Herz im Zwiespalt (German Edition)
sie ... Um Himmels willen, die Lady ist doch nicht...« Reines Entsetzen sprach aus ihrem kalkweißen Gesicht.
»Sie ist bewusstlos«, beruhigte George sie finster. »Anscheinend hat sie mehr Glück als Verstand. Hilf mir, sie in meine Räume zu bringen,« befahl er dem Dienstmädchen und hob Lizz vorsichtig auf seine Arme. Sie war erschreckend blass.
Das Mädchen eilte ihm voran und hielt die Tür auf.
»Was ist denn das?«, wollte Robert Douglas erstaunt wissen, als er die bewusstlose Frau in Georges Armen erblickte. Er erhob sich gelassen und trat neugierig näher. »Seit wann musst du deine Frauen niederschlagen, um sie in dein Bett zu bekommen?«
George legte Lizz behutsam auf sein breites Bett. »Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick für dumme Scherze, Rob«, warnte er ihn mit verschlossener Miene.
Er wagte es nicht, seinen Freund anzusehen, da er sich nicht sicher war, was dieser in seinen Augen lesen würde.
»Ist das nicht die kleine Nervensäge von nebenan?«, fragte Rob mit ärgerlich umwölkter Stirn. Er hatte ihr die Drohung mit dem Nachttopf noch immer nicht verziehen. »Was ist geschehen? Hat ihre eigene boshafte Zunge sie das Bewusstsein gekostet?«
Ein Muskel zuckte in Georges Wange. »Jemand hat sie niedergeschlagen.«
Roberts Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Kein Wunder. Eine solche Furie hat bestimmt nicht viele Freunde.«
»Das ist nicht wahr!«, entfuhr es dem Dienstmädchen aufgebracht. »Lady Drummond ist immer sehr freundlich zu uns Bediensteten und sie ist äußerst großzügig. Sie hat sogar nach einem Arzt für Amélie geschickt und auch mir wollte sie helfen!«
George hatte die junge Magd ganz vergessen. Sie war sehr schlank, mit großen braunen Augen und rotem Haar. »Wie heißt du, Mädchen?«
»Bess, Mylord. Ich heiße Bess.«
»Gib mir die Waschschüssel und einen Lappen, Bess, und dann erzähl mir, wer diese Amélie ist und was sich zugetragen hat.«
Froh darüber, dass sie sich endlich nützlich machen konnte, kam Bess seiner Aufforderung umgehend nach. Sie erklärte ihm, was Amélie zugestoßen war.
»Wenn Lady Drummond nicht eingegriffen hätte ...« Unfähig, den Satz zu vollenden, schüttelte sie verzweifelt den Kopf.
Georges Besorgnis wuchs mit jeder Minute, die verstrich. Weshalb kam Lizz nicht endlich zu sich? »Rob, geh und hol einen Arzt. Sie ist schon zu lange bewusstlos. Vielleicht ist es doch schlimmer, als ich vorerst annahm.«
Da George Lizz nicht aus den Augen ließ, entging ihm der beunruhigte Blick seines Freundes.
»Ich glaube, ich habe McGregor im Kartenzimmer gesehen ...«
Georges Kopf zuckte zu ihm herum. »Bist du verrückt? Dem Kerl würde ich nicht einmal eines meiner Rinder anvertrauen. Hol Holester, der versteht wenigstens etwas von seinem Handwerk.«
»Wie du meinst.«
Als Robert das Zimmer verließ, wandte sich George wieder an das Dienstmädchen. »Weißt du, wer dich angegriffen hat?«
»Nein, Mylord. Ich konnte ihn nicht erkennen. Es war zu dunkel.«
George nickte nachdenklich. Das half ihm auch nicht weiter. »Und Amélie?«
Erneut schüttelte Bess den Kopf. »Sie hat seither kein einziges Wort mehr gesprochen.« Sie dachte nach. »Aber der Mann hat etwas sehr Seltsames gesagt. Er meinte, bald würde er die Saat des Teufels ausmerzen und endlich Frieden finden. Es klang jedoch nicht so, als ob er mich damit meinte.«
Georges Lippen pressten sich zu einem grimmigen Strich zusammen. Es gab nur einen, der solche Reden schwang – McDerrel. Verdammt, deshalb konnte er diesen Bastard in ganz Berwick nirgends aufspüren. Der Kerl hatte sich also nach Stirling verkrochen. Diesmal wirst du mir nicht entkommen, falscher Priester, schwor sich George in Gedanken.
Zu Bess gewandt, meinte er: »In Ordnung. Du kannst jetzt gehen.«
Als sie endlich allein waren, blickte George auf Lizz hinunter. Er vermochte sich beim besten Willen nicht gegen den leisen Groll auf sie zu wehren. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein? Dachte sie denn überhaupt nicht an ihre eigene Sicherheit? George tastete sorgfältig ihren Körper nach eventuellen Verletzungen ab, konnte jedoch keine finden. Die weichen Rundungen unter seinen Fingern ließen seine Lenden fast augenblicklich schwer vor Verlangen werden und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. Dies war wohl kaum der richtige Zeitpunkt für solche Gefühle.
Er zwang seine Gedanken in andere Bahnen. Ihr zukünftiger Ehemann tat ihm jetzt schon Leid. Dieses
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