Herz in Gefahr (German Edition)
noch schöner geworden. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?«
»Es werden jetzt zehn Sommer, seit Ihr die Kutte genommen und uns verlassen habt«, antwortete Helenhöflich und kam dann direkt auf ihr Anliegen zu sprechen. »Wisst Ihr, wo Robin ist?«
Jeremy nickte, dann sagte er vorsichtig: »Mein Bruder hat im Kloster um Kirchenasyl ersucht. Was wollt Ihr von ihm? Wisst Ihr, dass man ihn des Mordes bezichtigt?«
»Des Mordes an meinem Bruder Andrew Waterhouse. Natürlich weiß ich davon, und deswegen bin ich hier. Ich habe mich auf die lange Reise nach Canterbury begeben, um Robin zu finden. Also sagt mir bitte, wo er sich aufhält«, drängte Helen ungeduldig.
Ohne auf ihre Worte zu reagieren, fragte Jeremy weiter: »Dann seid Ihr von Robins Unschuld überzeugt?«
»Ja! Ich bin gekommen, um ihm zu helfen, den wahren Mörder von Andrew zu fassen.«
»Ich hörte, Ihr hättet das Kopfgeld auf ihn um 50 Goldstücke erhöht. Wieso wollt Ihr ihm nun helfen?« Jeremy ließ nicht locker. Er sorgte sich um seinen Bruder und wollte erst herausfinden, was Helen plante, ehe er bereit war, den genauen Aufenthaltsort von Robin preiszugeben.
»Ich liebe Robin, und ich weiß jetzt, dass er unschuldig ist. Der Mörder meines Bruders heißt Matthew Warthorpe«, antwortete Helen und sah Jeremy mit so klarem, aufrichtigem Blick an, dass er nicht anders konnte, als ihr Glauben zu schenken. »Helft mir, Jeremy, um der Gerechtigkeit willen. Ich muss Robin finden.«
Und mit leiser Stimme erzählte sie Jeremy alles, was sich auf Waterhouse zugetragen hatte. Sie verschwieg auch ihr Treffen mit Robin am Tag zuvor nicht, seine Enttäuschung und Verärgerung, als er von der geplanten Hochzeit erfahren hatte.
»Gebt mir Euer Wort, dass Robin aus Eurem Munde nicht erfährt, dass ich das Kopfgeld erhöht habe. Als ich es tat, wähnte ich Euren Bruder schuldig, doch nunweiß ich, wer Andrew getötet hat. Bitte, Jeremy, Robin darf niemals erfahren, was ich in meinem Leid und Schmerz um Andrew getan habe.«
Jetzt, nach diesem Geständnis und der tiefen Reue in Helens Augen, war der Mönch restlos davon überzeugt, dass die junge Lady aus Liebe zu Robin handelte. Er nickte mit dem Kopf und sagte dann:
»Ich glaube Euch, Helen. Aber eines Tages werdet Ihr Robin Euren Fehler eingestehen müssen. Wartet nicht zu lange damit, denn er wird es ohnehin irgendwann erfahren, und es ist besser, er hört es aus Eurem Mund.«
»Ihr habt wohl Recht, Jeremy. Doch jetzt ist nicht die Zeit dafür. Erst muss ich Robins Vertrauen zurückgewinnen und ihm helfen, Warthorpes Schuld nachzuweisen.«
Jeremy legte Helen leicht seine Hand auf den Arm und berichtete ihr von der Auflage des Erzbischofs, einen Bürgen beizubringen, damit Robin zunächst in die Freiheit zurückkehren konnte.
»Lasst mich mit Bourchier sprechen. Ich werde für Robin bürgen«, sagte Helen eindringlich, nachdem Jeremy geendet hatte. »Bringt mich zum Erzbischof von Canterbury, ich bitte Euch.«
Jeremy nickte, sah sie mit strahlenden Augen an und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie liefen über den Klosterhof, vorbei an dem Gärtchen mit seinen duftenden Kräutern, durch den Säulengang und verharrten schließlich vor den Gemächern des Erzbischofs.
»Wartet hier«, sagte Jeremy knapp, dann klopfte er an die Tür und verschwand. Einen Augenblick später stand er bereits wieder auf dem Gang.
»Der Erzbischof erwartet Euch«, sagte er schlicht und nickte Helen aufmunternd zu.
Thomas Bourchier lächelte, als Helen sein Gemach betrat. Höflich kniete sie vor ihm nieder und küsste seinen Ring. Dann erhob sie sich und sagte mit entschlossener Stimme:
»Habt Dank, ehrwürdiger Vater, dass Ihr mich so schnell empfangt. Ich bin gekommen, um für Robin Bloomfield zu bürgen.«
Erwartungsvoll sah sie Bourchier an.
»Ihr seid Lady Helen Waterhouse, nicht wahr?«, fragte der Erzbischof, und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort:
»Ich habe von Euch und dem Unglück, welches über Eure Burg kam, gehört. Wenn Ihr für Bloomfield bürgen wollt, dann seid Ihr von seiner Unschuld überzeugt?«
»Ja, ehrwürdiger Vater, das bin ich«, antwortete Helen einfach.
Bourchier betrachtete die junge Frau aufmerksam. Er war ein kluger Mann und erkannte auf den ersten Blick, dass Helen Robin liebte, mit einem tiefen und reinen Gefühl.
»Gut, mein Kind. Ich nehme Eure Bürgschaft an, doch nur unter der Bedingung, dass Ihr Euch gemeinsam auf die Suche nach Warthorpe begebt. Ihr wisst genau,
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