Herz in Gefahr? (German Edition)
„Ganz genau so war es. Ihr Vater hatte keine Wahl, als Sarah ihm gestand, schwanger zu sein. Er sorgte dafür, dass Aubrey befördert wurde, war aber nie glücklich, ihn als Schwiegersohn zu haben. Aubrey hat sein Bestes gegeben, sich anzupassen. Er imitierte Sarahs Akzent, kleidete sich so wie ihr Vater, doch Godfrey Tolliver beeindruckte das nicht. Als Aubrey schließlich den Fuß in der Tür von River House hatte, war es ihm sowieso egal, was der Alte von ihm hielt.“ Miriam lachte unglücklich. „Vielleicht verstehst du jetzt, wieso er sich wie ein Berserker aufgeführt hat, als du angekündigt hast, mit einem jungen Mann zusammenziehen zu wollen, der Computer repariert. Du hättest den gleichen Fehler gemacht wie deine Mutter.“
Harriet musterte sie kühl. „Du warst ja auch dagegen.“
„Ja. Ich hielt es für das Beste für dich, noch zu warten.“
„Leider wollte mein Freund nicht warten.“
„Das beweist doch, dass er nicht der Richtige war.“ Miriam stellte den leeren Teebecher auf den Tisch. „Hast du ihn eigentlich mal wieder gesehen?“
Harriet nickte bejahend. „Vor Kurzem.“
„Aha. Und wer ist er? Damals hast du ihn uns ja vorenthalten.“
„Aus gutem Grund, Miriam. Ich wusste genau, wie du und Vater reagieren würdet. Und leider hatte ich recht.“
„Aber du bist doch jetzt darüber hinweg, oder?“, erkundigte Miriam sich besorgt.
„Allerdings. Heutzutage könnte ich ihm nicht mehr das Wasser reichen.“ Harriet lächelte zuckersüß und ließ die Bombe platzen. „Ihm gehört ‚Live Wires‘. Das ist der Konzern, der Vater richtig viel Geld für das Privileg bezahlt, hier morgen eine Firmenfeier veranstalten zu dürfen.“
„Ach du liebe Zeit!“ Miriam blieb fast das Herz stehen. „Und Aubrey hat seine Zustimmung gegeben?“
„Ja.“
„Hat er den Mann kennengelernt?“
„Ja, James hat sich vorgestellt und ihm die Hand geschüttelt. Aber Vater hat ja nie seinen vollen Namen erfahren und dementsprechend auch nicht reagiert. Du wirst es nicht glauben, aber Vater hat sogar zugesagt, auf dem Fest zu erscheinen.“
Miriam kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Und wann willst du ihm reinen Wein einschenken?“
„Gar nicht. Irgendwann wird er es selbst herausfinden. Es spielt sowieso keine Rolle mehr. Vater hat den Vertrag unterschrieben, das Fest findet statt, der Großteil des Geldes ist bereits auf ein Konto eingezahlt worden, zu dem nur ich Zugang habe. Das Geld wird ausschließlich für die Erhaltung des Hauses verwendet. Übrigens habe ich Julias volle Unterstützung.“ Harriet lächelte zufrieden.
„Das sind ja ganz neue Töne. Ihr habt euch doch noch nie nahegestanden.“
„Julia hat eben inzwischen erkannt, wie dramatisch die Lage hier ist. Und sie hat mir sogar ein Kleid für morgen Abend geschickt.“
„In ihrem Job kommt sie wahrscheinlich kostenlos an Designerstücke heran“, meinte Miriam unbeeindruckt.
„Es ist aber eine nette Geste, Miriam.“
„Ja, sicher.“ Miriam stand auf. „Am liebsten würde ich Aubrey auf der Stelle den Kopf waschen, weil er euch alle in diese Lage hineinmanövriert hat.“
„Er ist ausgegangen.“
„Typisch! Na gut, dann mache ich mich jetzt auf den Heimweg. Schlaf dich aus, Kind, damit du morgen ausgeruht bist und gut aussiehst. Mich wundert, dass du überhaupt auf die Party gehst.“
„So kann ich die Dinge am besten im Auge behalten.“
„Oder machst du dir immer noch Hoffnungen auf diesen James, Harriet?“
„Nein.“ Wieder lächelte Harriet zuckersüß. „Und wenn es so wäre, ginge es nur mich etwas an. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich keine neunzehn mehr bin.“
Miriam sah sie traurig an. „Du bist wirklich sehr nachtragend, Kind.“
„Das hat Vater schon vor langer Zeit erkannt.“
4. KAPITEL
Harriets Vorsatz, am nächsten Morgen auszuschlafen, wurde vereitelt, weil schon in aller Herrgottsfrühe der Lieferverkehr für das Fest direkt an ihrem Häuschen vorbei einsetzte. An Schlaf war bei dem Lärm nicht zu denken. Also gab sie sich geschlagen, stand auf, zog sich an und las beim Frühstück die Zeitung. Anschließend schlenderte sie zum Herrenhaus hinüber und leistete ihrem Vater auf der Terrasse Gesellschaft.
„Guten Morgen, Harriet.“
„Guten Morgen. Ich dachte, du würdest die Lieferungen koordinieren.“
„Ich habe gestern beim Zeltaufbau Anweisungen gegeben. Die Leute vom Partyservice kommen auch ohne mich klar. Zum Glück gibt es ein gesetztes
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