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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Enttäuschung. Es war Wahnsinn, geradezu selbstzerstörerisch, doch in jenen wenigen glücklichen Augenblicken in der Höhle hatte sie sich in George verliebt. Was war sie doch für eine Närrin.
    Abrupt zwang Lizz ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. Sie stand auf dem obersten Treppenabsatz und blickte auf das emsige Treiben in der großen Halle hinunter. Sie trug ihr ältestes, braunes Wollkleid, und mit dem einfachen Zopf und den kleinen Schmutzflecken auf den Wangen war sie kaum von den Dienstboten zu unterscheiden.
    »Noch etwas höher«, delegierte sie gerade zwei Burschen, die das neu gesäumte Banner der Douglas‘ wieder an seinen Platz über dem riesigen Kamin hängten.
    »Ja, genau so«, nickte sie zufrieden. Wenn ich schon keine erfüllte Ehe führen kann, will ich zumindest ein gemütliches Zuhause, dachte sie mit einem Anflug von Trotz.
    Sie stieg die wenigen Stufen zur Halle wieder hinunter. »Nan, wie weit sind wir mit dem Kerzenziehen?«
    Die ältliche Frau mit den samtbraunen Augen und dem freundlichen Lächeln kam ihr entgegen. »Wenn wir noch mehr Kerzen herstellen, werden wir Tantallon Castle vergrößern müssen, Kindchen.«
    Lizz hatte die mollige Frau auf Anhieb in ihr Herz geschlossen. Irgendwie schien Nan für alle auf der Burg eine Art Mutter zu sein. Wie Lizz erfahren hatte, war sie auch Georges und Williams Amme gewesen und noch heute konnte man die tiefe Zuneigung zwischen ihnen erkennen. Kein Wunder, Nan war eine unglaublich herzliche Frau und sie kümmerte sich auch rührend um den kleinen Archie.
    »Du übertreibst wieder einmal schamlos, Nan.«
    »Nicht die Spur. Übrigens, hast du William schon gesehen? Er war auf der Suche nach dir.«
    Lizz schüttelte erstaunt den Kopf. »Nein, wir sind uns noch nicht begegnet. Soweit ich weiß, hatte er heute Morgen eine Unterredung mit ... seinem Bruder.«
    Plötzlich spürte Lizz ein vertrautes Kribbeln und blickte zur Eingangstür hinüber. George stand dort und beobachtete sie. »Dieser Bruder ist dein Ehemann«, erklärte er verdrossen, während er sie nicht aus den Augen ließ.
    Lizzys Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Dennoch zuckte sie bemüht unbekümmert mit einer Schulter. »Wenn du das sagst.«
    Da Lizz die Mahlzeiten auf ihrem Zimmer einnahm, waren es mehr als vier Tage her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    Er wirkte müde und doch strahlte er diese unglaublich männliche Anziehungskraft aus, die Lizz jedes Mal von neuem in ihren Bann zog.
    Irrsinnigerweise wünschte sie sich, sie würde ein schöneres Kleid tragen. Und erst ihr Haar! Sie musste ja schrecklich aussehen.
    In Georges Augen war sie jedoch wunderschön. Unfähig, seinen Blick von ihr abzuwenden, sog er ihren Anblick tief in sich auf. Mein Gott, wie sehr er diese Frau doch begehrte. Er hatte sich eingeredet, dass seine Besessenheit nachlassen würde, wenn er sich nur einige Zeit von ihr fern hielt ... doch genau das Gegenteil war der Fall. Die letzten Tage und vor allem die Nächte hindurch war er durch die Hölle gegangen. Er verzehrte sich nach ihr. Allein das Wissen, dass sie nachts ganz in seiner Nähe friedlich in ihrem Bett schlief, während er sich ruhelos auf einer schmalen Pritsche im Arbeitszimmer herumwälzte, genügte, um die verführerischsten Träume in ihm zu wecken. Sie jetzt so nah vor sich zu sehen war geradezu eine Qual. Wie so oft in den letzten Tagen verfluchte er seine eigene Nachlässigkeit. Wenn er nur Isabellas Ankunft nicht vergessen hätte ... Georges Hände ballten sich zu Fäusten. Himmel noch mal, wenn er Isabella nur nie eingeladen hätte ...
    Dann wären Lizz und er jetzt ein glückliches Ehepaar.
    Er wusste, wie wunderbar es zwischen Lizz und ihm sein konnte. Ihm war gerade so, als hätte sie ihm an jenem Nachmittag in der Höhle einen überwältigenden Sonnenaufgang gezeigt, einen Vorgeschmack dessen, was sein könnte – nur um ihn sogleich in die Finsternis zurückzustoßen. Alles, was zurückblieb, war diese kalte, zerstörerische Leere in seiner Brust und das Wissen, dass er allein die Schuld daran trug.
    Verdammt. In letzter Zeit schien er das Pech wirklich gepachtet zu haben.
    Wenigstens bot Archie ihm einen kleinen Trost. Der Junge hing ständig an Lizzys Rockzipfeln. Er verbrachte jede freie Minute mit ihr und war so ein sprudelnder Quell an Informationen.
    »Lady Douglas! Lady Douglas! Gerade ist ein Bote mit Antworten zurückgekehrt«, rief Mary aufgeregt und winkte mit einem kleinen Stapel

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