Herz im Zwiespalt (German Edition)
ein merkwürdiges Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete.
Als George endlich ins Bett stieg, gab die Matratze unter seinem Gewicht so stark nach, dass sich Lizz am Rand der Bettstatt festhalten musste, um nicht zu ihm zu rollen.
Das zornige Schweigen zwischen ihnen hielt an und Lizz fühlte sich plötzlich ganz elend. Dies war kein sonderlich guter Anfang in ihrem neuen Zuhause.
»Douglas?«, flüsterte sie leise.
»Was?«, ließ George sich nach einer Weile genervt vernehmen.
»Bei unserer Trauung ...«, sie zögerte kurz, weil sie nicht wusste, ob er gleich wieder wütend werden würde. »Ich habe mich nach meinem Vater umgedreht. Ich wusste gar nicht, dass David in der Kapelle war.«
Das darauffolgende Schweigen dauerte so lange an, dass sie nicht mehr mit einer Antwort rechnete. Trotzdem fühlte sie sich ein klein wenig erleichtert.
Als George endlich sprach, klang seine Stimme wesentlich freundlicher. »Schlaf jetzt, Kätzchen. Es war ein langer Tag.«
24
Am folgenden Morgen erwachte Lizz für ihre Verhältnisse ungewöhnlich spät. Gewöhnlich sprang sie schon beim ersten Tageslicht aus dem Bett.
Sie räkelte sich mit geschlossenen Lidern genüsslich unter den warmen Fellen und streckte sich wohlig. Sie hatte geschlafen wie ein Säugling. Dumpfes Donnern und Möwenschreie drangen an ihr Ohr. Möwen? Im nächsten Moment riss sie erschrocken die Augen auf. Sie hatte ja ganz vergessen, wo sie war! Ihr Kopf zuckte zu Georges Bettseite. Sie war leer.
»Guten Morgen, Mylady«, erklang Marys fröhliche Stimme. »Lord Douglas lässt ausrichten, dass er erst zum Mittagessen zurück sein wird«, erklärte sie und brachte ihrer Herrin das Frühstückstablett.
Lizz nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte, und ließ ihren Blick neugierig durch das Zimmer schweifen. Bereits am gestrigen Abend war ihr aufgefallen, dass dieser Raum äußerst elegant und geschmackvoll eingerichtet war, doch bei Tageslicht wirkte er noch viel einladender. Sie bewohnte ein helles, rundes Turmzimmer mit drei schmalen Fensteröffnungen und einem wunderschönen Kamin aus Sandstein. Sämtliche Wände waren mit herrlich bestickten Teppichen verkleidet. Vom Frisiertischchen über die Kleidertruhen bis hin zu den beiden riesigen Sesseln vor dem Kamin fügte sich alles zu einem harmonischen Bild zusammen.
»Wunderschön, nicht wahr, Mylady?«
Bald darauf schlenderte Lizz auf der Suche nach dem Haushofmeister durch die Burg. Sie brannte geradezu darauf, ihr neues Heim genauer in Augenschein zu nehmen. Urplötzlich hallte aufgeregtes Gebell von den Wänden wider. Kindliches Lachen und rasche Schritte wurden laut. Lizz blieb erstaunt stehen. Im nächsten Moment kam ein kleiner Bursche um die Ecke gesaust und prallte beinahe um ein Haar mit ihr zusammen. Zwei riesige Fellbündel befanden sich ihm dicht auf den Fersen.
Lizz erkannte den Jungen mit dem zerzausten, tiefschwarzen Haar und den funkelnden grauen Augen sofort wieder und ein kleines Lächeln hob ihre Mundwinkel. »Na, Archie, befindest du dich mal wieder auf der Flucht?«
Die beiden Wolfshunde schenkten ihr nur kurz Aufmerksamkeit und bedrängten gleich wieder den Jungen. Mit protestierendem Gebell und stupsenden Nasen forderten sie ihr Spielzeug zurück. Archies ausgelassenes Kichern wirkte unglaublich ansteckend, und Lizz konnte sich ein gutmütiges Grinsen nicht verkneifen, als der Junge blitzschnell einen angekauten Lederball aus seinem Hemd hervorzauberte und ihn weit von sich warf. Sogleich stoben Blitz und Donner davon und Ruhe kehrte ein.
»Was machst du hier?«, wollte Archie nun von Lizz wissen.
»Ich wohne jetzt hier.«
Seine Kinderaugen wurden groß vor Staunen. »Dann bist du Papas neue Frau?«
»Nein, Archie, ich bin George Douglas‘ Frau«, stellte sie richtig.
»Sag ich doch! Du bist Papas neue Frau.«
Der dumpfe Stich in ihrer Brust traf sie vollkommen unvorbereitet. George hatte einen Sohn? Es war zwar vollkommen absurd, doch sie fühlte sich irgendwie betrogen.
»Du bist Douglas‘ Sohn?«, erkundigte sie sich, nur um ganz sicher zu gehen.
Archie nickte bestätigend. »Klar doch! Wer sollte ich denn sonst sein?«
»Entschuldige, das war eine dumme Frage«, erklärte Lizz gezwungen fröhlich und betrachtete den Jungen genauer. Aber natürlich, die Ähnlichkeit war frappant. Archie war tatsächlich eine kleinere Ausgabe von ihrem Ehemann.
»Macht nichts. Ich stelle manchmal auch dumme Fragen.«
Er musterte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Und
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