Herz im Zwiespalt (German Edition)
seinem Gesicht und wandte sich Lizz zu. Sie saß noch immer kerzengerade in den Kissen und rührte sich nicht. Das glänzende, dunkelrote Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern und ließ ihr blasses Gesicht schmaler und auf ergreifende Weise verletzlich wirken. Großer Gott, er sehnte sich beinahe schmerzlich danach, sie zu berühren. Sie war so unglaublich schön und wirkte so unschuldig und verängstigt ....
Sogleich rief er sich zur Vernunft. Natürlich war sie verängstigt. Sie musste schließlich befürchten, dass er in wenigen Minuten entdeckte, dass sie ohne ihre Jungfräulichkeit in sein Bett kam. Glaubte sie denn wirklich, er sei mit solcher Blindheit geschlagen? In Gedanken sah er wieder ihr zerrissenes Kleid vor sich und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hatte von Anfang an geahnt, dass sie schon mit anderen Männern zusammen gewesen war. Vielleicht wäre er mit diesem Wissen sogar irgendwann fertig geworden ... Aber dass sie es nur einen Tag vor ihrer Hochzeit noch einmal wild mit diesem Flemming treiben musste, das konnte er ihr einfach nicht verzeihen. Allein der Gedanke brachte ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Die Tatsache, dass sie sich sogar vor dem Altar suchend nach ihrem Liebhaber umgesehen hatte, ließ erneut heißen Zorn in ihm auflodern. Am liebsten hätte er sie vor aller Augen dafür geschlagen.
Lizz bewegte sich unbehaglich unter seinem eindringlichen Blick. Mit jeder Minute, die verging, nahm ihre Nervosität zu. Gefiel sie ihm nicht? Machte sie irgendetwas falsch? Vielleicht erwartete er ja, dass sie ihm beim Auskleiden half. Schon der bloße Gedanke daran ließ ihre Wangen vor Verlegenheit erglühen.
Das Schweigen hielt an und plötzlich konnte sie seinen stechenden Blick nicht länger ertragen. »Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
Seine zinngrauen Augen glitten beleidigend über sie und brannten sich voller Hohn in ihr Gesicht. »Das kann man wohl sagen. Ich hätte mir meine Hochzeitsnacht beileibe erfreulicher vorgestellt.«
Mit flammenden Wangen und tief getroffen verknotete Lizz ihre Finger ineinander. »Anstatt mein Vergnügen zwischen den weichen Schenkeln meiner Frau zu finden, bin ich gezwungen, hier auszuharren, bis ich endlich wieder gehen kann. Allein dein Anblick bereitet mir Verdruss.«
Wie grausam er doch war. Wie konnte er ihr den Mangel an Schönheit so sehr verübeln? Er war es doch gewesen, der auf dieser Ehe bestanden hatte. Er hatte gewusst, wie sie aussah ...
Tief beschämt richtete sie ihren Blick auf einen Punkt hinter seinen Schultern. Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen, als sie sich die nächsten Worte abrang. »Mein Bruder hat einmal gesagt ...« Sie hielt inne. Großer Gott, sie fühlte sich wie der letzte Abschaum. »Er hat gemeint, wenn man das Licht ausmacht ... sei eine Frau wie die andere. Falls Ihr also meinen Anblick nicht ertragen könnt...« Sie erstickte beinahe an diesen Worten.
George stand wie vom Donner gerührt mitten im Raum. Er glaubte einfach nicht, was er da hörte. Sie musste ihn tatsächlich für einen ausgemachten Dummkopf halten. Namenlose Wut blähte seine Nasenflügel. »Was für ein elendes Spiel treibst du nun schon wieder, Weib?«, rief er wütend. »Du weißt verdammt genau, dass es nicht an deinem Aussehen liegt.«
Unsinnigerweise fühlte Lizz Erleichterung bei diesen Worten. Er fand ihr Äußeres also doch nicht abstoßend.
»Woran könnte es dann liegen?«, entfuhr es ihr aufrichtig verwirrt.
George stieß eine Salve wüster Flüche aus, kam mit langen Schritten auf Lizz zu und zerrte sie wütend aus dem Bett. Seine langen, kräftigen Finger gruben sich schmerzhaft in ihre nackten Oberarme und seine Augen glühten vor Zorn.
Lizz hielt entsetzt den Atem an. Himmel, so wütend hatte sie ihn noch nie erlebt.
»Woran, willst du wissen? Hältst du mich eigentlich für einen Idioten? Glaubst du wirklich, ich würde deine List nicht durchschauen?«
Lizz zog verwirrt die Stirn in Falten. Wovon, um alles in der Welt, sprach er bloß?
»Ich weiß verdammt genau, was zwischen dir und Flemming vorgefallen ist.«
Nun wurde auch Lizz wütend. »Ich habe noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich David liebte. Das wusstest du doch von Anfang an«, gab sie ihm Bescheid.
»Du gibst es also zu?!«, rief George angewidert.
Lizz nickte entschieden. »Natürlich!«
»Und deshalb hast du es wohl auch so verdammt eilig, mich in dein Bett zu bekommen, was? Glaubst du
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