren sie hier zu Gast.
Zu ihrem Erstaunen verschwand der Fleck jedoch einfach vor ihren Augen, als wäre er in die getünchte Wand gesogen worden. Sie wollte näher herangehen, um die Stelle zu untersuchen, doch Berekhs belustigter Blick ließ sie auf den Stuhl zurücksinken.
„Magie, hm?“, fragte sie, um einen beiläufigen Ton bemüht.
„Kann schon nützlich sein, nicht?“, gab er mit blitzenden Augen zurück.
Was sie zu ihrem eigentlichen Problem zurückbrachte. „Denkst du, sie werden uns helfen?“ Sie fürchtete die Antwort, egal wie sie lauten
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