Herz im Zwiespalt (German Edition)
Weibsbild vor dem eigenen Mut zu beschützen würde wohl jeden Mann innerhalb kürzester Zeit in den Alkohol treiben.
»Du dummes Ding«, flüsterte er leise und strich zärtlich eine dunkelrote Locke aus Lizzys Stirn. Er sah, dass seine Hand zitterte. Es war wirklich ein verdammt seltsames Gefühl, sich um jemanden zu sorgen – und das tat er, wie er ungläubig feststellte. Die Hilflosigkeit und das schmerzliche Bangen, die mit diesem Gefühl einher gingen, verwirrten und ärgerten ihn gleichermaßen. Seit seine Mutter gestorben war, hatte er nicht mehr so empfunden. Die Tatsache, dass ausgerechnet dieses Drum-mond-Mädchen solche Regungen in ihm hervorrief, gefiel ihm ganz und gar nicht.
Warum kam sie nicht endlich zu sich? Seine Beunruhigung wuchs mit jeder Sekunde, die er auf ihr blasses Gesicht hinunterblickte. Er konnte nur hoffen, dass sie keine inneren Verletzungen davongetragen hatte. Sie wirkte so unglaublich zerbrechlich, dass es ihm die Brust zusammenschnürte.
Endlich! Er spürte, dass sie sich sachte bewegte. Lizz stöhnte leise auf, dann hoben sich flatternd ihre Lider. Smaragdgrüne Augen mit kleinen Goldpünktchen schauten verwirrt zu ihm auf.
»Was ...« Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen. »Was ist geschehen?«
Georges Erleichterung war so gewaltig, dass er mit der Antwort zögerte, bis er sich seiner Stimme wieder sicher war.
»Ganz ruhig, Kätzchen. Du bist in Sicherheit.«
»Sicherheit?« Lizz zog verwirrt die Stirn in Falten, doch dann schwemmte die Erinnerung über sie hinweg und sie riss entsetzt die Augen auf.
»Jemand hat mich gegen die Wand gestoßen!«
George hätte beinahe Mitleid mit ihr empfunden, wäre da nicht plötzlich dieser unbändige Groll in ihm entbrannt. Seine eben noch verspürte Erleichterung verwandelte sich schlagartig in Ärger. »Ja, jemand hat dich gestoßen. Aber nur, weil du mal wieder die Heldin spielen musstest.«
Sie hatte kein Recht dazu, ihm einen solchen Schrecken einzujagen. Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht. »Hast du auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, in welche Gefahr du dich begibst, wenn du einen Vergewaltiger entlarven willst? Du kannst von Glück reden, dass du überhaupt noch atmest.«
In ihren Schläfen dröhnte und pochte es so stark, dass sie ein neuerliches Stöhnen nicht unterdrücken konnte. »Hör auf, mich zu schütteln, du Idiot. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte mir jemand mit einem Hammer eins übergezogen.«
Er ließ sie augenblicklich los. Die Tatsache, dass sie ihn duzte, bewies ihm, dass sie noch immer nicht ganz bei sich war. Ansonsten tat sie dies nur, wenn sie besonders wütend auf ihn war. »Das geschieht dir verdammt recht. Vielleicht bringst du dich dann beim nächsten Mal nicht so hirnlos in eine derart gefährliche Situation«, hielt George deutlich milder dagegen.
»Ach Unsinn«, beschied Lizz. Seine Wut verwirrte und ärgerte sie gleichermaßen. Woher nahm er sich das Recht, ihr eine Moralpredigt zu halten?
»Ich war nicht wirklich in Gefahr, schließlich muss dieser Unmensch ein Adeliger gewesen sein.«
Die Unsinnigkeit ihrer Worte fiel ihr im selben Moment auf, als sie in Georges entsetztes Gesicht aufblickte. Sie errötete vor Verlegenheit.
»Na schön. Du hast Recht, Douglas«, gestand sie kleinlaut. »Ich habe leichtsinnig gehandelt. Leider gehört es nicht gerade zu meinen Stärken, lange über mögliche Folgen nachzudenken, wenn ich jemanden in Gefahr wähne.«
Dieses Eingeständnis verblüffte George ungemein und stimmte ihn milder.
»Das ist mir bereits aufgefallen.«
»Wie geht es dem Mädchen? Ist sie wohlauf?«
»Sie ist mit einem Schrecken davongekommen.« Es war höchst wahrscheinlich, dass Lizz mit ihrem beherzten Eingreifen der jungen Magd sogar das Leben gerettet hatte. Natürlich hütete er sich davor, ihr dies zu offenbaren. Ansonsten käme sie noch auf die absurde Idee, solche Dummheiten zu wiederholen.
Plötzlich riss Lizz die Augen auf und starrte ihn so vorwurfsvoll an, dass er beinahe gelacht hätte. Ganz offensichtlich war sie nun wieder bei vollem Bewusstsein.
»Was, um alles in der Welt, habt Ihr hier verloren Douglas?«
»Ich wohne hier, wenn es dir recht ist.«
Lizz schaute sich verwirrt in dem fremden Raum um. Das Zimmer war wesentlich größer als ihres und die Ausstattung durch und durch männlich. Der ganze Raum war in Rot gehalten und mit schwarzen, klobigen Möbeln ausgestattet. Schwerter und Streitäxte hingen neben
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