Herz im Zwiespalt (German Edition)
Augenwinkel erkannte Lizz, dass einige Dienstboten und Burgbewohner stehen geblieben waren und die Szene schockiert verfolgten. Augenblicklich hob sie ihr Kinn etwas höher. Nein, niemand sollte ihren Kummer sehen. Diese Genugtuung würde sie keinem gönnen. Am wenigsten ihrem untreuen Ehemann und seiner Hure.
Lizz schluckte tapfer den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Lasst euch durch meine Anwesenheit bitte nicht stören.«
Endlich gelang es George, sich aus Isabellas unerwünschter Umarmung zu lösen. Verdammt noch mal, er hatte ganz vergessen, dass er sie nach Tantallon Castle eingeladen hatte.
Er wandte sich an Lizz, um ihr alles zu erklären, doch noch bevor er irgendetwas sagen konnte, kam Isabella ihm mit einem entschuldigungsheischenden Lächeln zuvor. »Oh, ich bitte um Vergebung. Ich habe Euch gar nicht gesehen, Lady Douglas.«
Elendes Biest, und ob du das hast, fuhr es Lizz durch den Kopf. Dennoch zwang sie sich zu einem zuckersüßen Lächeln. »Das glaube ich Euch natürlich aufs Wort.« Unfähig, Isabellas niederträchtiges Grinsen noch länger zu ertragen, nickte sie den beiden hoheitsvoll zu. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt.«
»Warte, Lizz«, bat George und wollte ihr nacheilen, doch Isabella warf sich ihm erneut an den Hals.
»Lass sie doch gehen. Du bedeutest ihr sowieso nichts.«
»Hör auf mit diesem Unsinn.« Diesmal war es ihm egal, ob er ihr wehtat. Er packte grob ihre Arme und zwang sie so, ihn loszulassen. Danach eilte er Lizz hinterher. Sie stieg bereits die Treppe auf der anderen Seite der Halle hinauf.
»Lizz, warte!«
Lass mich in Ruhe, schrie ihr Herz und sie beschleunigte ihren Schritt. Sie wollte ihn nicht sehen, wollte keine fadenscheinigen Ausflüchte hören. Großer Gott, sie fühlte sich innerlich ganz wund. Lizz biss sich fest auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzudrängen.
»Verdammt, Lizz, bleib endlich stehen«, forderte George dicht hinter ihr und griff nach ihrem Ellbogen.
Sogleich wirbelte sie zu ihm herum. Der wilde Schmerz in ihren Augen ließ George einen Schritt zurücktaumeln.
»Fass mich nicht an, Douglas. Nie wieder, hörst du!« Sie eilte die wenigen Stufen zu ihrem Gemach hoch und warf die Tür hinter sich zu. Beinahe augenblicklich wurde diese wieder aufgerissen und George trat ein.
»Du wirst mir jetzt zuhören. Das mit Isabella ist nichts als ein großes Missverständnis. Ich habe keinerlei Interesse mehr an ihr.«
Lizzys Magengrube verknotete sich schmerzhaft. Wie ehrlich er doch bei diesen Lügen wirkte. Sie hatte schließlich gesehen, wie er Isabella in die Arme geschlossen hatte. Die Wiedersehensfreude war nur zu offensichtlich gewesen! Waren seine Worte in der Höhle vielleicht auch nichts als Lügen gewesen? Dass sie schön sei, dass er sie begehre und seit Tagen nur auf diesen Augenblick gewartet habe? Lüge? Nur ein Mittel zum Zweck?
»Willst du mir allen Ernstes weismachen, dass Isabella ohne dein Wissen hier ist?«
George trat näher. »Es stimmt zwar, dass ich sie eingeladen habe ... Aber das war, bevor ...«
»Wann?«, wollte sie schneidend wissen. »Wann hast du sie hierher gebeten? In unserer Hochzeitsnacht, die du mit ihr verbracht hast?«
Als er tatsächlich errötete, hätte sie ihm am liebsten ihre Reitstiefel um den Kopf geschlagen. Großer Gott, weshalb konnte er nicht einfach gehen und sie allein lassen? War es wirklich nötig, dass er sich in ihrem Kummer suhlte? Blinde Wut stieg in ihr auf.
»Du Mistkerl! Wie oft willst du mich eigentlich noch demütigen?«, schrie sie ihn an und zu ihrem eigenen Entsetzen brannten Tränen in ihren Augen. »Zuerst diese Farce von einer Hochzeitsnacht, dann unsere Ankunft hier und nun auch noch das! Wann hast du endlich genug davon, auf meinen Gefühlen und auf meinem Stolz herumzutrampeln? Wann bist du endlich zufrieden?«
George erkannte voller Schuldgefühle, dass er ihren Vorwürfen nichts entgegenzusetzen hatte. Obwohl er sein Verhalten damals für gerechtfertigt befand, wusste er nun, dass er ihr Unrecht getan hatte. Sein Benehmen ihr gegenüber war unentschuldbar und dieses Wissen setzte ihm schwer zu.
»Es tut mir Leid, Lizz. Ich habe mich wie ein Esel benommen ...«, gestand er leise. Wie sollte er ihr sagen, dass er in ihrer Hochzeitsnacht rasend vor Eifersucht gewesen war? Dass allein der Gedanke, dass dieser Flemming sie berührt hatte, ihm körperlichen Schmerz zufügt hatte? Ja, wie sollte er ihr all dies erklären, ohne zu viel von seinen Gefühlen
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